Private MHB stockt kurzfristig auf: Mehr Medizinplätze für Brandenburg
Die private Medizinische Hochschule Brandenburg nimmt kurzfristig mehr Studierende auf. Intern gibt es Bedenken, ob die zusätzliche Lehre zu stemmen ist.
Nirgendwo ist der Ärztemangel so groß wie in Brandenburg – das haben unlängst erst wieder Zahlen der Gesundheitsministerin belegt. Auch vor diesem Hintergrund erhöht die private Medizinische Hochschule Brandenburg (MHB) kurzfristig die Zahl ihrer Studienplätze.
Schon zum kommenden Wintersemester werden erstmals zusätzlich 24 Studienanfänger in der Humanmedizin aufgenommen, bisher wurden nur zum Sommersemester 48 Studierende zugelassen. Ab dem kommenden Jahr sollen im Sommer wie Winter jeweils 48 Studierende starten, was die Kapazitäten insgesamt verdoppelt, wie die Hochschule ankündigt.
Die kurzfristige Erhöhung ist an der Uni allerdings umstritten, denn Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter fürchten unter anderem, es fehle an Personal, um die zusätzliche Lehre zu leisten. Das geht aus einem offenen Brief von fünf Mitgliedern des Akademischen Senats der MHB hervor, der per Mail an alle Hochschulmitglieder geschickt wurde und der dem Tagesspiegel vorliegt.
Darin heißt es, prinzipiell werde der geplante Studierendenzuwachs zwar befürwortet. Dennoch gebe es „Risiken“, wegen derer sich schon der Fakultätsrat gegen den schnellen Ausbau ausgesprochen habe, was das Präsidium bislang aber ignoriere. Die Unterzeichner – vier Professoren und eine wissenschaftliche Mitarbeiterin – fordern das Präsidium nun auf, auf der Senatssitzung an diesem Donnerstag „belastbare Zahlen vorzulegen, aus denen hervorgeht, dass die Studierendenzahlerhöhung sinnvoll und ohne Qualitätseinbußen umsetzbar ist“.
Viele Mitarbeiter würden schon jetzt an der Grenze ihrer Belastbarkeit arbeiten, heißt es weiter. „Aus diesem Grund erwarten wir, dass der Studierendenaufwuchs mit einer entsprechenden Personalaufstockung einhergeht.“ Unter anderem wird das Präsidium gebeten darzustellen, „wie der notwendige Aufwuchs hauptamtlicher Professuren zur Erfüllung von 50 Prozent professoraler Lehre realisiert werden soll“. Dass die Lehre in dem Modellstudiengang der MHB zu 50 Prozent von Professoren geleistet wird, ist in der Satzung vorgesehen.
Aktuell sind an der MHB 235 Medizin-Studierende immatrikuliert
Ein Uni–Sprecher erklärte am Mittwoch auf Anfrage, die für den Ausbau zusätzlich benötigten Ressourcen seien „von der Geschäftsführung bewilligt und auch schon freigegeben“. Die geplante Aufstockung sei dennoch nur „Dank des beherzten und engagierten Einsatzes unserer akademischen und administrativen Mitarbeiterinnen möglich“.
Die 2014 gegründete MHB ist bislang die einzige Hochschule in Brandenburg, die ein Medizinstudium anbietet. Sie hat Standorte in Neuruppin, Brandenburg/Havel und Bernau. Aktuell sind 235 Studierende immatrikuliert, weitere rund 175 in Psychologie. Das gesamte Studium in der Medizin werden 125.000 Euro Gebühren verlangt, wobei sich die Summe auf 45.000 Euro reduzieren lässt, wenn man einen Darlehnsvertrag mit einer kooperierenden Klinik schließt.
Hängt der kurzfristige Ausbau der Kapazitäten damit zusammen, dass die Landesregierung eine staatliche Medizin-Fakultät in Cottbus aufbauen will und die MHB nun ihre Stellung als „Platzhirsch“ markieren möchte? Nein, sagt der Uni-Sprecher. Die Pläne für Cottbus begrüße man, „der Bedarf ist da“. „Wir freuen uns, wenn die Planung in Abstimmung mit uns geschieht.“
Neues Stipendienprogramm für künftige Landärzte
Zur Aufnahme zusätzlicher Studierender motiviert worden sei die MHB auch durch ein neues Stipendienprogramm des Landes für Studierende in ganz Deutschland, die später Landarzt in Brandenburg werden wollen. Landeskinder und MHB-Studierende werden bei gleicher Eignung bevorzugt. Die neuen Studierenden hat die MHB bereits ausgewählt: Sie kommen aus dem Kreis der Bewerber, die zum Sommersemester schon das Auswahlverfahren durchliefen, aber keine Zusage erhalten hatten.
Unmut löst dem Offenen Brief zufolge auch aus, dass die Gremien der Hochschule bei dem Beschluss vom Präsidium übergangen worden seien. Der Akademische Senat müsse aber in grundsätzliche Fragen der Lehre und „strukturverändernde Prozesse“ einbezogen werden. Die Erhöhung der Studierendenzahl stelle eine solchen strukturverändernden Prozess dar.