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SA-Männer kleben ein Plakat mit der Aufschrift "Deutsche! Wehrt Euch! Kauft nicht bei Juden" an die Schaufensterscheibe eines Geschäfts, das in jüdischem Besitz ist.
© picture-alliance/ dpa

Profiteure der NS-Politik?: Hertie-Stiftung stellt sich "Arisierungs"-Geschichte

Studierende der Hertie-School fordern seit Längerem eine Aufarbeitung des NS-Erbes der Hertie-Stiftung. Diese beauftragt nun eine umfassende Studie.

Die gemeinnützige Hertie-Stiftung hat eine seit Längerem angekündigte wissenschaftliche Untersuchung zur Vorgeschichte ihres Vermögens beauftragt. Das hat der Vorstand der Stiftung nun bekanntgegeben. Die Frankfurter Gesellschaft für Unternehmensgeschichte soll bis 2022 unabhängig untersuchen, wie die „Arisierung“ des Kaufhausunternehmens Hermann Tietz im Zuge der NS-Herrschaft vonstattenging.

Die in der Nachkriegszeit als Symbol des Wirtschaftswunders geltende Warenhauskette gehörte bis 1933 der jüdischen Unternehmerfamilie Tietz, die mittels antisemitischer Repressionen aus dem Geschäft gedrängt wurde. In den 1970er-Jahren war das Unternehmen vom damaligen Geschäftsführer Georg Karg in die gemeinnützige Hertie-Stiftung überführt worden.

[Lesen Sie hier unsere Analyse des Streits um die verschleppte Vergangenheitsbewältigung der Hertie-Stiftung.]

Überfälliger Schritt

Zum Konzept des nun erteilten Forschungsauftrags gehörten Fragen zur Rolle des Arisierungs-Profiteurs Georg Karg, zum Wirken des Hertie-Warenhaus-Konzerns in der NS-Zeit sowie zum Abschluss des Restitutionsverfahrens nach dem Krieg, erklärt der Vorstand der Hertie-Stiftung.

Wie der Tagessiegel berichtete, kritisierten Studierende der von der Stiftung finanzierten Hertie-School wiederholt, die Einrichtung würde ihre eigene NS-Verstrickung unter den Teppich kehren. So fordert die Studierenden-Initiative „Her.-Tietz“ seit zwei Jahren eine unabhängige Aufarbeitung der Unternehmensgeschichte.

„Die jetzige Studie ist ein wichtiger und überfälliger Schritt in Richtung eines offenen Umgangs“, sagt der Hertie-Alumnus Alexander Busold auf Nachfrage.

Auch wenn die interne Abstimmung länger gedauert habe als erwünscht, stelle man sich der Verantwortung, erklärt indes der Vorstandsvorsitzende der Hertie-Stiftung Frank-Jürgen Weise. „Die Klärung der Vergangenheit ist uns ein zentrales Anliegen.“

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