Stellungnahme: Gegen „andauernde Kampagne“
Forscher von der Bundesstiftung Aufarbeitung solidarisieren sich mit dem umstrittenen Historiker Jörg Baberowski.
Nachdem das Präsidium der Humboldt-Universität sich in der vergangenen Woche öffentlich hinter den Historiker Jörg Baberowski gestellt hat, bezieht nun auch der Fachbeirat Wissenschaft der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Stellung. Die Unterzeichnenden würden „mit Betroffenheit zur Kenntnis“ nehmen, „dass ihr Kollege Prof. Dr. Jörg Baberowski seit Jahren Zielscheibe einer andauernden fachlichen und persönlichen Diskreditierungskampagne ist, die darauf abzielt, über die Reputation eines herausragenden Fachgelehrten hinaus die wissenschaftliche Streitkultur in unserem Land dauerhaft zu beschädigen“, erklärten die Wissenschaftler am Mittwoch und bekunden ihre Solidarität. "Jeder von uns deutet die Vergangenheit vor dem Hintergrund seines persönlichen wissenschaftlichen Werdegangs aufgrund seines jeweiligen theoretischen und methodischen Vorgehens in seiner eigenen Weise", schreiben die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner (hier die Erklärung im Wortlaut).
"Diffamierungen schaden uns allen"
"Uns allen ist aber das Wissen gemein, dass die Freiheit der Erkenntnisgewinnung, die Pluralität der Auffassungen und die Bereitschaft zur kontroversen Diskussion die grundlegenden Bedingungen unserer Arbeit und unseres Wissenschaftssystems überhaupt bilden. Mit aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten fachlich begründete Auffassungen zu schmähen und ihre Vertreter zu diffamieren, schadet nicht nur dem im Einzelfall Betroffenen, sondern uns allen." Zu den Unterzeichnern gehören Thomas Großbölting, Martin Sabrow, Markus Meckel, Rainer Eppelmann und Christine Lieberknecht.
Das Landgericht Köln hatte am 15. März festgestellt, dass der Bremer Asta Baberowski „rechtsradikal“ nennen darf. Dies sei von der Meinungsfreiheit gedeckt. Allerdings sei sein Persönlichkeitsrecht durch aus dem Zusammenhang gerissene und damit unzutreffende Zitate verletzt worden. Baberowski wird seit längerem wegen umstrittener Äußerungen angefeindet. Die Leitung der HU hatte erklärt, Baberowskis wissenschaftliche Äußerungen "insbesondere in ihren Kontexten" seien "nicht rechtsradikal". "Gewalt und Extremismus haben keinen Platz an der Humboldt-Universität zu Berlin. Die fortgesetzten medialen und persönlichen Angriffe auf Mitglieder der Humboldt-Universität sind inakzeptabel."