zum Hauptinhalt
Rollender Geologe. Dieser Rover soll 2018 auf dem Roten Planeten landen und Gesteinsproben sammeln.
© Esa
Update

Raumfahrt: Kein Marsflug für Amerikaner

Der Nasa fehlt Geld für Planetenforschung, deshalb kündigt sie die "Exo-Mars"-Kooperation mit Europa. Den leeren Platz könnte Russland einnehmen. Auch beim Gravitationswellendetektor "Lisa" müssen die Europäer ohne die Nasa auskommen.

In vier Jahren sollte es losgehen: Gemeinsam mit den Europäern wollten die USA eine unbemannte Sonde zum Mars schicken, die dort in der Atmosphäre nach Methan sucht – das Gas könnte auf Mikroben im Boden hinweisen. Für 2018 ist dann ein Roboter geplant, der unter anderem Gesteinsproben sammelt, die später zur Erde kommen sollen. Doch aus der „Exo-Mars“ genannten Kooperation wird wohl nichts. Die Nasa werde sich wahrscheinlich zurückziehen, berichten bereits vor Tagen etwa die „Washington Post“ und „Aviation Week“. Nun ist es amtlich. Am Montag verkündete Nasa-Chef Charles Bolden das offizielle Aus für die Zusammenarbeit.

Ursache dafür ist Geldmangel. Der Haushaltsentwurf von US-Präsident Barack Obama für das Finanzjahr 2013 sieht vor, dass die nationale Raumfahrtagentur mit 17,7 Milliarden Dollar (13,3 Milliarden Euro) weniger Geld bekommt als im laufenden Jahr; zudem stehen in den nächsten Jahren weitere Kürzungen bevor. Dem Entwurf zufolge soll vor allem bei der Planetenerkundung gespart werden, zu der das Exo-Mars-Projekt gehört. Es wäre die Fortsetzung des amerikanischen Mars-Programms gewesen, das für August die Landung des Rovers „Curiosity“ auf dem Roten Planeten vorsieht.

Stattdessen wird ein Großteil des Nasa-Geldes in zwei andere Sparten fließen. Da ist zunächst die bemannte Raumfahrt, die nach dem Ende der Spaceshuttles vorerst ein Ende gefunden hat - abgesehen von den Mitflugmöglichkeiten für Amerikaner in russischen "Sojus"-Raumschiffen. Das Land arbeitet daher mit Hochdruck daran, bald wieder eigenständig Menschen ins All zu bringen. Dazu gehören die Entwicklungen kommerzieller Raumfahrzeuge für den ernahen Raum, den die Nasa maßgeblich mit Geld unterstützt. Parallel dazu treibt die Agentur laut dem Etatplan die Entwicklung der bisher mächtigsten Rakete der Nasa-Geschichte samt einer Kapsel voran, die eines Tages Astronauten zu fernen Zielen wie Asteroiden und schließlich sogar zum Mars bringen soll.

Der zweite Kostenfaktor ist das „James-Webb-Weltraumteleskop“, das einmal „Hubble“ ablösen soll. Das Kosten dafür sind nach zahlreichen Pannen und Fehlschlägen von ursprünglich 1,6 Milliarden Dollar auf fast 8,8 Milliarden gestiegen, der Start wird nun frühestens 2018 erwartet.

Der Ausstieg der Nasa aus Exo-Mars bedeutet nicht das Ende für die beiden Missionen. Russland zeigt ein deutliches Interesse, den Platz in dem Eine-Milliarde-Euro-Projekt einzunehmen, was unter anderem Machbarkeitsstudien zeigen, die in den vergangenen Wochen bereits erstellt wurden. Der Chef der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos, Wladimir Popowkin, bestätigte nun auch offiziell, dass Verhandlungen mit der europäischen Agentur Esa liefen. Gelingt es den beiden Institutionen nicht, eine Einigung zu erzielen, kann die Esa nur hoffen, dass ihre 19 Mitgliedsstaaten die finanzielle Lücke schließen. Sonst sieht es schlecht aus für Exo-Mars.

Der Gravitationswellendetektor eLISA. Der Abstand zwischen drei Satelliten wird extrem genau bestimmt, um so die theoretisch vorhergesagten Stauchungen und Streckungen des Raums zu nachzuweisen.
Der Gravitationswellendetektor eLISA. Der Abstand zwischen drei Satelliten wird extrem genau bestimmt, um so die theoretisch vorhergesagten Stauchungen und Streckungen des Raums zu nachzuweisen.
© AEI/Milde Marketing/Exozet

Und noch eine weitere Kooperation mit Europa fiel dem Kostendruck zum Opfer. Bereits im vergangenen Jahr hat sich die Nasa aus dem Vorhaben "Lisa" (Laser Interferometer Space Antenna) zurückgezogen, das Gravitationswellen nachweisen soll. Dazu sollen drei Satelliten im All ausgesetzt und der Abstand zwischen ihnen extrem präzise bestimmt werden. Auf diese Weise, so hoffen die Forscher, können die theoretisch vorhergesagten Stauchungen der Raumzeit endlich bewiesen werden.

Wie das Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) mitteilt, wurde das Vorhaben in den vergangenen Monaten so überarbeitet, dass es ausschließlich als europäisches Projekt laufen kann. Die Gesamtkosten betragen demnach 850 Millionen Euro, der Start würde 2022 erfolgen - vier Jahre später als die bisherige Planung mit der Nasa vorsah. Und auch der Name hat sich geändert. Aus "LISA" wurde "eLISA" (enhanced LISA) beziehungsweise in der Sprache der Esa "NGO" (New gravitational wave observatory).

(mit dpa)

Zur Startseite