Finanzlücke beim Max-Delbrück-Centrum Berlin: „Mangelhafte Organisation" kostete MDC fast 13 Millionen Euro
Bundesregierung erklärt das Haushaltsloch des Berliner Max-Delbrück-Centrums. Die Opposition sieht weiter Aufklärungsbedarf.
Berlins Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) hat im vergangenen Jahr ein Defizit von 12,73 Millionen Euro erwirtschaftet. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der SPD-Fraktion im Bundestag hervor. Wie hoch das Defizit in diesem Jahr ausfällt, kann die Bundesregierung noch nicht sagen: „Dies hängt maßgeblich davon ab, wie die beschlossenen Konsolidierungsmaßnahmen umgesetzt werden“, heißt es. Zusätzlich werde „eine Lösung“ über den Haushalt des Bundesministeriums für die Helmholtz-Zentren „angestrebt“. Das MDC gehört zur Helmholtz-Gemeinschaft, deren Zuschuss der Bund zu 90 Prozent trägt. Zehn Prozent der 77 Millionen Euro (im Jahr 2012) kommen vom Land Berlin.
Seit August ist öffentlich bekannt, dass das MDC ein Defizit in zweistelliger Millionenhöhe hat. Das Kuratorium hatte das für Personal und Finanzen zuständige Vorstandsmitglied Cornelia Lanz abberufen. Walter Rosenthal, dem Vorstandsvorsitzenden, hatte das Kuratorium hingegen das Vertrauen ausgesprochen (Tsp. vom 12. August).
Dass im MDC ein so großes Defizit entstanden ist, erregt erst recht Aufsehen, weil es in ein neuartiges Großprojekt der Bundesregierung involviert ist. Die Fusion von Teilen seiner Forschung mit Teilen der Forschung der Charité zum Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIG) hatte noch die frühere Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) gemeinsam mit dem früheren Berliner Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) eingefädelt. Da es sich um ein Prestigeprojekt der Bundesregierung handelt, die das BIG mit 270 Millionen bezuschussen will, interessiert sich die SPD im Bundestag umso mehr dafür, seit wann die Bundesregierung wusste, dass das MDC weit über seine Verhältnisse lebt. Im Kuratorium des MDC, das das MDC beaufsichtigt, sitzen schließlich vier Vertreter aus Bundesministerien.
Helge Braun, Parlamentarischer Staatssekretär bei Bundesforschungsministerin Johanna Wanke (CDU), erklärt, er gehe davon aus, dass der administrative Vorstand des MDC (also die abberufene Cornelia Lanz) im August 2012 von der Deckungslücke wusste. Der wissenschaftliche Vorstand sei im Dezember 2012 informiert gewesen. Die Bundesregierung habe von der Deckungslücke am 12. Februar auf mündlichem Wege erfahren. Am 27. Februar sei das Ministerium dann per Mail informiert worden, am 1. März wiederum mündlich.
Die SPD-Fraktion fragt ferner, ob wirklich nur die inzwischen abberufene Cornelia Lanz das Defizit durch Fehlverhalten verursacht hat. Die Bundesregierung antwortet, die Gründe seien „vielschichtig“. Doch habe der Analyse der beauftragten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft festgestellt, „die mangelhafte Organisation, personelle Ausstattung und Überwachung der Arbeit der Abteilung Finanzen/Controlling durch das zuständige Vorstandsmitglied“ habe zum Defizit „maßgeblich beigetragen“. Inzwischen seien die Positionen für Finanzen und Controlling neu besetzt worden, eine zusätzliche Stelle sei für eine zweite SAP-Administration geschaffen worden. Finanzielle Auswirkungen des Haushaltslochs auf das BIG sieht die Bundesregierung aber nicht. Dessen Mittel würden durch eigene Mitarbeiter verwaltet, das MDC stelle dafür einen eigenen Wirtschaftsplan auf. Die Regierung werde die Vorgänge „umfassend prüfen“ und dann entscheiden, „ob weitere Maßnahmen zur Verbesserung des Finanzmanagements beim MDC, dem BIG oder den Helmholtz-Einrichtungen ergriffen werden sollen“.
Für die SPD-Fraktion ist die Angelegenheit mit den Antworten der Bundesregierung noch nicht aufgeklärt. Sie hätte gerne gewusst, wer die Bundesregierung informiert hat und warum dies erst so spät geschah. Rätselhaft bleibe auch, warum das Kuratorium das Problem lange nicht bemerkt hat.
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