Studie in den USA: Keine Langzeit-Schäden durch Cannabis-Konsum
Jugendliche Kiffer sind später so gesund wie Drogenabstinenzler - das ergab eine Untersuchung in den USA. Das Ergebnis widerspricht der gängigen Einschätzung. Allerdings räumten die Forscher Schwächen bei der Studie ein.
Wer häufig Marihuana raucht, muss mit Folgen für Körper und Geist rechnen. Das ist zumindest die vorherrschende Meinung. Probleme mit den Atemwegen, etwa Bronchitis oder Asthma, und psychische Störungen wie Wahnkrankheiten und Depressionen sollen bei langfristigem Cannabis-Konsum häufiger auftreten. Umso überraschender ist das Ergebnis einer jetzt veröffentlichten amerikanischen Langzeitstudie. Danach ist das Risiko für spätere Gesundheitsprobleme bei kiffenden männlichen Teenagern nicht nachweislich erhöht.
„Was wir das herausgefunden haben, war schon ein wenig überraschend“, bekannte der Studienleiter Jordan Bechtold von der Universität Pittsburgh laut einer Pressemitteilung. „Es gab keine Unterschiede bezüglich der mentalen oder der physischen Gesundheit, die wir feststellten konnten – egal, ob jemand viel oder wenig, häufig oder selten Marihuana während des Erwachsenwerdens konsumierte.“ Die Untersuchung wurde online im Fachblatt „Psychology of Addictive Behaviours“ veröffentlicht.
Kein Unterschied bei Asthma, Allergien und anderen Leiden
Die Studie hatte 408 Teilnehmer und begann in den späten 1980er Jahren. Registriert wurde das Gesundheits- und Sozialverhalten bei 14-jährigen Schuljungen in Pittsburgh. Sie wurden über die nächsten zwölf Jahre in halb- bis ganzjährigen Abständen erneut befragt und dann noch einmal im Alter von 36. Die Wissenschaftler unterschieden vier Gruppen: Niedrig- oder Nienutzer (46 Prozent der Teilnehmer); frühzeitige Dauernutzer (22 Prozent); Teilnehmer, die nur als Jugendliche kifften (elf Prozent); und schließlich jene, die erst in späteren Teenagerjahren mit dem Cannabiskonsum begannen und dann damit weitermachten (21 Prozent). Andere Einflüsse auf die Gesundheit wie Zigarettenrauchen und der Konsum weiterer Drogen wurden in der Untersuchung berücksichtigt.
Die Teilnehmer der vier Gruppen unterschieden sich mit Mitte 30 nur unwesentlich in ihrem gesundheitlichen Befinden. Leiden wie Asthma, Allergien, Bluthochdruck und Kopfschmerzen waren ähnlich häufig, unabhängig davon, wie viel Cannabis die Betroffenen konsumierten. Gleiches galt für psychische Leiden wie Angststörungen, Depressionen und psychotische (wahnhafte) Störungen. Das sei besonders erstaunlich, wenn man sich vor Augen halte, dass die Dauernutzer Cannabis für viele Jahre konsumiert hätten, schreiben die Autoren in ihrer Studie. Auch die Hautfarbe der Studienteilnehmer spielte keine Rolle bei der Frage, wie stark Hanf der Gesundheit zusetzte.
Schwäche: Die Studie hatte nur männliche Teilnehmer
Ihre Untersuchung sei nicht perfekt, geben die Forscher zu bedenken. So habe man nur männliche Cannabisnutzer befragt. Es sei bekannt, dass Drogenkonsum Frauen stärker zusetze. Die Studie hatte nur die Gesundheit von Mittdreißigern zum Gegenstand. Es könne länger dauern, bis sich manche Spätfolgen zeigten. Auch die Gruppeneinteilung habe ihre Tücken. Personen mit einem höheren Gesundheitsrisiko durch Marihuana könnten ihren Konsum anpassen und weniger kiffen, umgekehrt Personen mit einem niedrigeren Risiko mehr Gras rauchen. Das verzerre möglicherweise das Ergebnis. Doch diese Mängel können das überraschende Resultat der Studie nur wenig schwächen.