Alumni erzählen: „Ich fühle mich als interkultureller Mensch“
Alumni von PASCH-Schulen und deutschen Schulen im Ausland berichten von ihren Erfahrungen - und Erfolgen
INHA BARSUKOVA, Mittelschule in Brest, Weißrussland, Innenarchitektin
Als Tochter einer Deutschlehrerin hatte die heute 24-Jährige schon seit frühester Kindheit einen engen Bezug zu Deutschland. Ihre Mutter war es auch, die die Schule mit erweitertem Deutschunterricht für Barsukova aussuchte. Während ihrer Zeit dort nahm sie an vielen von „Pasch“ koordinierten Projekten teil, wie zum Beispiel „Lesefüchse“, einem Wettbewerb für junge Literaturkritiker. Barsukova ist ebenfalls DAAD-Stipendiatin und hat in Rosenheim und Wismar Innenarchitektur studiert. Auch in München und Berlin hat sie gelebt. Im April wird die junge Frau einen Job in Stuttgart antreten. „Für mich als Architektin ist Deutschland sehr spannend. Man kann hier schon während des Studiums sehr praxisbezogen arbeiten, das gefällt mir.“
IRINA AVDEEVA, Schule mit erweitertem Deutschunterricht in Moskau, Studentin an der HU Berlin
Weil sie an der falschen U-Bahn-Station ausgestiegen war, stand Irina Avdeevas ältere Schwester im Jahr 2000 plötzlich vor einem imposanten Schulgebäude in Moskau. Kurzerhand entschied sie, dass Irina dort eingeschult werden sollte. Motiviert durch den Kontakt mit ihren deutschsprachigen Lehrern, nahm diese dann 2010 am Projekt„Jugend debattiert international“ teil – und gewann. Avdeeva erhielt daraufhin ein DAAD-Stipendium für ein Studium in Deutschland. Sie zog zunächst nach Marburg, lebt nun in Berlin. Ihr Deutsch ist akzentfrei.„Das Stipendium bekam ich nur dank ,Pasch’. Ich engagiere mich daher gern weiter – zum Beispiel als Jurorin bei ,Jugend debattiert.’“
FRANCISCO VELÁZQUEZ ESCOBAR, Deutsche Schule in Mexiko Stadt, promovierter Chemiker an der TU Berlin
Die deutsche Sprache ist für den 30-Jährigen nur ein kleiner Teil dessen, was er in 15 Jahren der Ausbildung gelernt hat. „Viele können eine andere Sprache sprechen, haben aber kein Verständnis für die fremde Kultur. Ich fühle mich heute als interkultureller Mensch, weil ich in der Schule viel über den Alltag und die Mentalität der Deutschen erfahren habe“, sagt er. Velázquez’ Urgroßvater stammt aus Plauen, wanderte in den 1920er-Jahren nach Mexiko aus. Was er in der Schule gelernt habe, sagt der Naturwissenschaftler, habe ihm auch geholfen, vieles aus seiner eigenen Familiengeschichte nachzuvollziehen. Wie sein Urgroßvater wanderte dann auch er aus: Seit 2004 ist Velázquez in Berlin zu Hause.
NIKITA KOVALEV, J.G.Herders Mittelschule in Riga, Student an der FU Berlin
„Eine internationale Familie“ hat der 19-jährige Lette durch „Pasch“ gefunden. Die Kontakte, die er durch die Teilnahme an Projekten wie „Lesefüchse“ geknüpft habe, seien für ihn „unglaublich wertvoll“. In der ersten Klasse begann er, deutsch zu lernen. Seine Eltern seien damals der Ansicht gewesen, dass sich ihrem Sohn so später viele Perspektiven bieten würden. „Und der Meinung bin ich heute auch“, sagt er. Schnell war für Kovalev klar, dass er einmal an einer deutschen Universität studieren wollte. Deswegen habe er sich in der Schule nicht nur intensiv mit der Sprache, sondern auch mit der deutschen Geschichte und Kultur beschäftigt. „Ich bin so glücklich, dass ich heute in Berlin studiere. Deutschland ist in meinem Herzen.“
CHRISTIAN THOMSEN, Deutsche Schulen in Athen und Tokio, Präsident der TU Berlin
Die Idee von einem Leben im Ausland, sagt der 56-jährige Physiker, sei bei ihm „von Anfang an präsent“ gewesen. Im Laufe seiner Kindheit und Jugend lebte er mit seinen Eltern, die im diplomatischen Dienst tätig waren, unter anderem in Jamaika, der Republik Benin und der Schweiz. Vom dreizehnten bis zum siebzehnten Lebensjahr besuchte Thomsen die Deutsche Schule in Athen, vier Monate verbrachte er danach in Tokio. Beides habe ihn „angefixt“ – und so zog es ihn auch zum Studium ins Ausland, an die Brown-University in Providence, USA. Aber nochmal auswandern? „Dafür bin ich zu alt“, sagt Thomsen. „Ich fühle mich wohl in Berlin. Das Gefühl würde ich nicht mehr eintauschen – nicht mal gegen die Sonne von Florida.“
Weitere Artikel zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik finden Sie auf unserer Themenseite.
Julia Beil
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