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Dosen mit dem Medikament Hydroxychloroquin verschiedener Hersteller
© dpa/Quad-City Times via ZUMA Wire/Kevin E. Schmidt

Chloroquin und Hydroxychloroquin gegen Covid-19?: Fachjournal „The Lancet“ zieht Studie zu Malariamedikamenten zurück

Drei von vier Autoren zweifeln an den Daten für ihre Studie. Nach einem Warnhinweis hat das Journal „The Lancet“ nun die publizistische Notbremse gezogen.

Das Fachjournal „The Lancet“ hat eine Studie zum Einsatz von Chloroquin und Hydroxychloroquin gegen das neue Coronavirus zurückgezogen. Drei der vier Autoren verwiesen darauf, dass sie Zweifel an der Richtigkeit der von ihnen genutzten Daten nicht ausräumen können, wie das Journal am Donnerstagabend mitteilte.

Die Wirksamkeit der bislang gegen Malaria eingesetzten Mittel gegen die Lungenerkrankung Covid-19 wird derzeit in zahlreichen Studien getestet. Bisherige Untersuchungen brachten keinen gesicherten Hinweis, dass sie bei Erkrankten die Symptome bessert oder die Erkrankungsdauer verkürzen.

Nach Angaben in der nun zurückgezogenen Studie sollten die beiden Wirkstoffe sich wahrscheinlich nicht zur Behandlung von Covid-19 eignen und sogar womöglich die Todesrate erhöhen und zu Herzrhythmusstörungen führen.

Die Forscher aus den USA und der Schweiz um Mandeep Mehra von der Harvard Medical School hatten die Studie in „The Lancet“ vom 22. Mai veröffentlicht. Sie hatten nach Studien-Angaben Daten von gut 96.000 Patienten ausgewertet. Wegen der negativen Ergebnisse waren mehrere Studien zu Chloroquin und Hydroxychloroquin ausgesetzt worden. Letzteres steht auch deshalb unter besonderer Beobachtung, weil US-Präsident Donald Trump es wiederholt als Wundermittel gepriesen hatte.

Vor dem Zurückziehen der Studie hatte es an der Publikation erhebliche Zweifel gegeben. „Lancet“ selbst hatte bereits einen offiziellen Warnhinweis („Expression of Concern“) veröffentlicht. Es gebe „ernsthafte wissenschaftliche Fragen“ zu den von den Forschern angegebenen Daten.

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Zweifel an Daten aus Australien und Afrika

Dem Science Media Center zufolge zählt zu den Ungereimtheiten, dass sich die Studie auf eine höhere Anzahl von im Krankenhaus verstorbenen Covid-19-Patienten in Australien bezieht als in Australien tatsächlich insgesamt gemeldet wurden. Zudem hätten die Autoren behauptet, in der Studie die Daten von 4402 Patienten in Afrika verarbeitet zu haben - es sei Kritikern zufolge aber unwahrscheinlich, dass afrikanische Krankenhäuser detaillierte elektronische Gesundheitsakten für so viele Patienten zur Verfügung stellen konnten.

Die Datenerhebung geht nach „Lancet“-Angaben maßgeblich auf eine in Chicago ansässige Firma zurück. Der Prozess des sogenannten Peer Review durch Gutachter sei weder dazu gedacht noch in der Lage, die Qualität zugrundeliegender Daten zu prüfen, sagte Ulrich Dirnagl, Direktor der Abteilung Experimentelle Neurologie an der Charité in Berlin, der nicht an der Studien beteiligt war. „Häufig bleibt es bei einer Art „Reality Check“ der wissenschaftlichen Frage, der verwendeten Methodik und der Resultate.“

In Zeiten einer Pandemie, in der Forscher und Journale unter extremem Zeitdruck zu publizieren versuchten, sei der Review-Prozess noch weniger in der Lage, Fehler und Manipulationen zu erkennen. Es gebe momentan jede Menge Studien mit schlecht erhobenen oder unzureichenden Daten, kritisierte er.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte bereits am Mittwoch mitgeteilt, dass ausgesetzte Tests mit Hydroxychloroquin bei Covid-19-Erkrankten wieder aufgenommen werden. Das Mittel ist Bestandteil einer von der WHO koordinierten Forschungsreihe mit mehr als 3500 Patienten in 35 Ländern. Auch diese Versuche waren Ende Mai nach der „Lancet“-Studie vorübergehend ausgesetzt worden. (dpa)

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