Hilfe für Hochschulen: Flüchtlinge sollen leichter studieren können
Zum Wintersemester soll es für viele Flüchtlinge losgehen: 27 Millionen Euro will der Bund 2016 investieren, um ihnen den Zugang zum Studium zu erleichtern. Noch ist aber unklar, wie viele an die Unis kommen werden.
Mit 27 Millionen Euro will das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Flüchtlingen im kommenden Jahr den Zugang zum Studium erleichtern. "Wenn Integration gelingen soll, dann durch Bildung", sagte Bildungsministerin Johanna Wanka am Freitag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Das Geld soll etwa in die Verbesserung von Tests zur Studierfähigkeit und in die Studienvorbereitung von Flüchtlingen fließen.
Noch ist unklar, auf wie viele Geflüchtete sich die Hochschulen einstellen müssen. Es kursiert zwar eine Zahl von 50.000 potenziellen Studierenden im kommenden Jahr. Dies wollte DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel allerdings nicht bestätigen. Noch fehlen belastbare Statistiken über die Qualifikation der Ankommenden. Fakt ist: 50 Prozent von ihnen sind jünger als 25 Jahre. Einer groben Einschätzung zufolge haben 30 Prozent von ihnen nur eine sehr geringe Schulbildung, weitere 30 Prozent verfügen dagegen über einen Abiturabschluss oder haben sogar schon studiert. Sie könnten sich also um einen Studienplatz bewerben.
Erste Flüchtlingsklasse startet an der TU Berlin
Wenn keine Zeugnisse vorliegen, müssen die Hochschulen zunächst testen, welche fachlichen Kenntnisse die Flüchtlinge mitbringen. Der vom BMBF geförderte Test zur Studierfähigkeit wird nun auch auf Arabisch und Dari angeboten - die Testgebühr von 80 Euro müssen Flüchtlinge nicht selbst zahlen. Zudem wird auch festgestellt, wie gut die Deutschkenntnisse der Bewerber sind.
Viele der Ankommenden können wohl nicht direkt in einen Studiengang einsteigen. An den Hochschulen sollen deshalb die Studienkollegs oder vergleichbare Einrichtung zur Studienvorbereitung gefördert werden. 2400 Plätze will der Bund pro Jahr finanzieren. An der Technischen Universität in Berlin startet bereits am kommenden Mittwoch eine aus Senatsmitteln finanzierte Flüchtlingsklasse am Internationalen Studienkolleg, in dem sich die besten 25 von 163 Bewerbern auf einen Studiengang im naturwissenschaftlichen Bereich vorbereiten. Sie sollen dann zum Wintersemester 2016/2017 ins reguläre Studium einsteigen können.
Keine Sonderkontingente für Flüchtlinge
Die Ausschreibung für die aus Bundesmitteln finanzierten Plätze beginnt Anfang Dezember, so dass die Programme Anfang 2016 beginnen können. Der Andrang auf die Studienplätze wird allerdings ebenfalls erst zum Wintersemester erwartet. "Auf Seiten der Hochschulen wird es keine Sonderkontingente für Flüchtlinge geben", betonte DAAD-Präsidentin Wintermantel. Auch auf Fächer mit einem Numerus Clausus (NC) müssen sich die Geflüchteten ganz regulär bewerben.
Länger stand die Frage nach den Wartezeiten für Bafög im Raum. Zwar müssen geduldete Flüchtlinge künftig nicht mehr vier Jahre warten, bis sie Bafög-berechtigt sind, sondern können die Unterstützung bereits nach 15 Monaten beantragen. Dennoch ist die Bafög-Finanzierungslücke noch immer nicht geschlossen: Wenn sie nach der Immatrikulation keinen Anspruch mehr auf eine Finanzierung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz haben, aber auf Bafög noch warten müssen, sind sie mittellos.
Flüchtlinge mit einem anerkannten Aufenthaltsstatus können dagegen sofort Bafög beantragen. Die Höhe der Unterstützung richtet sich nach der finanziellen Situation, wobei voraussichtlich ein Großteil der Geflüchteten den Höchstsatz bekommen wird.
"Die Unis kommen zurecht"
Eine Ausweitung des Stipendienprogramms für Syrer, das der DAAD vor einem Jahr ausgeschrieben hatte, ist nicht geplant. 200 sind zum Wintersemester mit dem Programm nach Deutschland gekommen, um zu studieren. Jetzt wolle man sich aber darauf konzentrieren, den bereits in Deutschland angekommenen Flüchtlingen ein Studium zu ermöglichen, sagte Wintermantel. Der Präsident der Technischen Universität Berlin, Christian Thomsen, ist dabei optimistisch: "Die Unis kommen zurecht mit den geflüchteten Menschen", sagte er.
Eine neue Website "Informationen für Flüchtlinge - Studieren und Leben in Deutschland" bietet studieninteressierten Flüchtlingen einen Schritt-für-Schritt-Leitfaden.