TU-Präsident ruft zum Handeln auf: „Gesellschaft und Klima fordern uns“
Wir müssen uns mehr Gehör verschaffen - insbesondere bei der Politik. Und die Politik muss noch häufiger auf die Wissenschaft zugehen.
Herr Thomsen, die TU Berlin ist mit der „Berlin University Alliance“ Exzellenzuniversität geworden. Was bedeutet das?
Wir sind sehr glücklich über den Erfolg unseres gemeinsamen Projektes mit FU, HU und Charité. Es wird der Forschung eine enorme Schubkraft verleihen und der Metropolregion eine starke internationale Leuchtkraft. Im vergangenen Jahrzehnt mussten unsere Hochschulen radikal sparen. Es gab tiefe Einschnitte. Aber wir haben daraus etwas gemacht und schmiedeten Allianzen – eine wichtige davon ist die Berlin University Alliance. Nun erleben wir eine Zeit des Gestaltens. Dieser Wandel wird Berlin positiv verändern – die Stadt ist auf dem Weg zu einer großen, bedeutenden Wissensmetropole. Jetzt heißt es, unseren gemeinsamen Weg konsequent voranzugehen und die „Ärmel hochkrempeln“.
Welche Ideen stecken dahinter?
Unser Verbund will sich unter anderem großen gesellschaftlichen Herausforderungen, die von einer einzelnen Forschungseinrichtung allein gar nicht zu bewältigen wären, widmen. Dazu gehört die Digitale Transformation, ein Thema, das die TU Berlin mit ihrer informations- und ingenieurtechnischen Expertise stark vorangetrieben hat. Ein zweites ist der gesellschaftliche Zusammenhalt.
Auch das Thema „Klimakrise“ hat große Bedeutung. Wie steht die TU Berlin dazu?
Die Fridays for Future-Bewegung ist richtig, sie ist wichtig, sie ist für unsere Zukunft bedeutend. Sie ist schon jetzt aktiver Teil unserer TU. Viele Studierende und Wissenschaftler*innen engagieren sich, und wir als Universitätsleitung haben uns den Forderungen der Bewegung angeschlossen. Das habe ich auf der Demonstration mit Greta Thunberg im Juli in Berlin verkündet. Wir als Wissenschaft haben jetzt die Chance, unsere Expertise in den notwendigen Veränderungsprozess einzubringen. Gleichzeitig müssen wir uns noch mehr Gehör verschaffen - insbesondere bei der Politik. Und die Politik muss noch häufiger auf die Wissenschaft zugehen! Es gibt neben Berlin keine andere deutsche Stadt, in der Wissenschaft und Politik örtlich so nah beieinander sind. Berlin hat diesen Vorteil, den wir nutzen werden.
Außerdem, und das ist mir wichtig, müssen wir vom Diskutieren zum Handeln kommen. Deshalb wollen die drei großen Universitäten und die Charité ein neues Forschungszentrum für Klimawandel gründen. Dafür zeigen bereits Unternehmen und Organisationen Interesse und wollen es fördern. Auch der Regierende Bürgermeister von Berlin unterstützt unser Anliegen. Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft müssen jetzt gemeinsam handeln. Um das zu verdeutlichen, beteiligten wir uns an der weltweiten Klimademo am 20. September. Die TU Berlin war mit vielen Personen am Brandenburger Tor, zusammen mit den Klima-Aktivisten von der Fridays-for-Future-Bewegung.
Die Fragen stellte Stefanie Terp
Stefanie Terp