Jochen Zimmermann, Präsident der BTU Cottbus: „In fünf Jahren zeigt sich der Erfolg“
Der neue Präsident der BTU Cottbus, Jochen Zimmermann, spricht im Interview über seine Pläne und den Streit um die BTU. Er will eine "fokussierte Uni", die überregional attraktiv ist.
Herr Zimmermann, als Gründungspräsident der fusionierten Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg übernehmen Sie eine zerrissene Hochschule. Um das Zusammengehen der „alten“ BTU mit der Fachhochschule Lausitz zur „neuen“ BTU gab es große Kämpfe. Was reizt Sie dennoch an der Aufgabe?
Ich glaube, wir werden mit der neuen BTU eine spannende, fokussierte Universität aufstellen. Interessant ist gerade der Hybridcharakter aus Universität und Fachhochschule. Diesen wollen wir aufnehmen und in Forschung und Lehre erhalten. Die Spaltung innerhalb der BTU ist auch nicht so tief, wie sie von außen manchmal wahrgenommen wird.
Wie nehmen Sie die Stimmung wahr?
Es hat mich überrascht und gefreut, dass ich mit einer großen Mehrheit gewählt wurde. Es zeigt, dass viele bereit sind, bei den Änderungen mitzumachen. Dass es Gegenstimmen gibt, ist bei einem solchen Prozess normal. Diskussionen können auch fruchtbar sein.
Bisher ist vage geblieben, wie aus der BTU eine „Hochschule neuen Typs“ wird, die der Wissenschaftsministerin vorschwebt. Sie müssen einen Hochschulentwicklungsplan erarbeiten. Wie kann aus Uni und FH etwas gemeinsames Neues entstehen?
Zunächst einmal sollte man festhalten, dass Fachhochschulen und Universitäten unterschiedliche Märkte bedienen: FHs den regionalen, Universitäten den nationalen und internationalen. Einem Universitätsprofessor geht es um überregional sichtbare Forschung. Für einen Professor an der FH stehen eher die Ausbildungs- und Kooperationsbedarfe der Region im Vordergrund. Die Vorstellung, diese unterschiedlichen Märkte einfach zusammenführen zu wollen, wird der Sache nicht gerecht. Wir werden mit Sicherheit nicht den FH-Professor als Lehrprofessor in eine Unifakultät eingliedern. Vielmehr werden sich die Fächer unterschiedlich fokussieren müssen. Die FH-Fächer werden dort, wo sie gut sind, erhalten. Wo sie sich bereits in eine universitäre Richtung entwickeln, werden wir diese Entwicklung stärken. Andersherum gibt es universitäre Fächer, bei denen man sich fragen muss, ob wir sie so noch brauchen.
Viele fürchten Kürzungen. Derzeit gibt es 220 Professuren. Ein wissenschaftlicher Beirat schlägt eine Reduktion auf 150 vor.
Mit 150 bis 170 Professuren ist die BTU in der Tat sehr gut aufgestellt. Die Debatte verkürzt sich derzeit leider darauf, Professorenköpfe zu zählen, nicht Wissenschaftler. Mir ist eine fokussierte Universität mit weniger Professoren und einem stärkeren Mittelbau als bisher wichtiger als umgekehrt viele Professoren, deren wenige Mitarbeiter prekär beschäftigt sind.
Welche Professuren könnten wegfallen?
Konzentrieren sollten wir uns bei den universitären technischen Fächern auf Bauen und Architektur, die Elektro- und Fertigungstechnik sowie die Informatik. Hinzu kommen die Wirtschaftswissenschaften. An den ehemaligen FH-Standorten wird es um die Gesundheitswissenschaften, den Bereich Soziale Arbeit und die Naturwissenschaften gehen. Die technischen Fächer haben als duale Studiengänge in Kooperation mit der regionalen Wirtschaft eine gute Zukunft.
Wie gehen Sie damit um, dass die ehemaligen FH-Professoren weniger verdienen und mehr lehren als die Uni-Kollegen?
Universitäre W2-Professoren verdienen bereits genauso viel wie W2-Professoren an der FH. In Brandenburg gibt es zudem „Forschungsprofessoren“ an FHs, die nicht mehr lehren als die universitären Kollegen. Alles in allem ist die Ungerechtigkeit also keine flächendeckende, sondern allenfalls eine punktuelle. Die werden wir angehen. Ob man einige FH-Professoren zu Uni-Professoren überleitet, wird sich zeigen. Das wird sich unter anderem an der Evaluation ihrer Forschungsleistungen festmachen.
Wie andere Hochschulen in Ostdeutschland müssen sie verstärkt um Studierende von außerhalb werben – nicht zuletzt, weil wegen der demografischen Entwicklung immer weniger junge Leute aus der Region kommen werden. Wie kann die BTU überregional attraktiv für Studierende sein?
Ein Vizepräsident wird sich hauptamtlich mit der Gewinnung von Studierenden beschäftigen und mit der Frage, wie wir die Attraktivität des Studienortes verbessern. Dabei geht es etwa um kurze Wege für Studierende, gelebte Internationalisierung und die Möglichkeit, schon im Studium an Forschung beteiligt zu werden. Ich habe in Mannheim studiert, das war nicht gerade als überragend attraktive Stadt bekannt. Aber das Studium hat Spaß gemacht, und das hat sich herumgesprochen.
Wann wird sich herausstellen, dass die Fusion erfolgreich war, und woran wird man das festmachen können?
Dass die Fusion erfolgreich wird, wird sich nach etwa fünf Jahren ergeben. Die FH- und die universitären Bereiche werden sich in ihren Rollen zurechtgefunden haben. Messen lässt sich der Erfolg an Drittmittelvolumina, wobei wir durchrechnen müssen, was wir angesichts der Fächerstruktur erwarten können. Nicht zuletzt wird sich der Erfolg daran erweisen, ob es uns gelungen ist, gute neue Professoren zu berufen und zu halten.
- Die Fragen stellte Tilmann Warnecke.
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