Zahnmedizin: Gesundes Gebiss auch im Alter
Karies und Zahnausfall konnten in den letzten Jahrzehnten zurückgedrängt werden. Immer mehr Senioren haben noch ein intaktes Gebiss. Damit das so bleibt, sollten sie die Zahnpflege nicht vernachlässigen.
Schon mit Mitte 50 hatte der amerikanische Präsident George Washington keine eigenen Zähne mehr. Er trug eine Prothese aus Flusspferdbein und echten Menschenzähnen, mit der er allerdings nicht in Gesellschaft speisen konnte. Von fest sitzenden dritten Zähnen konnte er nur träumen. Wir Heutigen haben es besser, nicht nur, weil es Implantate gibt. Wie die vierte Deutsche Mundgesundheitsstudie des Kölner Instituts der Deutschen Zahnärzte aus dem Jahr 2005 zeigt, verdienen auch die eigenen Zähne den Beinamen „bleibend“ immer mehr: Nur noch etwas mehr als jeder fünfte Bundesbürger zwischen 65 und 74 Jahren hat überhaupt keine eigenen Zähne mehr. Bei der Vorgänger-Erhebung im Jahr 1997 war es noch jeder vierte gewesen.
„Wir erwarten bei der nächsten Studie in wenigen Jahren einen weiteren Rückgang“, sagt die Zahnärztin Ina Nitschke von der Uni Leipzig, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Alterszahnmedizin. „Nur wenige von uns werden die Vollprothese erleben.“
Beim „Tag der Zahngesundheit“, den ein Kreis aus 30 Organisationen jährlich am 25. September veranstaltet, steht diesmal die Zahngesundheit der über 65-Jährigen im Mittelpunkt – zu denen die „Babyboomer“ bald gehören werden. Nach den großen Erfolgen der Prävention bei Kindern und Jugendlichen, die die Karies in Deutschland deutlich zurückgedrängt hat, haben die Zahnmediziner auch für die Senioren ehrgeizige Ziele, die noch längst nicht erreicht sind.
Eine Orientierungsmarke bildet das Ziel der Bundeszahnärztekammer, dass im Jahr 2020 weniger als 15 Prozent der 65- bis 74-Jährigen ganz ohne eigene Zähne leben müssen. „Solange es natürliche fest stehende Zähne gibt, und seien es nur wenige, kann notwendiger Zahnersatz, der die Lücken überbrückt, gut abgestützt werden und das Essen, Sprechen und Lachen erleichtern“, sagt Nitschke. Halten sie stand, bleiben auch Knochen und Zahnfleisch, die das Zahnbett bilden, vital. Wo er nicht belastet wird, bildet der Knochen des Kiefers sich dagegen zurück. Dann können auch Implantate dort schlechter verankert werden.
Seit einigen Jahren ist zudem klar, dass der Gesundheitszustand im Mund nicht von dem des Körpers abgekoppelt werden kann. Besonders enge Beziehungen unterhalten der Diabetes vom Typ 2 („Alterszucker“) und die Zahnfleischentzündung (Parodontitis). Wer unter einer Altersdiabetes leidet, hat häufiger auch Zahnfleischentzündungen. Und wenn die gut behandelt werden, hat das einen positiven Einfluss auf den Blutzucker.
In der bevölkerungsweiten „Ship“-Studie untersuchten Zahnmediziner der Uni Greifswald im Abstand von fünf Jahren Zähne und Zahnfleisch von mehr als 3000 Bürgern zwischen 20 und 80 Jahren. Dabei zeigte sich, dass starkes Übergewicht mit mehr Zahnfleischproblemen und dem Verlust von mehr Zähnen verbunden war. Die „Schuldfrage“ haben die Wissenschaftler damit allerdings noch nicht eindeutig geklärt: Sind hier Stoffwechselveränderungen im Spiel, die zu Entzündungen führen, oder trägt der Verlust von Zähnen dazu bei, dass man hochkalorische Lebensmittel bevorzugt, die nicht intensiv gekaut werden müssen?
Die Studie zeigt auch, dass Ältere immer seltener zum Zahnarzt gehen. Besonders selten gehen die, die keine eigenen Zähne mehr haben. Dabei ist Vorsorge auch dann wichtig: Zahnersatz sollte, ähnlich wie natürliche Zähne, von Zeit zu Zeit professionell gereinigt werden, wie die Zahnärztin Nitschke erläutert. Nicht nur wegen der Sauberkeit, sondern auch, um Infektionen durch versteckte bakterielle Beläge zu verhindern. Zudem untersucht der Zahnarzt bei dieser Gelegenheit die Mundschleimhaut auf verdächtige Veränderungen.
Privat Versicherte und diejenigen, die ein Bonusheft führen, kommen in allen Altersstufen häufiger zu den Vorsorgeuntersuchungen. Die Zahlen stimmen mit denen der Erhebung „Gesundheit in Deutschland aktuell“ aus dem Jahr 2009 überein. Nur knapp 60 Prozent der Männer über 70 waren demnach in den zwölf Monaten vor der Befragung beim Zahnarzt gewesen. Am eifrigsten sind in dieser Hinsicht Frauen zwischen 45 und 64 Jahren, vor allem die mit hohem Bildungsniveau. Nitschke wirbt dafür, auch mit 65 nicht in Prophylaxe-Rente zu gehen. „Bei einer mittleren Lebenserwartung von noch 20 Jahren haben Sie dann noch 7300 Lebenstage und rund 22 000 Mahlzeiten vor sich.“ Adelheid Müller-Lissner
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