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Zu heiß gebadet. Korallen reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen.
©  Daniel Hjalmarsson (unsplash.com)

Klimaforschung: Mehr Hitzewellen im Meer

In den Ozeanen steigen insgesamt die Temperaturen. Doch auch die Extremereignisse haben zugenommen, mit Folgen für Ökonomie und Ökologie.

Obwohl derzeit jedes Jahr eines der wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen zu sein scheint, erinnern sich viele besonders an ein Ereignis, das schon 15 Jahre zurückliegt: die Hitzewelle 2003 mit ihren Extremtemperaturen und geschätzt 70.000 Todesopfern in Europa. Weniger bekannt ist, dass das Mittelmeer damals ebenso überhitzt war.

Doch solche Ereignisse haben meist ebenfalls schwerwiegende Folgen für Ökosysteme und Wirtschaft – von Fischerei bis Tourismus. Im Fachblatt „Nature Communications“ weist eine Forschergruppe nun erstmals nach, dass solche „marinen Hitzewellen“ über die vergangenen gut 90 Jahre deutlich zugenommen haben.

54 Prozent Zunahme der Hitzewellen-Tage

Das internationale Forscherteam um Eric Oliver von der Dalhousie University im kanadischen Halifax nutzte Temperatur-Daten von 1925 bis 2016, erhoben mit den unterschiedlichsten Methoden. Sie zogen dabei den Einfluss lang bekannter wiederkehrender Extrem-Ereignisse wie etwa El Niño ab.

Trotzdem kamen sie auf eine 34-prozentige Zunahme in der Häufigkeit der Hitzewellen. Zudem waren diese im Schnitt 17 Prozent länger, was unter dem Strich eine Zunahme der Zahl von globalen Meereshitzewellen-Tagen um 54 Prozent bedeutete. Nach 1982, so Oliver, habe sich diese Entwicklung zudem „merklich beschleunigt“.

Schlagartige ökologische Veränderungen

Damit verhält sich das Klima im Meerwasser ähnlich wie das der Atmosphäre: Es wird insgesamt wärmer, aber auch gewisse Extremereignisse häufen sich. Zusätzlich zeigt sich im Meer, dass Hitzewellen sonst eher schleichende ökologische Veränderungen schlagartig herbeiführen können. So verschieben sich die Verbreitungsgebiete wärmeliebender Arten in kurzer Zeit stark, schrumpfen aber nach Abkühlung nicht wieder in gleichem Maße. Vor Westaustralien etwa gingen 2011 die Kelp-Wälder ein. Komplett andere Tange füllten die Lücke und haben seither nicht wieder Platz gemacht.

Eine Meeres-Hitzewelle, die wie jene im Mittelmeer 2003 ebenfalls von einer auf dem Land begleitet wurde, ließ an der Ostküste Nordamerikas 2012 die Hummer besonders gut gedeihen. Die Folge war allerdings, dass die Preise einbrachen und die Fischer trotz guter Fänge Verluste einfuhren. Weil für die Zukunft eine weitere Zunahme dieser Ereignisse erwartet wird, weisen die Forscher darauf hin, dass auch solche und ähnliche wirtschaftliche Auswirkungen zunehmen könnten.

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