FH-Professuren und Forschung: Fachhochschulen erhalten weniger Bundeshilfen als erhofft
430 Millionen Euro für Karrierewege und 60 Millionen jährlich für Forschung an Fachhochschulen wurden bewilligt. Die Hochschulrektorenkonferenz ist enttäuscht.
Die Studienplatzkapazitäten an Fachhochschulen werden bundesweit ausgebaut. Wegen ihrer Nähe zur Berufspraxis sind sie bei Abiturienten – insbesondere auch bei Erstakademikern – und Unternehmen nachgefragt. Gleichzeitig bauen die Hochschulen ihre Forschung aus, streben nach dem Promotionsrecht. Doch das Wachstum stößt an personelle Grenzen: In vielen Fachrichtungen fehlen Bewerberinnen und Bewerber auf FH-Professuren. Wegen der verzögerten Akademisierung im Gesundheits- und Sozialwesen gibt es zu wenige Kandidaten, hinzu kommt, dass eine FH-Karriere für Expertinnen aus der Wirtschaft finanziell oft unattraktiv ist.
Helfen sollen jetzt zwei millionenschwere Bund-Länder-Vereinbarungen, die die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) am Freitag beschlossen hat. Am Donnerstag war der Finanzierungsschlüssel zwischen Bund und Ländern noch strittig. Doch am Freitag erklärten sich die Länder bereit, ein Programm zur Personalgewinnung kozufinanzieren. Über die Höhe der Bewilligungen zeigte sich die Hochschulrektorenkonferenz allerdings am Dienstag enttäuscht.
Schwerpunktprofessuren und Tandems
In die Förderung von Karrierewegen an Fachhochschulen sollen über einen Zeitraum von acht Jahren 430 Millionen Euro fließen - zuvor war von 600 Millionen Euro die Rede. Das Programm wird im Verhältnis 71 Prozent Bund und 29 Prozent Länder finanziert. Zu Beginn fördert der Bund das Programm zu 100 Prozent, bis zum Ende der Laufzeit wächst der Finanzierungsanteil der Länder auf 50 Prozent, teilte die GWK am Freitag mit. Unterstützt werden die FHs "bei der Personalentwicklung und Gewinnung von Professorinnen und Professoren".
Inhaltlich folgen Bund und Länder damit einer Empfehlung des Wissenschaftsrats vom Oktober 2016. Das Bund-Länder-Programm beinhaltet Förderinstrumente wie Schwerpunktprofessuren, kooperative Promotionen, Tandemprogramme und die Etablierung von Kooperationsplattformen.
"Wettbewerb um die klügsten Köpfe"
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek, qua Amt Vorsitzende der GWK, würdigte die Fachhochschulen als "wesentlichen Bestandteil des deutschen Hochschul- und Innovationssystems". Sie leisteten "einen unverzichtbaren Beitrag zu einem starken Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort". FH-Professoren stünden für eine Verbindung aus Forschungskompetenz und Praxiserfahrung. Die stellvertretende GWK-Vorsitzende und Bremer Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt sagte, das Programm solle dazu beitragen, "die Fachhochschulen im Wettbewerb um die klügsten Köpfe zu stärken".
Das bestehende Bund-Länder-Programm zur Förderung der angewandten Forschung und Entwicklung an Fachhochschulen wird um weitere fünf Jahre fortgeführt - und auf zunächst 60 Millionen Euro pro Jahr aufgestockt, hieß es. Das Geld komme weiterhin in voller Höhe vom Bund, der Länderanteil wird über die Basisfinanzierung der beteiligten Hochschulen verrechnet. Zunächst waren jährlich 85 Millionen Euro im Gespräch gewesen.
Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin und Wissenschaftssenator, begrüßte die die GWK-Beschlüsse als "wichtigen Schritt zur Stärkung der angewandten Forschung in Deutschland". Müller erinnerte daran, dass das Land Berlin seinen Fachhochschulen bereits im Rahmen der laufenden Hochschulverträge zusätzlich 28 Millionen Euro zum Ausbau ihrer Forschungstätigkeit zur Verfügung stelle. "Das neue Bund-Länder Programm stärkt diese Entwicklung und wird Personalgewinnung sowie Innovationskraft an den Fachhochschulen entscheidend voranbringen", erklärte Müller.
Mittel unter der von den FHs erhofften Summe
Die Fachhochschulen hatten sich allerdings mehr von den Programmen versprochen - und zeigen sich irritiert, das zunächst in Aussicht gestellte Summen offenbar im letzten Moment gekürzt wurden. Karim Khakzar, Sprecher der Mitgliedergruppe Fachhochschulen in der Hochschulrektorenkonferenz, begrüßte am Dienstag, dass das Bund-Länder-Programm die Problematik aufgreife, "dass einerseits die Nachfrage nach einem Fachhochschulstudium stark gestiegen ist, es andererseits aber immer schwieriger geworden ist, geeignete Bewerberinnen und Bewerber für professorale Stellen an Fachhochschulen zu finden". Allerdings blieben die Mittel unter der von den FHs erhofften Summe.
Bedauerlich sei auch die nur geringfügige Erhöhung des Programms für Forschung und Entwicklung - um vier Millionen auf 60 Millionen Euro jährlich. Hier habe die die HRK eine Erhöhung um jährlich 20 Millionen Euro gefordert, heißt es.