Afrika: Kleine Menschen - im Urwald isoliert
Seit rund 60.000 Jahren leben Pygmäen in Afrika getrennt von ihren Nachbarn. Selbst Stämme, die in unmittelbarer Nachbarschaft leben, können mit den Jagdmethoden der kleinen Menschen nicht viel anfangen.
Völlig lautlos spannen die kleinen Männer im Regenwald der Zentralafrikanischen Republik mehrere lange und etwa einen halben Meter hohe Netze aus Pflanzenfasern auf. Minuten später wird es plötzlich laut im Regenwald. Die Pygmäen laufen mit schrillen Rufen auf ihre Netze zu. Das kreischende „Huiiiii, huiiii“ schreckt eine pudelgroße Ducker-Antilope auf, die sich auf der wilden Flucht im Netz der Jäger verheddert, das im Dämmerlicht des Waldbodens nahezu unsichtbar ist.
Nicht nur Europäer, sondern auch die in unmittelbarer Nachbarschaft lebenden Bantu-Stämme kennen solche Jagdmethoden kaum. Offensichtlich leben die Pygmäen also sehr isoliert vom Rest der Welt. Das bestätigen Lluis Quintana-Murci vom Pasteur-Institut in Paris und seine Kollegen mit einer Untersuchung des Erbgutes: Seit rund 60 000 Jahren gehen die kleinen Männer im afrikanischen Regenwald eigene Wege und haben nur wenig Kontakt mit ihren Nachbarn, schreiben die Forscher im Fachmagazin „Plos Genetics“.
Die Wissenschaftler haben das Erbgut von zwölf Pygmäengruppen und die Erbanlagen ihrer jeweiligen Nachbarn analysiert, die weit verstreut und zum Teil weitgehend voneinander isoliert zwischen Kamerun, Uganda und Sambia im Herzen Afrikas leben. Untersucht haben sie allerdings nur die Teile des Erbgutes, die keine Bauanleitungen für Eiweiße enthalten. Diese so genannten „nicht-codierenden Sequenzen“ ändern sich nämlich häufig rascher als die für den Organismus essentiellen Baupläne. Voneinander isolierte Gruppen unterscheiden sich daher am stärksten in diesen Teilen des Erbgutes. Und weil sich Änderungen zumindest über die Jahrtausende vermutlich mit einem relativ konstanten Tempo anhäufen, lässt sich aus den Unterschieden schließen, wie lange die jeweiligen Gruppen voneinander getrennt sind.
Rund 60 000 Jahre sollen die Pygmäen demnach von ihren Nachbarn weitgehend isoliert sein, interpretieren die Forscher ihre Analysen. Das deckt sich mit Fossilfunden und anderen genetischen Analysen, nach denen ungefähr zur gleichen Zeit die modernen Menschen – der Homo sapiens – ihre Heimat im Osten Afrikas verließen und in den Süden des Kontinents, aber auch nach Asien und Europa aufbrachen. Eine dieser Gruppen wählte wohl ein Leben im Regenwald, durch den die Pygmäen seither streifen. Auf dem Höhepunkt der Eiszeit vor 20 000 Jahren aber war das Klima erheblich trockener als heute, damals existierten nur noch wenige Reste Regenwald in Afrika. Genau zur gleichen Zeit trennten sich die Pygmäen in eine westliche und eine östliche Gruppe, zeigen die Erbgutanalysen. Beide Gruppen leben noch heute praktisch völlig isoliert voneinander in Afrika. Roland Knauer
Roland Knauer
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