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Herfried Münkler, Politikwissenschaftler an der Humboldt-Universität zu Berlin.
© Imago
Update

Münkler-Watch an HU Berlin: Herfried Münkler wirft Bloggern antisemitische Muster vor

Bei den Vorwürfen des Blogs "Münkler-Watch" fühlt sich der angegriffene Politik-Professor Herfried Münkler an antisemitische Muster erinnert. Münkler kritisiert auch die HU wegen mangelnder Empathie. Die Universität weist das inzwischen zurück.

Bei den Vorwürfen des Blogs "Münkler-Watch" fühlt sich der angegriffene Politik-Professor Herfried Münkler an antisemitische Muster erinnert. Er wisse, dass sich die Blogger „für ausgesprochen links halten“, sagt Münkler im Gespräch mit der Wochenzeitung "Die Zeit", die am Donnerstag erscheint. Allerdings würde ihn der Ressentimentdiskurs dieser Personen eher an "hochschulpolitische Vorgänge des Jahres 1933" erinnern: „Der hat viel Geld, wir sind arm. Der hat Einfluss, wir nicht. Das ist ein Muster, das auch antisemitisch eingesetzt worden ist.“ Die Anonymität seiner Kritiker sei für ihn ein Problem: „Ich würde gern mit meinen Kritikern sprechen, aber sie sind unsichtbar. Das ist asymmetrische Kriegsführung“, so Münkler. Von der Humboldt-Universität fühlt er sich in der Auseinandersetzung im Stich gelassen: „Sie hat keine Fähigkeit zur Empathie. Die Administration der Universität ist von den Hochschullehrern sehr weit entfernt.“

Münkler spricht von "Denunziationsvokabeln"

Der anonyme Blog "Münkler-Watch" wirft Münkler unter anderem Rassismus, Sexismus und Militarismus vor. „Das ist das Gegenteil von dem, was ich gesagt habe“, bekräftige Münkler. Wenn er jetzt Vorlesungen halte, würde er sich immer fragen: „Kann ich irgendwie falsch interpretiert werden? Was sollte ich nicht sagen?“ Durch die „Denunziationsvokabeln“ würde „die intime Arbeitsatmosphäre zwischen Vortragenden und Mitarbeitenden gestört, und sie wird durch externe Überwachung aufgesprengt“. Münkler hat die Vorwürfe bereits mehrfach zurückgewiesen.

Olbertz wehrt sich gegen Kritik an der Hochschulleitung

Jan-Hendrik Olbertz, der Präsident der Humboldt-Universität, wehrt sich gegen Münklers Wahrnehmung, die Hochschulleitung zeige keine Empathie: „Die Universitätsleitung hat sich mehrfach öffentlich hinter in dieser Weise attackierte Professorinnen und Professoren der Humboldt-Universität gestellt, zuletzt im Fall des Historikers Jörg Baberowski“, erklärt Olbertz auf Anfrage. „Angriffe auf die Integrität von Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern, die noch dazu anonym über das Internet verbreitet werden, sind völlig inakzeptabel. Sie untergraben das Grundrecht des freien wissenschaftlichen Austauschs, sie sind verletzend, stillos und in der Tat feige.“ Die Universitätsleitung habe sich in ähnlichen Fällen immer eindeutig positioniert. So sei auf Initiative des Präsidenten eine Erklärung zum Schutz der Wissenschaftsfreiheit im Akademischen Senat verabschiedet worden, nachdem Studierende einen Vortrag des damaligen Bundesverteidigungsministers Thomas de Maizière niedergeschrien hatten: „Insofern habe ich zwar Verständnis für Herfried Münklers Bewertung der HU-Administration, kann sie aber nicht teilen“, erklärt Olbertz.

Auch ein anderer Professor hält die HU für "feige"

Auch Baberowski hat sich gerade erst über mangelnde Anteilnahme der Hochschulleitung beschwert. Der „FAS“ sagte er, er sei entsetzt über die Pressestelle und die Hochschulleitung der Humboldt-Universität. Sie wollten den Ball flach halten, weil sie „feige“ seien: „Die denken nur an sich“, nämlich an den Ruf der Uni und an negative Schlagzeilen, nicht aber an die Lage der Professoren. Das habe er dem Präsidenten auch schon selbst gesagt. Baberowski war von einer trotzkistischen Jugendorganisation angegriffen worden. Inzwischen erklärt Baberowski auf Anfrage, Olbertz treffe keine Schuld, er müsse „mit den Zwängen zurechtkommen, die ihm das Amt auferlegt“. Wohl aber müsse die Universität „ihre Mitarbeiter vor Extremisten aller Art schützen“.

In mehreren Stellungnahmen hatten sich Wissenschaftler der Humboldt-Universität daraufhin hinter Baberowski gestellt, HU-Präsident Olbertz hatte eine davon als erster unterzeichnet. Auch hinter Münkler hat sich die Leitung der Humboldt-Universität bereits am 11. Mai mit einer Stellungnahme gestellt und die Blogger aufgefordert, „aus der Anonymität herauszutreten, weil wissenschaftlicher Dialog nur im offenen Diskurs möglich ist“.

Was genau erwartet Münkler von der HU-Leitung?

Was genau Münkler oder Baberowski weiter von der Hochschulleitung erwarten, war von ihnen bis zum Redaktionsschluss nicht in Erfahrung zu bringen. Möchten sie, dass die Hochschule einen Anwalt beauftragt und bezahlt, um die Vorwürfe im Netz zu unterbinden? Baberowski erklärt, die Universität müsse solchen „Spinnern“ Hausverbot erteilen und Strafanzeige gegen sie stellen.

Hans-Christoph Keller, der Sprecher der Humboldt-Universität, sagt, Münkler habe sich inzwischen in seiner Sache an die Rechtsstelle der Uni gewandt. Diese habe zugesagt, „den Vorgang im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu prüfen“.

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