Tuners Thesen: Im Schub berufen? Besser nicht!
Größere Teile des Mittelbaus in einem Rutsch zu Professoren befördern? Das war nur in historischen Ausnahmesituationen möglich, schreibt unser Kolumnist.
Für Nachwuchswissenschaftler sind die Aussichten in manchen Fächern nicht eben rosig. Zu viele konkurrieren um wenige freie Stellen. Das war nicht immer so – im Gegenteil.
Nachdem um das Jahr 1960 die Lehrstühle an den Juristischen Fakultäten mit Assistentenstellen versehen wurden, haben sich etliche Stelleninhaber habilitiert. Dank der anschließenden Einrichtung neuer Lehrstühle hatten sie gute Aussichten, Professoren zu werden. Auch der Autor gehörte zu dieser Generation privilegierter Zeitgenossen. Sie sind längst emeritiert, manche von Ihnen leben gar nicht mehr. Die Erkenntnis, dass die Zugehörigkeit zu den Geburtsjahrgängen 1934/35 eine „Gnade der Geburt zum richtigen Zeitpunkt“ war, gab Anlass für eine Art (Dank-) Festgabe der Zivilrechtslehrer (herausgegeben von Walther Hadding).
Der nächste „Schub“ kam in den 1970ern. Die vehement vorgetragene Klage, der „Mittelbau“ trage die Hauptlast der akademischen Lehre und müsse dafür Anerkennung und Ausgleich erfahren, führte in einigen Bundesländern zu Überleitungen ganzer Gruppen von Akademischen Räten und Assistenten. Sie gelangten nicht selten ohne Habilitation auf Professuren. Diese Generation ist ebenfalls inzwischen außer Dienst.
Gleichmäßige "Blutauffrischung" ist wesentlich
Anders ist es bei der dritten durch besondere Umstände bevorzugten Gruppe: Durch die politische Wende der Jahre 1989/90 und die Abwicklung der Inhaber von Professorenstellen in den neuen Ländern waren unerwartet viele Positionen zu besetzen. Dies gab einer großen Zahl von Wissenschaftlern, die sich an Hochschulen in den sogenannten alten Bundesländern befanden, eine zum Teil gar nicht mehr erhoffte Chance auf eine bessere Position. Auch hier traf der Vorzug bestimmte Jahrgänge.
Welche Erkenntnisse folgen aus einer solchen Generationenungerechtigkeit? Für diejenigen, die akut nicht so günstige Bedingungen vorfinden, ist es wenig tröstlich, dass seinerzeit jeweils außergewöhnliche Umstände gegeben waren. Diejenigen, die früher profitiert haben, sollten sich dessen bewusst sein und dies bei der Bewertung ihrer eigenen Leistung berücksichtigen (siehe, oben – die Festgabe).
Generell sollte bei der Personalplanung und der Besetzung von Stellen im Wissenschaftsbereich Zugang kontinuierlich erfolgen und nicht eine schubweise Besetzung freier Stellen. Die ständige und fortlaufend gleichmäßige „Blutauffrischung“ ist wesentlich, damit auf der einen Seite keine Verkrustung eintritt, anderseits stets Neues Zugang findet.