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Vorgetäuschter Mars. Eine Probe wird in die Simulationskammer gebracht.
© DLR

Planetenforschung: Flechten überleben Mars-Experiment

Härtetest in der Simulationskammer: Mikroorganismen betreiben auch unter extremen Bedingungen Photosynthese. Nach Ansicht der Forscher erhöht das die Wahrscheinlichkeit für Leben auf dem roten Planeten.

Mikroorganismen sind robuster als vielfach gedacht. Einige von ihnen könnten auch auf dem Mars überleben. Das zeigen Versuche eines internationalen Forscherteams mit Flechten und Cyanobakterien, die gestern auf einer Fachkonferenz in Wien vorgestellt wurden. „Wenn sich auf dem roten Planeten vor vier Milliarden Jahren Leben entwickelt haben sollte, ist es äußerst wahrscheinlich, dass es bis heute erhalten ist“, sagt Jean-Pierre de Vera vom Institut für Planetenforschung im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin-Adlershof.

Die Wissenschaftler haben Mikroorganismen aus extremen Lebenswelten wie Polar- und Hochgebirgsregionen sowie den Tropen gesammelt und in einer Simulationskammer Bedingungen ausgesetzt, wie sie auf dem Mars herrschen: einer sehr dünnen Atmosphäre mit bis zu 95 Prozent Kohlendioxidgehalt, dazu Stickstoff und Spurengase wie Argon oder Sauerstoff. Die Temperatur wurde um mehr als 70 Grad Celsius variiert und die Proben zudem einer Strahlung ausgesetzt, wie sie auf der Planetenoberfläche zu erwarten ist.

Die Tests liefen über einen Monat. An Kälte angepasste Organismen wie die polare Flechte Pleopsidium chlorophanum überstanden die Tortur besser als tropische, berichtet de Vera. „Die Mikroorganismen haben das Experiment nicht etwa in einer Art Ruhestarre überlebt, sondern haben nachweislich Photosynthese betrieben.“ Das dafür erforderliche Wasser schlägt sich jeweils am Morgen und Abend eines Marstages an der Oberfläche nieder und wird dann genutzt.

Aus Sicht des Astrobiologen ist es sehr wahrscheinlich, dass es noch heute einfache Organismen auf unserem Nachbarplaneten gibt, die sich womöglich in klimatisch günstigeren Zeiten dort entwickelt haben. Sie werden nicht direkt auf dem Boden zu finden sein, der unmittelbar von der UV-Strahlung der Sonne getroffen wird, sondern eher in geschützten Felsnischen oder etwas tiefer im Boden.

„An solchen Stellen sollten Marsmissionen suchen, wenn sie Lebensspuren finden wollen“, sagt der Forscher und weist auf eine Gefahr hin, die mit solchen Erkundungen verbunden ist. „Offensichtlich können manche irdischen Organismen extreme Bedingungen überstehen.“ Damit bestehe ein Risiko, dass mit Forschungssonden fremde Organismen auf den Mars gelangen. Denn auch den Flug durchs All verkraften manche Mikroben erstaunlich gut, wie Langzeitversuche an der Außenseite der Internationalen Raumstation zeigen.

Damit bekommt die Schreckensvision der Astrobiologen wieder neuen Schwung: Dass sie auf einem anderen Planeten zwar Leben finden, das am Ende aber dann doch nur irdisches ist. nes

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