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Gründungsförderung: Gründertreff an der Tischtennisplatte

Zu Besuch in der Ideenschmiede von "Profund Innovation" auf dem Campus Lankwitz.

„Ich bin Felix und vertrete Sample of Science, eine Publikations- und Tauschplattform für wissenschaftliche Materialproben.“ Felix Evert steht mit sieben weiteren Gründerteams um eine Tischtennisplatte im sechsten Stock des Hauses „L“ auf dem Campus Lankwitz der Freien Universität, einem der zwei Standorte mit Büros, die Profund Innovation jungen Gründern aus dem Umfeld der Freien Universität bietet. Hier treffen sie sich jeden Mittwochmittag, um von den Entwicklungen ihrer Projekte zu berichten. Es ist ein schnelles Format: Jeder Teilnehmer hat eine Minute Redezeit. „Ich hatte vergangene Woche ein sehr positives Gespräch mit den Mitarbeitern eines Forschungsinstituts“, sagt Felix Evert. „Sample of Science komme genau zur richtigen Zeit, meinten sie. Da gilt es nun, einen Kooperationsvertrag abzuschließen.“

Profund Innovation ist die zentrale Service-Einrichtung für den Wissens- und Technologietransfer in der Abteilung Forschung der Freien Universität. Seit zehn Jahren ist an der Hochschule eine Gründungsförderung angesiedelt: Studierende, Wissenschaftler und Alumni werden dabei unterstützt, Forschungsergebnisse zu verwerten und innovative Marktideen zu verwirklichen. Mit dem Leitsatz „Ideen aus der Forschung für den Markt“ berät die Einrichtung zu Patent- und Lizenzangelegenheiten, bietet Qualifizierungen an und hilft bei der Akquisition von Fördermitteln. Mit 20 Räumen sind die meisten Gründerbüros auf dem Campus Lankwitz untergebracht. Hier sind Start-ups aus der Informations- und Kommunikationstechnik, der Medien- und Kreativwirtschaft und den Lebenswissenschaften ansässig. Die Büros für Beratungen, Management und Verwaltung von Profund Innovation sind in der Haders- lebener Straße in Dahlem angesiedelt; 2017 steht der Umzug in ein renoviertes Gründerhaus an.

Unterstützung bietet das EXIST-Sipendium des Bundeswirtschaftsministeriums

Anke Fischer, Gründungsberaterin bei Profund Innovation, moderiert das Treffen an der Tischtennisplatte. Der neueste Zuwachs auf der IT-Etage ist das Team Flourish. Marlene Bruce Vázquez del Mercado, Claudia Stosno und Miriam Boyer entwickeln ein Verfahren, um glutenreduziertes Mehl herzustellen. „Nächste Woche treffen wir einen Lebensmitteltechnologen“, sagt Marlene Bruce. „Es geht voran!“ Die Gründer, die sich hier versammelt haben, sind zwischen 25 und 35 Jahre alt, haben einen akademischen Abschluss, manche sogar eine wissenschaftliche Tätigkeit vorzuweisen. Bei dem Versuch, ihre Ideen zur Marktreife zu entwickeln, helfen oft Mittel aus öffentlichen Förderprogrammen oder von privaten Investoren. Unterstützung bietet etwa das Bundeswirtschaftsministerium mit dem EXIST-Gründerstipendium, das bereits 83 Teams der Universität erhalten haben. „Das Stipendium war für uns eine wichtige Unterstützung in der Phase bis zum Markteintritt“, erzählt Sascha Zinke vom Gründerteam Splone. Die Weiterentwicklung ihres Produkts kann das Team jetzt mit Dienstleistungen finanzieren: „Wir beurteilen die Sicherheit von Industrieanlagen und bauen die splonebox, eine Software, die anderen hilft, das Gleiche zu tun.“

Die vielfältigen Angebote von Profund Innovation sind gefragt, die berufliche Perspektive als Unternehmensgründer – auch Entrepreneur genannt – wird für Studierende und Wissenschaftler immer attraktiver. Deshalb bietet die Freie Universität den Ideenwettbewerb Research to Market Challenge an oder das dreimonatige Programm Prepared for EXIST.

Bereits am Ende ihrer Unterstützung durch Profund Innovation steht das fünfköpfige Team von plilend.de, einem digitalen Kreditmarktplatz für nachhaltige Investitionen. „In Kürze treffen wir unsere potenzielle Partnerbank in München“, sagt Gerrit Mumm. „Wenn wir einen Vertrag abschließen sollten, können wir starten, um gemeinsam mit vielen die Welt nachhaltiger zu gestalten.“

Mit einer Minute Redezeit für jeden ist die Runde an der Tischtennisplatte nach acht Minuten beendet. Noch ein kurzer Applaus, dann geht es in die Mensa – die Ideenschmiede braucht Kraftstoff.

Profund Innovation: Zahlen und Fakten zum Wissens- und Technologietransfer

Profund Innovation ist die zentrale Service-Einrichtung für den Wissens- und Technologietransfer in der Abteilung Forschung der Freien Universität:

AUSGRÜNDUNGEN
Seit 2006 wurden rund 130 Kapitalgesellschaften aus dem Umfeld der Freien Universität gegründet.

ERSTBERATUNGEN
Profund Innovation führt jährlich 150 bis 200 Erstberatungsgespräche.

