Krebsforschung: Hautcreme bekämpft Hautkrebs bei Mäusen
Ein Bestandteil wirkt, indem er den „Hüter des Genoms“ reaktiviert.
Eine Hautcreme, die den körpereigenen DNA-Reparaturmechanismus reaktiviert, schützt Mäuse vor Krebs und reduziert das Wachstum bereits bestehender Tumore. Wenn die Substanz dasselbe bei Menschen leistet, könnte sie eines Tages als krebsbekämpfender Zusatzstoff in Sonnencremes verwendet werden.
Der aktive Bestandteil der Creme mit der Bezeichnung CP-31398, wirkt, indem er geschädigte oder inaktivierte körpereigene Tumorsuppressorproteine mit der Bezeichnung p53 reaktiviert. P53, das spaßeshalber auch "Hüter des Genoms" genannt wird, kontrolliert zahlreiche wichtige Funktionen der Zelle, darunter die Reparatur beschädigter DNA, Zellteilung und die Apoptose, den so genannten genetisch programmierten kontrollierten Zelltod, durch den kranke Zellen vernichtet werden.
Bei nahezu der Hälfte aller Krebsarten ist das p53-Gen mutiert. Aus diesem Grund haben pharmazeutische Unternehmen nach einer Substanz gesucht, die die Aktivität von p53 schützen bzw. wieder herstellen kann, in der Hoffnung, dass Krebs auf diese Art verhindert oder behandelt werden kann.
Forscher des Unternehmens Pfizer haben 1999 nachgewiesen, dass CP-31398 die normale Aktivität mutierter p53-Proteine in Zellkulturen wieder herstellt (es blieb jedoch unklar, wie genau dies funktioniert) (1). Mohammad Athar, Biochemiker an der University of Alabama in Birmingham, verfolgte den Ansatz weiter und testete die Substanz an lebenden Tieren.
Athar und seine Kollegen trugen die Substanz auf die Haut haarloser Mäuse auf und setzten sie anschließend 35 Wochen lang zweimal wöchentlich ultraviolettem Licht aus. Am Ende der Studie hatten die mit CP-31398 behandelten Mäuse im Durchschnitt sieben Tumore, die unbehandelten Kontrollmäuse 16.
Die Tumoren der behandelten Mäuse hatten etwa ein Sechstel der Größe der Tumoren der Kontrollgruppe. Darüber hinaus entdeckten Athar und seine Kollegen, dass die Substanz das Wachstum bereits bestehender Tumoren verlangsamte. Die Ergebnisse wurden im Journal of Clinical Investigation veröffentlicht (2).
Reparatur-Creme
"Ich denke, die Ergebnisse dieser vorklinischen Studie sind sehr viel versprechend", sagt Wafik El-Deiry, Biologe und Krebsforscher an der University of Pennsylvania School of Medicine in Philadelphia. "Wenn die Substanz weitere Tests besteht, könnte sie als Zusatzstoff in Sonnencremes verwendet werden."
CP-31398 ist nicht die erste Substanz zur Behandlung der Haut, die in der Lage ist, sonnenlichtbedingte Zellschäden zu reparieren. Lotions, die DNA-Fragmente enthalten, können präkanzeröse Hautschäden abwenden und Salben, die ein DNA-Reparaturprotein enthalten, reduzieren die Anzahl der Hauttumoren bei Menschen mit einem genetischen Defekt in diesem Reparatursystem. Ein nächster wichtiger Schritt besteht darin, die krebsbekämpfenden Eigenschaften von CP-31398 nicht nur mit diesen experimentellen Alternativen zu vergleichen, sondern auch mit den UV-blockenden Eigenschaften, die Sonnencremes bereits besitzen, sagt El-Deiry.
Und bevor CP-31398 bei Menschen verwendet werden kann, wird es auf seine Wirksamkeit und Sicherheit getestet. Athar sagt, er habe bei Mäusen keine negativen Nebenwirkungen beobachtet, frühere Arbeiten lassen jedoch vermuten, dass zu viel p53 vorzeitige Alterung verursachen kann. CP-31398 stellt die normale Funktion mutierter p53-Porteine wieder her, es ist jedoch noch nicht klar, ob die Substanz die p53-Aktivität über ein normales Maß hinaus steigert. Athar merkt an, dass sein Labor dafür bislang keine Anhaltspunkte entdeckt hat.
Ebenfalls unklar ist, ob CP-31398 auch gegen andere Krebsarten wirkt. Unterschiedliche krebsverursachende Faktoren führen zu unterschiedlichen p3-Mutationen, erklärt Athar. Ob CP-31398 mehr als die durch UV-Strahlung verursachten Schäden korrigieren kann, bleibt abzuwarten.
(1) Foster, B.A., Coffey, H.A., Morin, M.J., & Rastinejad, F. Science 286, 2507-2510 (1999). (2) Tang, X. et al. J. Clin. Invest. 117, 3753-3764 (2007).
Dieser Artikel wurde erstmals am 03.12.2007 bei news@nature.com veröffentlicht. doi: 10.1038/news.2007.318. Übersetzung: Sonja Hinte. © 2007, Macmillan Publishers Ltd
Heidi Ledford