Wahlen an der Humboldt-Universität: Kandidatinnen fürs Präsidium im Test
Die Humboldt-Universität sucht nicht nur einen neuen Präsidenten. Auch das Vizepräsidentenamt für Haushalt muss neu besetzt werden. An die beiden Vize-Kandidatinnen haben die Unimitglieder kritische Fragen.
An der Humboldt-Universität hat das große Wahl-Semester begonnen. Bevor die Universität im Juli über einen neuen Präsidenten oder eine neue Präsidentin entscheidet, steht in der kommenden Woche die Wahl für das Vizepräsidentenamt für Haushalt, Personal und Technik an. Die Aufgaben sind groß, die Finanzen an der HU gelten als unübersichtlich. So rutschte die HU vor einem Jahr in eine Haushaltskrise. Auch die IT muss dringend modernisiert werden. Der Posten ist seit Langem unbesetzt, über die Ausgestaltung des Amtes kam es zu Verwerfungen. Der scheidende Präsident Jan-Hendrik Olbertz wollte den Vizepräsidenten durch einen Kanzler ersetzen, der mehr Kompetenzen gehabt hätte. Olbertz hoffte auch, das Kanzlermodell könnte das Amt attraktiver machen. Mit seiner Idee kam er aber nicht durch. Die Vize-Stelle wurde neu ausgeschrieben – Olbertz gab das als Grund an für den Verzicht auf eine erneute Kandidatur als Präsident.
Dem Amt gewachsen?
Zur Vize-Wahl hat das Kuratorium der HU nun zwei Kandidatinnen vorgeschlagen. Angela Walter, Referatsleiterin für Hochschulentwicklung und Controlling in der Berliner Wissenschaftsverwaltung, und Swantje Heischkel, Kanzlerin der (Fach)Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig. Als sich die beiden Kandidatinnen am Dienstag im Konzil der HU vorstellten, schimmerte bei den Fragen der Unimitglieder allerdings Skepsis durch, ob die beiden dem Amt wirklich gewachsen wären.
So fragte der Physik-Professor Jürgen Rabe Angela Walter gleich zu Beginn, für wie viele Personen sie derzeit Personalverantwortung trage. 30 Personen sei das höchste gewesen, antwortete Walter. „Und wie verantwortlich waren Sie bei der Verteilung der Mittel?“, fuhr Rabe fort. Walter sagte, dabei hätten natürlich die Senatorin und der Staatssekretär das letzte Sagen: „Aber Sie können davon ausgehen, dass die meinen Zahlen vertrauen.“ Mehrfach wurden ihre Erfahrungen zur Personal- und Verwaltungsentwicklung hinterfragt. Und insbesondere bei der Frage, wie die IT der Uni modernisiert werden kann, schienen die Gremienmitglieder mit den recht vagen Äußerungen Walters unzufrieden. „Ihr Bekenntnis zur IT-Erneuerung ist lauwarm“, sagte der Informatiker Christoph Freytag. Walter versuchte im Gegenzug vor allem mit ihrer Detailkenntnis der Berliner Hochschulfinanzierung zu überzeugen.
Von der FH an die HU
Walters Konkurrentin Heischkel ist seit 2013 Kanzlerin der HTWK Leipzig, davor war sie BWL-Professorin an einer dualen Hochschule in Baden-Württemberg. Bei ihr drehte sich vieles um die Frage, inwieweit ihre Erfahrungen an einer kleineren FH auf die HU übertragbar sind. „Welche Unterschiede sehen Sie zwischen einer Fachhochschule und einer Universität?“, fragte etwa ein Professor. „Haben Sie Erfahrungen mit der Strukturplanung einer großen Hochschule“, wollte Larissa Klinzing von der Gruppe der wissenschaftlichen Mitarbeiter wissen. Heischkel antwortete ausweichend: „Ich werde meinen Arbeitsstil an die so viel größere Dimension einer Universität anpassen.“ Überhaupt verwies sie mehrfach darauf, dass sie als Außenstehende keine fertigen Konzepte für die HU haben könne. – Ob eine der beiden Kandidatinnen eine Mehrheit im Konzil findet, wird sich am kommenden Dienstag zeigen.
Tilmann Warnecke