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Klimawandel vor der Tür. Der Onlinekurs „Iversity.org“ erklärt unter anderem die Auswirkungen des Klimawandels in Deutschland – wie hier das ausgetrocknete Flussbett der Elbe.
© dpa
Update

Der MOOC zum Klimagipfel: Klüger mit dem Klima-Kurs

Warum ist der Klimagipfel in Paris so wichtig? Ein Online-Seminar des Deutschen Klimakonsortiums und des WWF bietet einen umfassenden Überblick.

In gut fünf Wochen ist die Klimapolitik wieder Tagesgespräch. Denn dann treten in Paris die Vertreter der 194 Staaten der Klimarahmenkonvention zusammen, um über ein neues Klimaabkommen zu befinden. Aber was ist eigentlich der Klimawandel? Was sind die Ursachen? Und was die Folgen? Diese Frage wird im Eifer der politischen Fachdebatten meistens nicht mehr im Detail beantwortet. Deshalb haben die Umweltstiftung WWF und das Deutsche Klima-Konsortium (DKK), ein Zusammenschluss führender Klimaforscher Deutschlands, gemeinsam einen Onlinekurs zum Klimasystem, dem Klimawandel und seinen Folgen konzipiert. Am 9. November 2015 beginnt der Kurs, der von führenden Klimaforschern mit Lehrvideos, Begleitmaterial und Online-Aufgaben gestaltet wird. Der Kurs wird auf der Online-Lernplattform „Iversity“ angeboten und von der Robert-Bosch-Stiftung mitfinanziert.

Der Kurs ist der erste deutschsprachige „Massive Open Online Course“ (MOOC), der zum Klimathema angeboten wird. Bachelor-Studenten können ein Zertifikat erwerben, das in ihren Studiengängen anerkannt wird. Aber der Kurs richtet sich auch an die interessierte Öffentlichkeit, die kostenlos daran teilnehmen kann. Der Tagesspiegel begleitet den fünfwöchigen Online-Kurs auf seiner Internetseite. Jede Woche gibt es einen Text, der Inhalte aus dem Online-Kurs aufgreift. In diesen Texten werden zudem einige der Lehrvideos zu sehen sein, die auch im Kurs Verwendung finden.

Führende Klimaforscher geben einen Überblick

In fünf Kapiteln werden 19 führende Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler einen umfassenden Überblick über den Klimawandel geben. Den Anfang macht Mojib Latif vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung. Der diesjährige Deutsche Umweltpreisträger erklärt das Klimasystem sowie den Unterschied zwischen natürlichen und menschengemachten Treibhausgasemissionen. Unterstützt wird er von Paul Becker vom Deutschen Wetterdienst, der den Unterschied zwischen Wetter und Klima erläutert.

Im zweiten Kapitel geht es um Grundlagen der Klimaforschung. Jochem Marotzke vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie erklärt, wie das Klima modelliert werden kann und was ein Klimamodell überhaupt ist. Es geht um Szenarien, und warum sie keine Prognosen sind und um die Frage, warum die globale Erwärmung unter zwei Grad im Vergleich zum Beginn der Industrialisierung gehalten werden sollte.

Auch die gesellschaftlichen Folgen des Klimawandels werden diskutiert

Das dritte Kapitel schaut in die Klimavergangenheit. Michael Schulz vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen lässt in einen Bohrkern blicken und erläutert, was man daraus lernen kann. Im vierten Kapitel geht es um die Auswirkungen des Klimawandels. Hermann Lotze-Campen vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung berichtet von Ökosystemen unter Stress, wie beispielsweise den Ozeanen, die wegen des hohen Kohlendioxidgehalts versauern. Manfred Stock, ebenfalls vom PIK, wirft einen Blick auf die Klimafolgen in Deutschland.

Das fünfte Kapitel beschäftigt sich mit den gesellschaftlichen Folgen des Klimawandels. Anita Engels, Sprecherin des Exzellenzclusters Klima der Universität Hamburg, spricht über Möglichkeiten und Grenzen, sich an den Wandel anzupassen. Dabei werden Erfolge und Misserfolge der internationalen Klimapolitik genannt. Der Kurs endet eine Woche vor Abschluss des Klimagipfels. Wer teilnimmt, kann dann bestimmt kompetent mitreden.

Interessenten können sich für den Kurs anmelden unter www.iversity.org

Weitere Onlinekurse

Das Klima-MOOC ist nicht die einzige Möglichkeit, sich in einem Online-Kurs auf den Klimagipfel in Paris vorzubereiten. Die Fernuniversität Hagen hat gemeinsam mit der schwedischen Universität Lund schon im September mit einem ebenfalls kostenlosen MOOC begonnen, bei dem es um Klima und Gerechtigkeit geht. Annette Elisabeth Töller, Wissenschaftliche Direktorin des Interdisziplinären Fernstudiums der Umweltwissenschaften (Infernum) der Fernuniversität Hagen und Thomas Bergström, der die Politikwissenschaften der Universität Lund leitet, haben den Kurs konzipiert.

Es geht um die Klimawissenschaft, um die Blockaden im internationalen Verhandlungsprozess, die institutionelle Zusammenarbeit beim Klimaschutz, um Kohlenstoffmärkte, Nord-Süd-Beziehungen und Öko-Kolonialismus, um Klimaflucht und Klimakriege sowie um die Lösungen. Ein Lösungskapitel befasst sich mit den nicht mehr verbrennbaren fossilen Brennstoffen, und ein zweites mit einer wirtschaftlichen Abrüstung und Klimagerechtigkeit.
Auch in den englischsprachigen Kurs können Interessierte weiterhin einsteigen. Das MOOC umfasst acht Kapitel. Die dafür notwendigen Informationen gibt es hier: https://mooc.umweltwissenschaften.de.
Auch die Berliner Charité nutzt eine Online-Plattform für ein klimabezogenes Bildungsangebot. Das Centre Virchow-Villermé für Public Health, eine Gemeinschaftseinrichtung der Charité-Universitätsmedizin Berlin und der Universität Sorbonne aris Cité, bieten ebenfalls auf der Online-Plattform Iversity einen weiteren Kurs an. Auch dieser Kurs findet in englischer Sprache statt. Der Titel: Climate Change and Health for Policy Makers. Es ist ein einwöchiger Intensikurs, der am 13. Oktober begonnen hat. Im kommenden Jahr soll ein umfangreicherer fünf-wöchiger Kurs zur Frage, welche Rolle der Klimawandel für die Gesundheit spielt auf Iversity verfügbar sein. Der Heidelberger Professor Rainer Sauerborn leitet den Kurs. Weitere Informationen über die Angebote gibt es hier: https://iversity.org/en/courses/brief-on-the-role-of-health-for-climate-policy

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