Geldgeber steigt bei Privathochschule aus: Jacobs-Universität in Bremen in Existenznot
Die Jacobs-Universität in Bremen ist einer der größten deutschen Privatunis. Weil sich der Geldgeber zurückzieht, ist sie nun in großer Existenznot.
Eine der bekanntesten und größten Privathochschulen in Deutschland, die Jacobs University Bremen (JUB), muss erneut um ihr Überleben bangen. Denn die Schweizer Jacobs Foundation (JF) steigt zum Jahresende als Hauptanteilseignerin und Geldgeberin aus.
Wenn die schon mehrfach in Existenznot geratene JUB nicht bald einen neuen Gesellschafter findet oder wenn das Land Bremen sie nicht ins öffentliche Hochschulwesen übernimmt, dann muss sie voraussichtlich 2023 schließen. Bis dahin dürften noch die Mittel reichen, die ihr von der JF bereitgestellt werden.
Die Stiftung der Bremer Kaffeeröster-Familie Jacobs fördert die JUB bereits seit 2007 regelmäßig mit Millionenbeträgen und wollte dies eigentlich bis mindestens 2027 fortsetzen. Dann hätte sie insgesamt rund 300 Millionen Euro beigesteuert.
Die Stiftungspräsidentin hat wenig Bezug zu Bremen
Doch die in Zürich residierende Stiftung hat mittlerweile ihren Förderschwerpunkt verändert, und die seit 2015 amtierende Stiftungsratspräsidentin Lavinia Jacobs hat offenbar nur noch wenig Bezug zu Bremen.
Nun will die JF ein letztes Mal eine Art Abschlag in Höhe von rund 60 Millionen Euro zahlen - ein Betrag, den sie eigentlich in Raten bis 2027 nach Bremen überweisen wollte und jetzt vorzeitig auf einmal auszahlt.
Damit, so teilte die Hochschule mit, werde ihre Liquidität „sichergestellt und der Weiterbetrieb garantiert“. Im zweiten Halbjahr 2020 solle nun ein „dauerhaft tragfähiges Geschäftsmodell“ entwickelt werden.
Mehr als 1500 Studierende an der Jacobs University
An der englischsprachigen Jacobs University studieren aktuell mehr als 1500 Menschen aus über 120 Ländern, die Uni nimmt für sich in Anspruch, ein breiteres Fächerspektrum anzubieten als andere Hochschulen.
Auf neue staatliche Zuschüsse als Ersatz für die bald versiegenden Stiftungsgelder kann die JUB aber nicht mehr hoffen. Das Land Bremen hat bereits über 200 Millionen Euro in die 2001 eröffnete Privatuniversität gesteckt.
Begonnen hatten die Subventionen zu Zeiten der Bremer SPD/CDU-Koalition unter Bürgermeister Henning Scherf. Die rot-grünen Nachfolgeregierungen machten damit bis 2018 weiter, um einen mehrfach drohenden Zusammenbruch der finanzschwachen Hochschule zu verhindern. Doch seitdem und erst recht seit Bildung der rot-grün-roten Koalition 2019 gelten weitere Zuschüsse als ausgeschlossen.
Eigentlich wollte die Bremische Bürgerschaft in ihrer jüngsten Sitzung darüber debattieren, ob und wie sich die JUB trotzdem erhalten lässt. Denn sie ist ein Imagefaktor für Bremen und bringt durch den Zuzug der Studierenden zusätzliche Einnahmen, die den Wert der Subventionen angeblich sogar übersteigen. Aber aus Zeitgründen wurde die Parlamentsdebatte kurzfristig vertagt - auf die Zeit nach der Sommerpause.