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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bei einer Pressekonferenz am 8. Februar.
© Michele Tantussi/REUTERS

„Wird zum Angstminister“: Lauterbach-Warnung vor Hunderten Toten löst scharfe Kritik aus

Der Gesundheitsminister warnt mit drastischen Aussagen vor zu frühen Lockerungen. Ethikratsmitglied Rixen hält das für „Bedrohungsszenarien ins Blaue“.

Eine Äußerung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu einer stark steigenden Zahl an Corona-Toten im Falle einer Lockerung der Beschränkungen hat scharfe Kritik hervorgerufen. Ethikratsmitglied Stephan Rixen sagte dem ZDF, dass „Bedrohungsszenarien ins Blaue hinein Grundrechtsbeschränkungen nicht rechtfertigen“ könnten.

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Hamburgs CDU-Chef Christoph Ploß warf dem SPD-Politiker in der „Bild“-Zeitung vor, „zum Angstminister zu werden“. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei (CDU), sagte der „Bild“, Lauterbach stifte mit „immer neuen Ideen und Vorgaben“ Unsicherheit.

Lauterbach hatte am Dienstagabend im ZDF mit Hinweis auf Öffnungsschritte wie in Israel gewarnt, in Deutschland käme man dann auf 400 bis 500 Tote am Tag statt 100 bis 150 derzeit. Die Vorgehensweise Israels sei „sehr risikant“ und für Deutschland kein Vorbild. „Ich warne davor, dass wir zu früh zu öffnen“, betonte der Minister.

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) sagte der „Bild“: „Ich halte es für bemerkenswert, wenn das verfassungsrechtlich begründete Ziel der Corona-Maßnahmen plötzlich verschoben wird – und zwar in dem Moment, in dem die Überlastung des Gesundheitssystems nicht mehr droht.“ Kubicki sagte voraus, spätestens zum 20. März dürften die Corona-Maßnahmen auslaufen, weil es dann keine Mehrheit im Bundestag mehr für eine Verlängerung geben werde.

Der Angegriffene selbst wies die Vorwürfe zurück. Auf Twitter erklärte der Gesundheitsminister, dass wohl einfach nicht gern gehört werden würde, wenn man das Offensichtliche sage: „Würde unsere Inzidenz deutlich steigen hätten wir deutlich mehr Tote“. „Omicron Wunschenken hilft nicht“, schrieb er weiter.

„Die Modellierungen des RKI zeigen deutlich, dass rasant steigende Inzidenzen auch die Zahl der täglich zu beklagenden Todesfälle ansteigen lässt“, erklärte ein Sprecher des Ministers am Donnerstag im französischen Grenoble. Dies sei die Grundlage für die Aussage Lauterbachs gewesen. (Tsp/AFP)

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