China: Forsches Programm
Deutschland und China verstärken ihre Kooperation in Wissenschaft und Forschung. Man werde faire Bedingungen sicherstellen, sagt Chinas Ministerpräsident.
Deutschland und China wollen ihre wissenschaftliche Zusammenarbeit weiter vertiefen. Das versicherten Vertreter beider Länder beim Deutsch-Chinesischen Forum „Innovation Gemeinsam Gestalten“ in Berlin. In ihrer Rede auf dem Forum kündigte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Einrichtung eines gemeinsamen Forschungsfonds an. Er soll 2018 starten und ab 2020 jährlich mit bis zu vier Millionen Euro von beiden Seiten ausgestattet sein. Zu den Schwerpunkten der Zusammenarbeit gehören Themen wie „Industrie 4.0“ – die digital gesteuerte Fabrik – und Elektromobilität.
Chinesische und deutsche Hochschulen, Forschungsinstitute und Unternehmen betreiben seit Jahrzehnten Kooperationen. Über die Jahre ist China dabei vom Förderschüler zum gleichwertigen Partner geworden. Das Land sieht Wissenschaft unter einem ganz pragmatischen Gesichtspunkt, nämlich als wesentliche Grundlage für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Die Forschung hat sich in allererster Linie am Markt und seinen Bedürfnissen zu orientieren, wie die chinesischen Redner verdeutlichten, allen voran Ministerpräsident Li Keqiang.
China will Spitze bei Innovationen werden
Keqiang erwähnte die „Made in China 2025“-Strategie seiner Regierung. Danach soll das Land von der Werkbank für billige Massenware zu einer Nation werden, die durch Innovation und Qualität besticht. Das Ziel ist Spitzentechnik, also Computer, Autos, Flugzeuge und Fabrikanlagen, die von der Idee bis zur Umsetzung „Made in China“ sind. Li Keqiang pries den deutschen Mittelstand – Stichwort: schwäbische Tüftler – als in China bewundertes Vorbild von Weltklasse. Dementsprechend wünschte er sich Kooperationen zwischen deutschen und chinesischen mittelständischen Unternehmen. Die Förderung des Mittelstandes ist für Keqiang auch ein Weg, um das soziale Gefälle zwischen Stadt und Land in China auszugleichen.
Der Politiker lobte die Fortschritte, die Deutschland und China seit dem Beginn ihrer 2014 vereinbarten „Strategischen Partnerschaft“ auf dem Gebiet von Forschung und Innovation gemacht haben. Auch Bundeskanzlerin Merkel betonte den „Schwung“, den der Aktionsplan gebracht habe: „Wir haben schon viele Schritte geschafft.“ Zugleich forderte sie einen „fairen Marktzugang“ für deutsche Firmen und den „Schutz des geistigen Eigentums“ – seit jeher neuralgische Themen, wenn es um die Kooperation mit China geht. Beides hatte Li Keqiang in seiner zuvor gehaltenen Rede zugesichert und daran erinnert, dass bestraft werde, wer in China geistiges Eigentum stehle.
Gemeinsam für das Gemeinwohl forschen
Seit 2015 verfügt das Bundesforschungsministerium über eine China-Strategie, deren Umsetzung es sich jedes Jahr 20 Millionen Euro kosten lässt. Forschungsministerin Johanna Wanka wies auf die zentrale Bedeutung der Wissenschaft bei Themen wie Klimawandel und Plastikmüll hin. Gemeinsame große Forschungsthemen mit China seien neben der Elektromobilität etwa Energietechnik, Digitalisierung und sauberes Wasser.
Wichtig ist Wanka, dass von beiden Seiten Partner aus Wissenschaft und Industrie kooperieren (2+2-Projekte). Dass zwischen Deutschland und China auch Konkurrenz besteht, ließ sie nicht unerwähnt. „Es geht um eine Balance zwischen Wettbewerb und Kooperation.“ Ein gemeinsamer Lenkungsausschuss soll Instrumente für Fördermaßnahmen entwickeln, Rahmenbedingungen anpassen und wichtige Themen diskutieren. Die konstituierende Sitzung wird übernächste Woche in China stattfinden.
Hartmut Wewetzer