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Das Foto machte die Sonde "Insight" mithilfe einer an einem Roboterarm befestigten Kamera. Es zeigt die unmittelbare Umgebung der Landestelle auf dem Mars in der Ebene "Elysium Planitia".
© Uncredited/NASA/AP/dpa

Raumsonde Insight: Mars-Roboter sendet erste Fotos zur Erde

"Das sieht schon sehr gut aus": Die Sonde "Insight" ist nach 500 Millionen Kilometern gelandet und hat Eindrücke von ihrer Umgebung geschickt.

Um 20.52 Uhr und 59 Sekunden deutscher Zeit unterbrechen die Worte "Touchdown confirmed" die Stille im Kontrollzentrum im kalifornischen Pasadena. Danach gibt es kein Halten mehr. Dutzende Menschen in weinroten Nasa-Hemden fallen sich in die Arme, klatschen sich ab, rufen ihr Glück lauthals heraus. Sie feiern die sichere Landung des Nasa-Roboters "Insight" auf dem Mars. Nach einer fast 500 Millionen Kilometer langen Reise, die im Mai dieses Jahres begonnen hatte, setzte der Lander in der Ebene "Elysium Planitia" etwas nördlich des Mars-Äquators auf.

Die Oberfläche scheint ideal für den Marsmaulwurf

Es ist bereits das achte Mal, dass die Menschheit auf dem Mars landet, aber das erste Mal, seit dies 2012 der Nasa-Sonde "Curiosity" gelungen war. Nach den "sieben Minuten des Grauens", wie die Forscher den hochkomplizierten Landeanflug Richtung Mars bezeichnen, war die Erleichterung bei allen Beteiligten groß. "Was für ein wunderbarer Tag für die Nasa", sagte der Chef der US-Raumfahrtbehörde, Jim Bridenstine. "Es war so intensiv, man konnte die Emotionen fühlen."

Seit 20.53 Uhr steht die Landesonde sicher mit ihren drei Beinen auf dem roten Boden des Mars. Kurz danach fuhr sie auch schon ihre beiden Solarflächen aus, um die Batterien aufzuladen. Dienstagmorgen schickte "Insight" bereits erste Fotos von ihrem Standort, aufgenommen von einer an einem Roboterarm befestigten Kamera.

Auf diesem allerersten Foto, das "Insight" vom Mars sendete, bedecken noch Staub und Trümmer, die von den Raketen des Landers aufgewirbelt wurden, den Schutzschild der Kamera. Er wurde später entfernt.
Auf diesem allerersten Foto, das "Insight" vom Mars sendete, bedecken noch Staub und Trümmer, die von den Raketen des Landers aufgewirbelt wurden, den Schutzschild der Kamera. Er wurde später entfernt.
© Uncredited/NASA/JPL-Caltech/dpa

"Das erste Bild, das wir von der Oberfläche bekommen haben, sieht schon sehr gut aus", sagte Tilman Spohn, Planetenforscher am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in einem Video, das die Organisation auf Twitter verbreitete. Es sei kein "Geröllhaufen, wie ich das in meinen Albträumen gesehen habe". Sondern eine flache und sandige Oberfläche mit nur ein paar Steinen. Sie scheint auf den ersten Blick ideal für den Marsmaulwurf, der sich bald in den Boden des Roten Planeten graben soll. Spohn ist wissenschaftlicher Leiter dieses HP3 getauften Experiments, das vom DLR entwickelt wurde.

Das Seismometer hört dem Maulwurf beim Hämmern zu

Die Rammsonde soll sich ab Mitte Januar 2019 Stück für Stück bis auf fünf Meter in den Marsuntergrund vorhämmern. Dabei zieht sie ein mit Temperatursensoren bestücktes Kabel hinter sich her und legt alle halben Meter eine Pause ein, um die Wärmeleitfähigkeit im Boden zu messen. "Wenn man diese beiden Parameter kennt, kann man berechnen, wie viel Wärme noch aus dem Inneren des Mars kommt", sagt Martin Knapmeyer vom DLR-Institut für Planetenforschung.

Die Wissenschaftler hoffen, mehr darüber zu erfahren, wie sich der Mars gebildet hat und dadurch auch Erkenntnisse über die Entstehungsgeschichte der Erde zu gewinnen. Schließlich sei der Nachbarplanet im gleichen Sonnensystem entstanden und wahrscheinlich auch auf ähnliche Weise, sagt Knapmeyer.

Er selbst ist an einem anderen Experiment beteiligt: einem Seismometer, das unter Mitwirkung des DLR von einem internationalen Konsortium unter französischer Leitung gebaut wurde. "Es soll schon zwei Wochen vor HP3 die Oberfläche berühren und kann dem Marsmaulwurf dann beim Hämmern zuhören", sagt Knapmeyer. Vor allem aber soll es die Frage beantworten, wie viel Energie der Planet in Form von Marsbeben anstelle von Wärme abgibt.

Die Nasa-Ingenieure Kris Bruvold (l.) und Sandy Krasner feiern mit ihrem Team den erfolgreichen ersten Abschnitt der Marsmission im Kontrollzentrum im kalifornischen Pasadena.
Die Nasa-Ingenieure Kris Bruvold (l.) und Sandy Krasner feiern mit ihrem Team den erfolgreichen ersten Abschnitt der Marsmission im Kontrollzentrum im kalifornischen Pasadena.
© REUTERS

Bevor die Experimente starten, müssen die Wissenschaftler erst prüfen, ob die empfindlichen Systeme von "Insight" den Flug und die Landung unbeschadet überstanden haben. Um eine geeignete Stelle zu finden, wo der Roboterarm den Marsmaulwurf und das Seismometer später absetzen kann, erstellen die Forscher anhand von Fotos ein räumliches Modell der unmittelbaren Umgebung der Sonde, die sich mit ihren 360 Kilogramm nicht vom Fleck bewegen kann.

Dafür bauen die Nasa-Forscher die Umgebung im Kontrollzentrum in Kalifornien eins zu eins nach, "in einem großen Sandkasten für Forscher", wie Knapmeyer sagt. Dort probieren die Wissenschaftler mit einem maßstabsgetreuen Modell von "Insight" jedes Manöver auf der Erde aus, bevor sie dem echten Roboter auf dem Mars den Befehl geben. "Wir dürfen uns keinen Fehler erlauben", sagt Knapmeyer, denn so weit entfernt von ihrem Heimatplaneten wäre für die Sonde jeder Fehler der letzte.

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