Frauenanteil bei Neuberufungen auf Professuren: "Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen"
Berlin nähert sich bei Neuberufungen einem Frauenanteil von 50 Prozent. Doch die Politik fordert noch größere Anstrengungen von den Hochschulen.
Die Zeit der großen Sprünge scheint vorbei zu sein, aber der Frauenanteil bei den Professuren in Berlin steigt weiterhin kontinuierlich an. Nach aktuellen Zahlen, die die Senatskanzlei Wissenschaft am Dienstag veröffentlichte, lag der Anteil bei den Neuberufungen an den staatlichen Hochschulen Ende 2019 bei 46 Prozent.
274 neue Rufe auf Professuren wurden demnach an den staatlichen Hochschulen erteilt, 126 davon an Frauen. Im Vorjahr betrug die Quote 45 Prozent, 2017 lag sie noch bei 40 Prozent und 2016 bei 29 Prozent.
Leicht verbessert hat sich auch die Qualität der Berufungen von Frauen. Erhielten in den ersten beiden Quartalen 2017 noch 55 Prozent der Neuberufenen lediglich eine befristete Stelle, ist dieser Anteil mittlerweile auf 47 Prozent gesunken.
Berlin liegt bundesweit an der Spitze
Im bundesweiten Vergleich steht Berlin beim Frauenanteil weiterhin an der Spitze. Laut statistischem Bundesamt lag er bei allen Professuren 2018 bei 24,7 Prozent, Berlin erzielte mit 32,3 Prozent unter den Bundesländern die höchste Quote. Einen Vergleich für die Neuberufungen legte die Senatskanzlei nicht vor.
An den großen Universitäten der Stadt wurden im vergangenen Jahr 44 Prozent der Rufe an Frauen erteilt, an den Kunsthochschulen waren es 53 Prozent und an den Fachhochschulen 50 Prozent.
Der Regierende Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller (SPD) erinnerte am Dienstag daran, dass Frauen bei Professuren und in Leitungspositionen noch immer unterrepräsentiert sind. "Berlin ist bereits die Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen, aber wir wollen noch mehr Professorinnen, Dekaninnen und Rektorinnen in der Brain City sehen", teilte Müller mit.
Erinnerung an die Physikerin Elsa Neumann
Veröffentlicht wurden die aktuellen Zahlen am Dienstag laut Senatskanzlei anlässlich der ersten Promotion einer Frau in Berlin am 18. Februar 1899. Damals wurde die Physikerin Elsa Neumann an der Berliner Universität promoviert - neun Jahre, bevor Frauen offiziell das Recht zur Immatrikulation erhielten. Vorher konnten sie Vorlesungen nur als Gasthörerinnen mit Erlaubnis des Professors besuchen.
Staatssekretär Steffen Krach erklärte auf Anfrage, "die 50 Prozent Neuberufungen bis 2025 sind schon in greifbarer Nähe". Wolle Berlin aber mittelfristig auch bei der Gesamtheit der Professuren 50 Prozent erreichen, "müssen wir uns bei Neuberufungen auf 60 Prozent und mehr steigern".