Neuer Krankenkassen-Report: Mehr Eingriffe am Herzen
Vor allem beschichtete Gefäßstützen werden öfter eingesetzt - die Krankenkassen fragen sich, ob das aus medizinischen oder finanziellen Gründen geschieht.
In Deutschland steigt die Zahl der Eingriffe an Herzkranzgefäßen. Im vergangenen Jahr unterzogen sich Patienten in mehr als 330000 Fällen im Krankenhaus einem solchen Eingriff oder einer Bypass-Operation, wie aus dem am Dienstag veröffentlichten Krankenhausreport der Krankenkasse Barmer GEK hervorgeht. Obwohl in den vergangenen Jahren tendenziell weniger Menschen wegen Erkrankungen der Herzkranzgefäße im Krankenhaus waren, wurden bestimmte Operationen öfter vorgenommen.
Einen Boom verzeichnet der Report vor allem bei mit Medikamenten beschichteten Gefäßstützen. Mit Hilfe der Stents, röhrenförmiger Gitterstützen aus Metall, sollen verengte Herzkranzgefäße wieder geöffnet werden. Die Zahl der Eingriffe mit solchen beschichteten Stents stieg seit 2005 demnach um 224 Prozent. Im Gegenzug sanken die Eingriffe mit unbeschichteten Gefäßstützen sowie die Zahl der Bypass-Operationen am offenen Herzen deutlich.
Der Report führt den Anstieg der Operationen zum Teil darauf zurück, dass heute auch Patienten mit koronarer Herzkrankheit behandelt werden, die früher aufgrund ihres Alters oder weiterer Erkrankungen gar nicht für eine Behandlung in Frage kamen. Zudem würden auch zunehmend Menschen mit anderen Herzerkrankungen behandelt.
Der stellvertretende Barmer-GEK-Chef Rolf-Ulrich Schlenker hält es allerdings für fraglich, „ob sich dieser Zuwachs ausschließlich medizinisch begründen lässt oder der Preis die Menge der Eingriffe beeinflusst“. Die Kassen werfen den Krankenhäusern vor, sie würden vor allem jene Operationen vornehmen, die sich finanziell lohnen.
Schlenker bekräftigte in diesem Zusammenhang die Forderung nach einer stärkeren Spezialisierung der Kliniken und einer Kopplung der Vergütung an die Qualität der Behandlungen. Dies müsse bei der geplanten Krankenhausreform berücksichtigt werden.
Wie aus dem Krankenhausreport weiter hervorgeht, bleiben die Patienten immer kürzere Zeit im Krankenhaus. Die durchschnittliche Verweildauer sinkt seit Jahren und lag 2013 bei durchschnittlich 7,6 Krankenhaustagen je Fall. Lediglich bei den psychischen Störungen stieg die Verweildauer seit 2005 auf jetzt durchschnittlich 32,2 Tage. AFP