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Studierende im Hörsaal.
© Manfred Thomas

Numerus Clausus an vielen Unis: Hohe Hürden für Erstsemester

68 Prozent der Studienfächer sind an den großen Unis inzwischen mit einem NC belegt. Auch in Berlin müssen Bewerber oft sehr gute Noten für einen Studienplatz mitbringen.

An den 20 größten deutschen Universitäten sind inzwischen 68 Prozent der grundständigen Bachelor-Fächer mit einem Numerus Clausus (NC) versehen. Das berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Damit ist es an den wichtigsten Unis noch einmal schwieriger als im bundesweiten Schnitt, einen Studienplatz zu bekommen. Deutschlandweit sind zu diesem Wintersemester laut „Hochschulkompass“ der Hochschulrektorenkonferenz 4857 von 9472 grundständigen Studiengängen mit einem NC versehen. Das entspricht 51 Prozent der Studiengänge. Dieser Prozentsatz ist seit Jahren stabil.

In Berlin gibt es zehn Bewerbungen auf einen Studienplatz

Wegen der großen Anzahl der NC-Studiengänge steigt seit Jahren die Zahl der Bewerbungen. Denn um ihre Chancen auf einen Studienplatz zu erhöhen, bewerben sich viele Abiturienten an mehreren Unis gleichzeitig. In Berlin etwa erhielten die HU und die FU für das Wintersemester im Schnitt fast zehn Bewerbungen auf einen Bachelor-Studienplatz. An der HU trafen wie berichtet 36 600 Bewerbungen ein, noch einmal 3000 mehr als im Vorjahr. Die FU zählte 33 000 Bewerbungen. Die Berliner Unis gehören wie München, Münster, Heidelberg, Frankfurt oder einige NRW-Unis zu den 20 großen Standorten in Deutschland. An den Unis Köln, Bochum und Aachen sind laut „SZ“ jetzt 84 bis 100 Prozent der Studiengänge zulassungsbeschränkt. In NRW spitzt sich die Lage in diesem Jahr besonders zu, weil dort ein doppelter Abiturjahrgang an die Unis drängt.

In Berlin führten die Hochschulen schon 2004 einen praktisch flächendeckenden NC ein, nachdem zuvor in einer weiteren großen Kürzungsrunde zehntausende Studienplätze vernichtet wurden. So wollten sich die Hochschulen in Berlin auch vor „Parkstudierenden“ in weniger nachgefragten Fächern schützen.

An HU, FU und TU sind nur ganz wenige Fächer NC-frei

Inzwischen haben die Unis in einigen kleineren Natur- und Technikwissenschaften sowie in wenigen sprachwissenschaftlichen Fächern den NC wieder aufgehoben. Zulassungsfrei sind zu diesem Winter Mathematik und Physik (TU, FU, HU), Informatik (TU/HU), Technische Informatik und Elektrotechnik (beide TU) sowie Italienstudien, Judaistik, Neogräzistik und Niederländische Philologie (alle FU) und Griechisch, Italienisch, Russisch, Slawische Sprachen und Ungarische Literatur (alle HU). In der Regel können sich Studienanfänger in NC-freie Fächer bis kurz vor Semesterstart unabhängig von ihrer Abinote einschreiben. Für die sprachlichen Fächer müssen sie aber erste Sprachkenntnisse nachweisen, so dass eine Immatrikulation nicht völlig voraussetzungslos möglich ist.

Wie hoch der NC dieses Jahr ist, wird sich zeigen, wenn die Unis die Zulassungsverfahren abgeschlossen haben. Denn je nach Zahl der Bewerber und deren Noten variiert der benötigte Notenschnitt von Jahr zu Jahr. Zum vergangenen Wintersemester war etwa an der HU für Jura mindestens eine 1,7 erforderlich, für Germanistik mindestens eine 1,6. An der TU musste man für Biotechnologie eine 1,5 mitbringen, für Wirtschaftsingenieurwesen eine 1,6. Erste Zu- und Absagen wollen die Unis in den ersten zwei Augustwochen verschicken.

Für die SPD zeigen die vielen NC-Fächer, dass „weitere Maßnahmen zur Ausweitung des Studienangebotes nötig sind“, wie Swen Schulz erklärte, der hochschulpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Der jetzige Hochschulpakt müsse schnell ausgebaut werden.

Tilmann Warnecke

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