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Mücken der Art Aedes aegytpi übertragen nicht nur Denguefieber, sondern auch Zika-Viren. Sie stehen im Verdacht, die menschliche Embryonalentwicklung zu stören und Fehlbildungen auszulösen.
© dpa

Infektionen mit Zika-Viren in Brasilien: Fehlgebildete Babys durch eingeschleppte Erreger

Ein lange als harmlos eingestuftes Virus aus Afrika scheint in Brasilien für drastisch häufigere Schädelmissbildungen bei Neugeborenen verantwortlich zu sein.

Aus Afrika eingeschleppte Zika- Viren stehen im Verdacht, für Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen verantwortlich zu sein, die in Brasilien zuletzt gehäuft aufgetreten sind. Allein in diesem Jahr wurden bereits 1248 Babys mit verkleinertem Kopf (Mikrozephalie) in 14 Bundesstaaten des Landes geboren, vor allem in der Region um Recife.

„Die örtliche und zeitliche Überschneidung von Zika-Virusinfektionen und den Fehlbildungen ist ein berechtigter Anlass zur Sorge“, sagt Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Zwar melden die brasilianischen Behörden, dass Zika-Viren bei einer Schwangeren und ihrem fehlgebildeten Kind nachgewiesen wurden, ein endgültiger Beweis für einen ursächlichen Zusammenhang stehe jedoch aus. Bislang galten Zika-Viren als nicht besonders gefährlich. Sie stammen aus West- und Zentralafrika, werden über Aedes-Mücken übertragen und lösen für zwei, drei Tage lediglich Kopfschmerzen, leichtes Fieber, Hautausschläge und Muskelschmerzen aus.

Gesundheitsnotstand in Brasilien

Eine der ersten Zika-Epidemien wurde 2013 im westpazifischen Französisch-Polynesien registriert. Dort keimte erstmals der Verdacht, Zika-Viren könnten Nervenzellen schädigen, weil zur gleichen Zeit das Guillain-Barré-Syndrom, eine Muskelschwäche, häufiger als sonst diagnostiziert wurde. Nachgewiesen wurden die Viren mittlerweile bei Menschen aus 22 Ländern, neun davon in Südamerika. „Nach Brasilien könnte Zika mit infizierten Besuchern der Fußball-WM 2014 eingeschleppt worden sein“, sag Schmidt-Chanasit. Beweise gibt es auch dafür nicht.

Die brasilianischen Behörden nehmen das Phänomen ernst, haben den Gesundheitsnotstand ausgerufen. Da es keine Impfstoffe oder Medikamente gegen Zika gibt und Forscher keine in Aussicht stellen können, soll das Militär nun die Mücken mit Insektenvernichtungsmitteln bekämpfen. Ein wenig aussichtsreicher Plan. Versuche, die Aedes-Mücken, die auch Dengue-Viren übertragen, zu vertreiben, waren bislang immer fehlgeschlagen.

Auch Fälle in Deutschland

Die einzige Möglichkeit, Ungeborene zu schützen, wären derzeit Tests junger Frauen auf Zika-Infektion, sagt Schmidt- Chanasit. Hat eine Frau die Krankheit überstanden, sollte eine spätere Schwangerschaft unproblematisch sein. Frauen, die sich noch nicht infiziert haben, müssten sich vor Mücken besonders schützen, um eine akute Infektion kurz vor oder während der Schwangerschaft zu vermeiden. In Deutschland hat es seit 2013 nur rund ein Dutzend Fälle von Zika-Infektionen gegeben. „Das waren aber alles Reisende, die sich im Ausland infiziert hatten.“ Je mehr sich das Virus ausbreite, umso höher sei jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass es auch in Europa irgendwann über Mücken übertragen wird. Sascha Karberg (mit dpa/epd)

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