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Eine Käranlage im sauerländischen Warstein
© dpa

Überforderte Kläranlagen: Mikroplastik gelangt oft in deutsche Gewässer

Viele Kläranlagen können kleine Plastikteile aus dem Abwasser nicht genügend herausfiltern. In Berlin wurden die Anlagen noch nicht danach untersucht.

Mikroplastik im Abwasser – mit diesem Problem sind viele Kläranlagen in Deutschland überfordert. Experten des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) haben zwölf Kläranlagen im Nordwesten Niedersachsens untersucht und ihr Ergebnis am Donnerstag vorgestellt. Das einzige, was die Anzahl der Partikel reduzieren könne, seien Schlussfilter. Und die sind teuer.

Die winzigen Teilchen, die weniger als fünf Millimeter groß sind, stammen aus Duschgels, aus Zahnpasta oder aus anderen Artikeln mit einem Peeling-Effekt. Weil sie Schadstoffe an sich binden und in die Nahrungskette gelangen können, sind sie ein ökologisches Problem. „Seit über 60 Jahren wird Plastik in unterschiedlichster Form verwendet. Doch nie wurde hinterfragt, welche Gefahren davon ausgehen“, sagte Almut Kohlwitz, Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz.

Nur eine Kläranlage hat Tuchfilter

Bei der Untersuchung maßen die Forscher eine Belastung von 86 bis zu 714 Partikeln je Kubikmeter und von 98 bis 1479 Fasern pro Kubikmeter. Bei einer Kläranlage fielen die Werte mit mehr als 13 000 Partikeln je Kubikmeter völlig aus dem Rahmen. Hier sei eine weitere Untersuchung nötig, sagte der Mikrobiologe des AWI, Gunnar Gerdts. Nur die Kläranlage Oldenburg verfügte über einen Tuchfilter, der die Gesamtfracht von Mikroplastikteilchen um 97 Prozent reduzierte.

Je nach Anlagengröße gelangen pro Jahr zwischen 93 Millionen und 8,2 Milliarden Partikeln in die Flüsse. Gerdts regte deshalb an, auch dort nach dem Kunststoff zu suchen. Mikroplastik haben die Forscher auch im Klärschlamm der Anlagen gefunden. Pro Kilogramm Trockenmasse waren es zwischen 1000 und mehr als 24 000 Teilchen. Für jede Kläranlage ergibt das hochgerechnet Werte zwischen 1,2 und 5,7 Milliarden Partikeln und Fasern.

In Berlin gab es noch keine Untersuchung

In Berliner Klärwerken wurden Rückstände von Mikroplastik bislang noch nicht untersucht, aber eine Analyse ist für das nächste Jahr geplant. Dabei soll auch geklärt werden, wie schädlich die kleinen Teilchen wirklich sind. „Wir haben noch keine Spuren im Trinkwasser gefunden“, sagte eine Sprecherin der Berliner Wasserbetriebe. Einen Tuchfilter wie in Oldenburg gebe es allein in Ruhleben — allerdings nur probeweise. „Vielmehr muss man schauen, wie Mikroplastik schon bei der Herstellung von Produkten vermieden werden kann“, meinte die Sprecherin. Eine Lösung könnten winzige Partikel aus Biowachs sein. Statt aus Kunststoff.

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