zum Hauptinhalt
Krebsfahndung. Immer mehr Schilddrüsentumoren werden gefunden.
© picture-alliance/dpa

Medizin: Krebs der Schilddrüse wird zu oft festgestellt

Mit modernen Untersuchungsmethoden entdecken Ärzte selbst kleinste Tumoren. Die sind häufig ungefährlich, werden aber meist trotzdem entfernt.

Die Diagnose Schilddrüsenkrebs wird nach Ansicht amerikanischer Experten zu häufig gestellt. Das Ergebnis dieser „Überdiagnosen“ sind überflüssige und mitunter schädliche Behandlungen, schreiben Mediziner der Mayo-Klinik in Rochester im Fachblatt „BMJ“. Die Ärzte weisen auf einen Trend hin, der in den USA wie in vielen anderen Ländern seit langem zu beobachten ist. Dank immer besserer Nachweisverfahren wie hochgenauem Ultraschall werden mittlerweile schon sehr kleine Geschwülste in der Schilddrüse festgestellt und entfernt, obwohl sie meist keine echte Gefahr darstellen. In den USA hat sich so die Zahl der Fälle von Schilddrüsenkrebs in den letzten 30 Jahren verdreifacht, ohne dass mehr Menschen an dem Tumor sterben. Einen ähnlichen Trend gibt es auch in Deutschland.

Die Forscher weisen auf Studien hin, nach denen der mittlerweile häufig festgestellte und praktisch immer heilbare „papilläre“ Schilddrüsenkrebs im Frühstadium kaum eine Gefahr darstellt und möglicherweise bei 30 Prozent aller Menschen vorkommt. Sie plädieren dafür, diese Niedrigrisiko-Tumoren umzubenennen, um den Patienten nicht durch die Diagnose „Krebs“ unter Druck zu setzen. Eine Alternative zur Behandlung kann darin bestehen, abzuwarten und die Schilddrüse in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren. Oft wachsen die papillären Tumoren nicht weiter oder schrumpfen nach einer Wachstumsphase wieder. Eine chirurgische Entfernung der Schilddrüse als übliche Behandlungsmethode hat eine Reihe von Nebenwirkungen, darunter eine Lähmung des Kehlkopfnervs oder Schäden an den Nebenschilddrüsen. Zudem muss Schilddrüsenhormon lebenslänglich ersetzt werden.

Zur Startseite