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Passanten vor dem Hauptgebäude der Humboldt-Universität.
© Doris Spiekermann-Klaas
Update

Islamische Theologie in Berlin: Konservative Verbände prägen den neuen Islamstudiengang der Humboldt-Uni

Bis auf Weiteres werden nur konservative muslimische Vereine im Beirat für die Berliner Islam-Theologie vertreten sein. Die Liberalen werden vertröstet.

Liberale Verbände und Initiativen haben auf absehbare Zeit keine Chance, am Entstehen einer islamischen Theologie an der Humboldt-Universität mitzuwirken. Der Gründungsbeauftragte Michael Borgolte schloss eine entsprechende Erweiterung des Beirats erneut aus, weil eine Zuwahl zum jetzigen Zeitpunkt das „sorgsam austarierte Gleichgewicht“ unter den fünf bislang beteiligten Verbänden aushebeln würde.

Einen „Rückschlag um ein Jahr“ will Borgolte nicht riskieren, wie er am Montag im Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses bei einer Anhörung auf Antrag der CDU deutlich machte.

Staatssekretär: Liberale Stimmen auch in konservativen Verbänden

Die ebenfalls angehörte Vorsitzende des Liberal-Islamischen Bundes, Nushin Atmaca, wurde vertröstet. Eine Revision bei den Mitgliedern könnte sich etwa ergeben, falls es bei einem Verband eine „zu starke Nähe zu einer Staatsregierung gibt“, erläuterte Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach.

Dass weiterhin nur die türkische Ditib, die Islamische Föderation Berlin, der Verband der Islamischen Kulturzentren, der Zentralrat der Muslime und die Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands beteiligt sind – durchweg konservativ ausgerichtete Verbände –, müsse nicht heißen, dass nur mit einer Stimme gesprochen werde, sagte Krach. In diesen Verbänden gebe es auch liberale Stimmen.

Borgolte und Krach zeigten sich zuversichtlich, dass die ersten Professuren bald ausgeschrieben werden können. Fest stünden jetzt die Denominationen, nämlich islamische Textwissenschaft, Religionspädagogik und praktische Theologie, Islamisches Recht in Geschichte und Gegenwart sowie Islamische Philosophie und Glaubensgrundlagen. Religionswissenschaftliche „Vielfalt“ sollen zusätzlich zwei Professuren und zwei Nachwuchsgruppen bringen, die jetzt beim Bundesforschungsministerium beantragt werden können.

Keine Einigung über Zusammenarbeit von Uni und Beirat

Bei der Ausschreibung wirkt der Beirat nicht mit. Er ist wieder gefragt, wenn die Berufungsliste steht, könnte dann „aus religiösen Gründen“ bei einzelnen Personalien intervenieren. Unklar ist allerdings, welche Fakultät die Professoren eines Tages berufen soll. Unterdessen gebe es aber eine Konstruktion für die institutionelle Anbindung der islamischen und auch der katholischen Theologie an der HU, sagte Borgolte: Geplant werde ein "Zentrum für Theologien und religionsbezogene Forschung".

Borgolte wagte noch keine Prognose, ob es bei der Sitzung der Arbeitsgemeinschaft islamische Theologie am Montagabend zu einer Einigung über den Vertragstext über die Zusammenarbeit mit dem Beirat kommen würde. Wie am Dienstag bekannt wurde, kam es nicht dazu. Der Vertragstext werde nun in einer weiteren Sitzung im Januar abschließend beraten, teilte Borgolte auf Anfrage mit. Gründe für die Verzögerung nannte er nicht.

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