Für Forschung an Gravitationswellen: Leibniz-Preis für Physikerin aus Potsdam
Die Potsdamer Gravitationsphysikerin Alessandra Buonanno wird mit Leibniz-Preis ausgezeichnet, dem wichtigsten deutschen Forschungspreis. Sie gehört zu denen, die die von Einstein postulierten Gravitationswellen nachgewiesen haben.
Es gibt sicher nicht viele Wissenschaftler, die sagen können, dass sie den Leibniz-Preis der deutschen Forschungsgemeinschaft auch wegen eines kosmischen Zusammenpralls von zwei sterbenden Neutronensternen in 130 Millionen Lichtjahren Entfernung gewonnen haben. Geschmälert hat der astronomische Unfall, der Mitte Oktober weltweit Schlagzeilen machte, Alessandra Buonannos Chancen auf die wichtigste Auszeichnung für Forscher in Deutschland jedenfalls nicht. Im Gegenteil, das Ereignis zeigte, wie wichtig die theoretischen Modelle der 49-jährigen Gravitationsphysikerin sind, um jene Gravitationswellen zu messen und zu interpretieren, die von solchen kosmischen Katastrophe ausgesendet werden.
Schon 2015, beim allerersten experimentellen Nachweis der einst von Albert Einstein postulierten Gravitationswellen, half die Physik der aus Italien stammenden Forscherin mit. Damals erreichten Gravitationswellen die Erde, die zwei ineinanderfallende schwarze Löcher vor 1,3 Milliarden Jahren ausgesandt hatten. Diese nur mit extrem sensiblen, riesigen Detektoren (LIGO) messbaren Wellen lassen sich erst mit den Methoden korrekt beschreiben, wie sie Buonanno schon kurz nach ihrer Promotion 1996 an der Universität Pisa an so renommierten Forschungsinstitutionen wie dem Cern und dem California Institute of Technology CalTech mitentwickelt hatte. Seit 2014 forscht die Preisträgerin nun schon am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Potsdam und ist seit 2017 Honorarprofessorin an der Humboldt-Universität.
Buonanno ist die einzige Preisträgerin aus der Region
Der Leibniz-Preis ist mit 2,5 Millionen Euro dotiert. Buonanno ist die einzige Ausgezeichnete aus der Region Berlin-Brandenburg in diesem Jahr. Mit ihr kommen drei Preisträger*innen aus den Naturwissenschaften, dazu drei aus den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie den Lebenswissenschaften und zwei aus den Ingenieurwissenschaften. Geehrt werden insgesamt vier Frauen und sieben Männer.
Aus den Naturwissenschaften werden ebenfalls der Göttinger Festkörperphysiker Claus Ropers und der Mathematiker László Székelyhidi (Uni Leipzig) geehrt. Der Kölner Soziologe Jens Becker wird für Arbeiten zu aktuellen Problemen in Gesellschaft und Wirtschaft ausgezeichnet, die Wirtschaftswissenschaftlerin Nicola Fuchs-Schündeln für ihre Forschung in der Makroökonomie. Prämiert werden auch die Amerikanistin Heike Paul (Erlangen) und die Immunologen Veit Hornung (LMU München), Eicke Latz (Uni Bonn) und Erika Pearce (Freiburg). Aus den Ingenieurwissenschaften erhalten der Materialforscher Oliver G. Schmidt (Dresden) den Preis sowie der Informatiker Bernhard Schölkopf (Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme Tübingen).