Grüne: Regierung bei Antibiotika-Problem halbherzig: Kritik an Antibiotika in der Tiermast
In Deutschland werden noch immer zu viel Antibiotika verwendet. Die Grünen fordern mehr Einsatz gegen Resistenzen
Anlässlich des bevorstehenden G-7-Gipfels im bayerischen Elmau haben die Grünen die Bundesregierung zu mehr Anstrengungen im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen aufgefordert. Die Grünen-Bundestagsfraktion hat dazu zahlreiche Studien auswerten lassen. Deutschland zählt demnach zu den Großverbrauchern in der Human- vor allem aber in der Tiermedizin. So würden hierzulande viermal mehr Antibiotika pro Nutztier eingesetzt als etwa in Österreich. Lag der europäische Durchschnittsverbrauch 2012 bei Tieren bei 144 Milligramm pro Kilogramm Biomasse, waren es in Deutschland rund 200 Milligramm. Höher war der Verbrauch nur in Italien, Spanien und Ungarn sowie Zypern.
Weniger Antibiotika in der Tiermast, aber mehr Chinolone
Aus der Metastudie von Elisabeth Meyer vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité, die im Auftrag der Grünen erstellt wurde, geht hervor, dass die Gesamtmenge der eingesetzten Antibiotika in der Tiermast zurückgeht (von 2011 bis 2013 um 15 Prozent). Zeitgleich wurden aber mehr Chinolone eingesetzt, die eigentlich der Humanmedizin vorbehalten sein sollten.
Es sei wichtig, dass sich die Staatengemeinschaft des Problems annehme, sagte Anton Hofreiter, Grünen-Fraktionschef im Bundestag. Die Anstrengungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reichten nicht: „Es ist verwunderlich, dass Kanzlerin Merkel das Problem daheim nur halbherzig angeht.“ So müssten etwa überlebenswichtige Reserveantibiotika in der Landwirtschaft sofort verboten werden. Damit die Tiere in den Ställen nicht erkrankten, sollten vielmehr die Haltungsbedingungen verbessert werden. Antibiotikaresistente Keime aus Ställen werden auch auf Menschen übertragen. In Kliniken und Praxen, in denen wegen der Resistenz vieler Keime zunehmend Reserveantibiotika verschrieben werden, verbreiten sich die Keime weiter.
Hannes Heine