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Auf in die Zukunft. Die Grafik zeigt ein Bergbau-Raumschiff, das einen Asteroiden nach Bodenschätzen absucht. Bis es tatsächlich zu dieser Art der Rohstoffgewinnung kommt, dürften noch einige Jahre vergehen.
© Abb.: mauritius images

Bergbau auf Asteroiden: Luxemburg will Rohstoffe im Weltraum gewinnen

Das Land fördert Forscher und Firmen, um die nötigen Technologien zu entwickeln. Fragt sich nur, wem die Bodenschätze am Ende gehören.

Expeditionen in den Weltraum sind sündhaft teuer. Nicht zuletzt, weil Raumschiffe, Treibstoff und in Zukunft vielleicht auch Wohnmodule mit großem Aufwand die Erdanziehungskraft überwinden müssen. Die Kosten (je nach Berechnung mehrere 10.000 Euro pro Kilogramm) ließen sich reduzieren, wenn man einen Teil der Rohstoffe im Weltall gewinnt und dort verarbeitet. Ein solcher Bergbau auf anderen Himmelskörpern, der auch den Bedarf an seltenen Metallen auf der Erde decken könnte, ist Sciencefiction. In den USA gibt es aber schon länger Initiativen, die extraterrestrischen Rohstoffe zu erschließen. Nun mischt auch Europa mit.

Das US-Gesetz widerspricht dem Weltraumvertrag, sagen Fachleute

Am Mittwoch kündigte die Regierung Luxemburgs an, mit der Initiative „Space Resource“ Forschung in dieser Richtung gezielt zu fördern. Wie das Wirtschaftsministerium mitteilt, sollen geeignete Forschungs- und Entwicklungsprojekte der Industrie finanziell unterstützt werden. Auch ein unmittelbares Investment in Firmen, die auf diesem Sektor tätig sind, werde erwogen. Zudem soll der rechtliche Rahmen entwickelt werden, um sicherzustellen, dass die Rohstoffe auch dem gehören, der sie abbaut. Zwar hatten die USA 2015 ein Gesetz verabschiedet, wonach Firmen Anspruch auf geförderte Rohstoffe haben – nach Ansicht von Experten widerspricht das aber dem Weltraumvertrag von 1967, der alle natürlichen Ressourcen jenseits der Erde der gesamten Menschheit zuschreibt. Hier gibt es also noch einiges zu klären.

„Wenn es um wertvolle Metalle geht, sind prinzipiell alle Asteroiden interessant“, sagt Ekkehard Kührt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin. Während auf der Erde schwere Elemente in Richtung Erdkern abgesunken seien, verfügten Asteroiden auch an der Oberfläche über relativ hohe Gehalte, wie Analysen von Meteoriten zeigen. „Ein solcher Körper mit einem Durchmesser von rund 500 Metern enthält beispielsweise knapp 1000 Tonnen Platin“, sagt er. Das sei die fünffache Menge der aktuellen Jahresproduktion auf der Erde.

„Irgendwann wird sich das lohnen“

Im Moment sei es völlig unwirtschaftlich, solche Vorkommen in den Blick zu nehmen, sagt Kührt und betont, dass das DLR derzeit keine Projekte in diese Richtung habe. Aber die Rohstoffe auf der Erde seien endlich, die Preise würden langfristig steigen – und die der Raumfahrt sinken. „Irgendwann wird sich das lohnen“, meint der Forscher.

Dazu muss die Technik noch deutlich weiter entwickelt werden. Einzelne Missionen haben gezeigt, dass man Proben von solchen Himmelskörpern holen kann, doch das waren sehr grobe Verfahren, die einfach aufgeklaubt haben, was sie zu fassen bekamen. „Mit einem gezielten Auswählen hatte das nichts zu tun“, sagt Kührt. Zudem dürfte es nicht einfach sein, Roboter zu bauen, die auf den Minikörpern praktisch unter Bedingungen der Schwerelosigkeit arbeiten. „Auf der anderen Seite erleichtert das den Transport zur Erde, wegen der geringen Anziehungskraft ist der Start viel einfacher als etwa vom Mond“, sagt Kührt.

Gleichwohl liegt noch ein langer Weg vor den Wissenschaftlern und Ingenieuren. Das weiß auch der luxemburgische Wirtschaftsminister und stellvertretende Premier Ètienne Schneider. Er macht deutlich, dass es zunächst um Grundlagenforschung geht. Über konkrete Aktivitäten im Weltraum sei später zu sprechen, zitiert ihn das Ministerium. Offensichtlich geht es ihm darum, auf diesem Gebiet „einen Pflock“ einzuschlagen.

Auch der ehemalige Esa-Chef Dordain ist beteiligt

Eine konkrete Summe, wie viel Geld in die Initiative fließt, wird nicht genannt. Das soll im Lauf des Jahres festgelegt werden, wenn das Raumfahrtbudget des Landes – im Vorfeld der Esa-Ministerratskonferenz im Dezember – verhandelt wird. Wirklich viel Geld wird der Weltraumbergbau anfangs kaum bekommen. Doch Schneider, der nach einem Besuch bei der Nasa im August 2013 das Projekt zunächst im Geheimen vorantrieb, hat namhafte Partner aufgetan. Dazu gehört die vor drei Jahren gegründete US-Firma „Deep Space Industries“, die eine Niederlassung in Luxemburg schaffen will, wie das Fachmagazin „Space News“ berichtet. Darüber hinaus seien die Firmen „Planetary Resources“, gegründet von Google-Mitbegründer Larry Page, und „SpaceX“ im Gespräch mit den luxemburgischen Behörden, um eine Beteiligung auszuloten.

Mit Jean-Jacques Dordain hat Schneider noch einen weiteren Raumfahrt-Promi gewonnen. Der Franzose war bis zum Sommer 2015 Generaldirektor der europäischen Raumfahrtagentur Esa und wird nun als Berater von Space Resources geführt. Der Aufwand, eine Bergbauindustrie im Weltraum aufzubauen, dürfte einen zweistelligen Milliardenbetrag erreichen, sagte er der „Financial Times“. Am Ende könnte allerdings ein Markt entstehen, der Billionen wert sei.

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