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Elementar. Schwangere brauchen 230 Mikrogramm Jod pro Tag.
© picture alliance / dpa

Schwangerschaft: Je weniger Jod, desto geringer der IQ des Kindes

Bereits ein leichter oder moderater Jodmangel in der Schwangerschaft kann dazu führen, dass sich das Gehirn des Fötus nicht optimal entwickelt.

Im Alter von acht Jahren schnitten diese Kinder etwas schlechter bei IQ-Tests ab, ein Jahr später hatten sie etwas mehr Probleme beim Lesen und Verstehen von Texten als ihre Altersgenossen. Das berichten britische Forscher um Margaret Rayman von der Universität von Bristol im Fachjournal „Lancet“.

Der Effekt von schwerem Jodmangel in der Schwangerschaft ist seit Jahrzehnten bekannt, betrifft heute aber vor allem Frauen in Entwicklungs- und Schwellenländern. In Industrieländern dagegen fehlt den Frauen in der Schwangerschaft oft nur ein bisschen Jod. Ob und wie sich dieser leichte Mangel auf den Fötus auswirkt, wurde bisher kaum untersucht.

Die britischen Forscher griffen nun auf Proben und Daten einer einzigartigen Langzeitstudie zurück, die auch als „Kinder der 90er“ bekannt ist. 1990 begannen Wissenschaftler damit, dafür mehr als 14 500 schwangere Frauen aus Bristol und der Grafschaft Avon anzuwerben. Die Frauen füllten etwa 100 Seiten lange Fragebögen aus, gaben Urin- und Blutproben und nach der Geburt sogar die Plazenta ab. Die Entwicklung der Kinder wurde seit der Geburt bis heute im Detail verfolgt. Zu der Sammlung gehören unter anderem Milchzähne von 4000 Kindern, 20 000 Haarsträhnen und unzählige andere Proben, Fragebögen und Tests. Entstanden ist eine Art Bibliothek des Lebens, mit der Forscher herausfinden wollen, wie Genetik und Umwelt die Entwicklung der Kinder beeinflussen.

Rayman und ihre Kollegen analysierten nun Urinproben von 1040 Frauen, die diese im ersten Drittel der Schwangerschaft abgegeben hatten. Das Team unterteilte die Schwangeren danach, ob bei ihnen entsprechend den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation überhaupt ein Jodmangel vorlag und wie schwer der Jodmangel war. Demnach gilt die Jodzufuhr rückblickend als ausreichend, wenn in einer Urinprobe 150 Mikrogramm Jod pro Gramm des Stoffwechselprodukts Kreatinin nachweisbar sind. Zusätzlich suchten die Forscher die archivierten Testresultate der Kinder heraus, die diese im Grundschulalter absolviert hatten. Dank umfangeicher Fragebögen konnten die Forscher 21 weitere Faktoren wie die wirtschaftliche Situation der Eltern berücksichtigen und somit ausschließen, dass sie das Ergebnis verzerrten.

Die Kinder der Frauen, die ausreichend Jod zu sich genommen hatten, hatten im Alter von acht Jahren im Durchschnitt ein IQ von 108,5, die Jodmangel-Kinder hatten im Schnitt einen IQ von 105,1. Beim Lesen und Verstehen von Texten waren die Ergebnisse ähnlich. Je größer der Jodmangel in der Schwangerschaft war, desto mehr Mühe hatten die Kinder später, die Tests zu meistern. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die kognitiven Leistungen umso schlechter wurden, je schlechter der Jodstatus der Mütter war“, schreiben die Autoren.

In Deutschland nehmen laut Nationaler Verzehrstudie 96 Prozente der Männer und 97 Prozent der Frauen zu wenig Jod zu sich – sofern sie kein jodiertes Speisesalz benutzen.

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