QUALITÄT
In der Studie „Gründungsradar“ des Stifterverbands der Deutschen Wissenschaft von 2014 belegt die Freie Universität Platz 6 im bundesweiten Ranking der großen Hochschulen mit mehr als 15 000 Studierenden. Die höchstmögliche Punktzahl erhielt sie in der Bewertung ihrer „Gründungsaktivität“.

PATENTE
Das Schutzrechtsportfolio der Freien Universität Berlin umfasst derzeit 54 Patentfamilien.

FINANZIERUNG
Ausgründungen aus der Freien Universität stehen bundesweit auf den vorderen Plätzen bei der Einwerbung von Drittmitteln aus folgenden Förderprogrammen, inklusive der von Profund Innovation betreuten Projekte an der Charité – Universitätsmedizin Berlin:

- 83 EXIST-Gründerstipendien
- EXIST-Forschungstransfer (15 Erfolge)
- 8 Bewilligungen im Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand

Seit 2007 wurden mehr als 30 Millionen Euro Fördermittel bewilligt. Die Erfolgsquote bei der Vermittlung von Anschlussfinanzierungen durch Investoren ist hoch: 37 Ausgründungen der Freien Universität und der Charité haben Geld aus dem High-Tech- Gründerfonds und aus dem ProFIT-Programm der Investitionsbank Berlin erhalten.

GRÜNDERRÄUME
Der Campus bietet Gründern 25 Büroräume sowie einen „Co-Working Space“ und ein „Co-Working Lab“. 2017 werden die beiden Gründerhäuser der Freien Universität am neuen Standort in der Altensteinstraße 40 zusammengelegt. Dort arbeiten Gründer dann unter einem Dach mit Profund Innovation. Das „FUBIC“ auf dem Gelände des früheren US-Militärhospitals an der Fabeckstraße soll bis 2020 saniert werden. Dann können sich dort High-Tech-Unternehmen mit insgesamt bis zu 700 Mitarbeitern ansiedeln, darunter zahlreiche Ausgründungen der Freien Universität Berlin.

FUNPRENEUR- WETTBEWERB
Um Studierende an das Thema Unternehmensgründung heranzuführen, bietet Profund Innovation einen „Funpreneur“-Wettbewerb an: Jährlich nehmen rund 50 Teams teil. Die Initiative Deutschland – Land der Ideen vergab dafür den Titel „ausgezeichneter Ort 2010“.

Chronik: Die Geschichte der Gründungsförderung an der Freien Universität

2006:
Die Gründungsförderung in der Abteilung Forschung der Freien Universität Berlin nimmt ihre Arbeit auf. Im Wintersemester veranstaltet sie den ersten „Funpreneur-Wettbewerb“: Mit fünf Euro Startkapital gründen Studierende ein Unternehmen auf Zeit und bringen ihre Produkte in fünf Wochen auf den Markt.

2007:
Die ersten Teams der Freien Universität starten mit EXIST-Gründerstipendien des Bundeswirtschaftsministeriums. Sie ziehen in Büroräume auf dem Campus und werden intensiv von Gründungsberatern und wissenschaftlichen Mentoren betreut.

2009:
Die Freie Universität und die Charité – Universitätsmedizin Berlin, der gemeinsame Fachbereich von Freier Universität und Humboldt-Universität, bündeln ihre Kräfte: Start-ups können künftig die Ressourcen beider Einrichtungen nutzen, etwa die Gründerbüros in Dahlem.

2011:
Das 50. EXIST-Gründerstipendium geht an die Gründer von „Barzahlen“. Heute beschäftigt das Unternehmen 25 Mitarbeiter. Dank „Barzahlen“ können Kunden derzeit in 10 000 Filialen von Einzelhandelspartnern ihre Rechnungen begleichen, Geld vom Girokonto abheben oder einzahlen.

2012:
Unter dem Dach der Ernst-Reuter-Gesellschaft der Freunde, Förderer und Ehemaligen der Freien Universität Berlin gründet sich das Netzwerk Unternehmertum. In ihm engagieren sich Unternehmer, Experten und Lehrende für das Gründungsgeschehen auf dem Campus.

2013:
Die Strategie der „Entrepreneurial Network University“ wird im EXIST-Wettbewerb des Bundeswirtschaftsministeriums ausgezeichnet. Die Freie Universität und die Charité erhalten 2,8 Millionen Euro, um das Konzept bis 2018 umzusetzen. Die Berliner Sparkasse wird Partnerin der Freien Universität, unterstützt den Ausbau der Gründungskultur und ruft den „Gründerpreis der Berliner Sparkasse“ ins Leben, der jährlich an Start-ups der Freien Universität oder Charité vergeben wird.

2014:
Im ersten hochschulweiten Wettbewerb Research to Market Challenge reichen rund 50 Teams ihre wissens- und technologiebasierten Geschäftsideen ein.

2015:
Die Gründungsförderung und der Patent- und Lizenzservice der Freien Universität Berlin schließen sich unter der Dachmarke Profund Innovation zusammen.

2016:
Freie Universität, Humboldt-Universität, Technische Universität Berlin und Charité erhalten Mittel des Europäischen Sozialfonds und des Berliner Senats, um Ausgründungen in der frühen Phase mit dem „Berliner Startup Stipendium“ zu unterstützen.

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