Hürden für internationale Studierende: Lange Wartezeiten in deutschen Botschaften
Mehr als zwei Jahre müssen Studierende aus dem Iran warten, um einen Visumsantrag für Deutschland zu stellen. Das Auswärtige Amt verspricht Verbesserungen.
Ausländische Studierende und Forschende, die ein Visum für Deutschland beantragen, müssen bis zu zweieinhalb Jahren auf einen Termin bei den deutschen Botschaften warten. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Datenrecherche des Büros von Kai Gehring, dem wissenschaftspolitischen Sprecher der Bundestagsfraktion der Grünen, hervor.
„Deutschland sollte als Wissenschaftsnation und Land der Dichter und Denker Studierenden aus dem Ausland und internationalen Talenten keine Steine in den Weg legen“, erklärte Gehring dazu. Extrem lange Wartezeiten seien „unzumutbar, abschreckend und demotivierend“. Es dürfe nicht sein, dass wissenschaftliches Spitzenpersonal und internationale Studierende wegen Personalmangels in den Botschaften auf einen Deutschlandaufenthalt verzichten.
Kürzer ist die Wartezeit bei einer Familienzusammenführung
Abgefragt hat Gehring die aktuellen Wartezeiten für einen Termin zur Beantragung eines Visums für einen Studien- und Forschungsaufenthalt. Auf den Webseiten der Botschaften beziehungsweise durch direkte Anfragen bei den Botschaften ergibt sich laut Gehring folgendes Bild: In der deutschen Botschaft im Iran (Teheran) beträgt die Wartezeit 2,5 Jahre. Die Auslandsvertretung veröffentlicht dazu eine ausführliche Tabelle, nach der Antragsteller ihre ungefähre Wartezeit einschätzen können. Wurde der Visawunsch im Dezember 2017 registriert, könnten Studierende oder Forschende mit einem Termin zur Antragsabgabe Anfang April bis Mitte Juni 2019 zu rechnen, heißt es da beispielsweise. Deutlich kürzer ist die Wartezeit in Teheran mit etwa acht Monaten bei einer Familienzusammenführung oder Eheschließung und bei „sonstigen Daueraufenthalten“ mit zehn bis zwölf Monaten.
Das Auswärtige Amt beruft sich auf 20 Prozent mehr Antragsteller
Als weitere Botschaften mit langen Wartezeiten für die Terminvergabe nennt Gehring Neu-Delhi (Indien) mit vier Monaten, Islamabad (Pakistan) mit etwa sechs Monaten und Jaunde (Kamerun) mit mindestens sechs Monaten. Bei Abfragen etwa in Rabat (Marokko) oder Beirut (Libanon) sei zu erfahren, dass es für 2018 „keine Termine“ mehr gebe.
Deutschland dürfe sich nicht länger von Hochqualifizierten „abschotten“, fordert Gehring. Das Auswärtige Amt müsse die Visavergabe „drastisch beschleunigen und die Auslandsvertretungen in die Lage versetzen, schneller zu arbeiten“.
Gegenüber der "Tagesschau" begründete das Auswärtige Amt die langen Wartezeiten damit, dass die Zahl der Visumsanträge von Studierwilligen in den vergangenen vier Jahren um 20 Prozent gestiegen sei. 2017 hätten die deutschen Auslandsvertretungen 60.184 Studierendenvisa bearbeitet.
Auswärtiges Amt will mit externen Dienstleistern arbeiten
Auf Anfrage erläuterte das Auswärtige Amt dazu am Montag, man sei sich der Probleme bewusst und werde "auch weiterhin personelle Verstärkungen wie organisatorische Maßnahmen ergreifen, damit die Wartezeiten an den betroffenen Auslandsvertretungen wieder reduziert werden können". In Neu Delhi und Mumbai etwa könnten seit Mai dieses Jahres qualifizierte Studierende ihre Anträge über einen externen Dienstleister "mit sehr kurzen Wartezeiten" abgeben. Es handele sich um ein Pilot-Projekt, das nun ausgeweitet werden solle. An der Botschaft Teheran sei ein Neubau der Visastelle "mit deutlich erhöhten Schalterkapazitäten" geplant. Außerdem solle die Antragsannahme für Visa für Kurzaufenthalte ausgelagert werden.