Umstrittene Erdgasförderung in Pennsylvania: Fracking-Chemikalien im Trinkwasser entdeckt
In Pennsylvania wurden in Wasserproben Chemikalien gefunden, die mutmaßlich von Gasbohrungen stammen. Nach Ansicht der Forscher war die Hülle der Bohrlöcher schadhaft. Die Industrie wiegelt ab.
Seit Jahren erlebt Pennsylvania in den USA einen Gasboom. Mehr als 8000 Bohrungen reichen dort inzwischen in den Marcellus-Shale, ein gasführendes Schiefergestein. An rund 70 Prozent der Bohrlöcher wurde das Fracking-Verfahren eingesetzt: Unter hohem Wasserdruck bricht das Gestein auf, Sand und verschiedene Chemikalien sorgen dafür, dass die Spalten offen bleiben und Gas ins Bohrloch strömt, wo es dann gefördert wird.
Seit jeher warnen Kritiker, dass Gas und Chemikalien (die teilweise gesundheitsschädlich sind), ins Trinkwasser gelangen könnten. Die Befürchtung bestätigt anscheinend eine Studie von Susan Brantley von der Pennsylvania State University und ihrem Team. Wie sie im Fachblatt „PNAS“ berichten, haben sie in Proben von drei Hauswasserbrunnen in Bradford County Chemikalien entdeckt, die üblicherweise bei der Gasförderung genutzt werden. Eine der Proben, die bereits 2012 entnommen worden waren, enthielt 2-n-Butoxyethanol (2-BE), das ebenfalls beim Bohren genutzt wird, aber auch in Farben und Kosmetika enthalten ist. Die Verbindung erwies sich im Tierversuch als krebserregend. Welche Wirkung sie beim Menschen hat, ist unklar.
Die Konzentration der Chemikalie im Wasser war sehr gering
Der Gehalt an 2-BE in dem Brunnen war im Bereich von Nanogramm pro Liter, also extrem gering und nur mit einer ausgefeilten Technik nachweisbar. Weder wurde ein Grenzwert überschritten, noch ist von einer Gesundheitsgefahr auszugehen. Doch es bleibt die Frage, wie die Verbindung ins Grundwasser gelangte. Nach Ansicht der Autoren könnte das durch ein Leck in einem nahen Lagerbecken für bereits benutzte Bohrflüssigkeit geschehen sein.
Ein entsprechender Vorfall wurde 2009 gemeldet. Wahrscheinlicher ist es laut Brantley und Kollegen jedoch, dass die Verunreinigungen von schadhaften Bohrlöchern stammen: Weil diese schlecht abgedichtet waren, gelangte Flüssigkeit aus der Tiefe in höhere Schichten und strömte dort ein bis drei Kilometer zu den betroffenen Trinkwasserbrunnen. Dass die Chemikalien vom zwei Kilometer tiefen Schiefergestein durch alle geologischen Zwischenschichten direkt zur Oberfläche gelangten, sei unwahrscheinlich, schreibt das Team.
Schwierige Beweisführung: Wissenschaftler erhielten keine Proben vom Bohrloch
Zweifelsfrei belegt ist das Szenario nicht. Die Wissenschaftler hatten keine Proben der nahen Gasförderbohrungen erhalten, um dort nach „chemischen Fingerabdrücken“ zu suchen. Eine Industrievertreterin teilte der „New York Times“ per E-Mail mit, dass 2-BE auch in „hunderten Haushaltsprodukten“ vorkomme und die Forscher die Herkunft gerade nicht beweisen konnten.
Nach Ansicht der Autoren ist es wichtig, dass solche Vorfälle und die zugehörigen Daten konsequent veröffentlicht werden, um daraus zu lernen - gerade vor dem Hintergrund, dass die Schiefergasvorkommen in vielen weiteren Ländern zunehmend erschlossen werden.
In Bradford County, wo die Verunreinigungen festgestellt wurden, hat die Gasfirma an den auffälligen Bohrungen unterdessen die Abdichtung verbessert.