Berlin Science Week: Es soll eine „Berlinale der Wissenschaft“ werden
Die erste Novemberwoche steht in Berlin im Zeichen der Wissenschaft. Rund 60 Veranstaltungen stehen auf dem Programm.
„In Zeiten, in denen Teile der Gesellschaft die Vorbehalte gegen die Wissenschaft schüren und bewusst wissenschaftliche Erkenntnisse diffamieren, um andere politische Ziele zu verfolgen, sind Veranstaltungen wie die Berlin Science Week besonders wichtig.“ Mit diesen Worten stellte der Regierende Bürgermeister Michael Müller am Freitag das Programm der zweiten Berlin Science Week vor, die vom 1. bis 10. November mit 60 Veranstaltungen an verschiedenen Orten Berlins Wissenschaft und Forschung der Stadt vor- und zur Diskussion stellt.
„Wir müssen deutlich machen, wie wichtig Wissenschaft und Forschung für eine gute Entwicklung und das Zusammenleben in unserem Land ist.“ Ohne wissenschaftliche Erkenntnisse seien die Herausforderungen, die sich Großstädten wie Berlin stellen, nicht zu bewältigen.
Eine Art "Berlinale der Wissenschaft"
Im vergangenen Jahr besuchten schätzungsweise 6.000 Interessierte die etwa 40 Veranstaltungen der ersten Berlin Science Week, die rund um die „Falling Walls Konferenz“ am 9. November entstanden ist – unter der Koordination des Physikers Jürgen Mlynek. Diesmal kann der Kuratoriumsvorsitzende der Falling Walls Foundation und ehemalige Direktor der Helmholtzgemeinschaft etwa 60 Veranstaltungen präsentieren, zu denen voraussichtlich 15.000 Besucher erwartet werden.
Eine Kopie der „Langen Nacht der Wissenschaften“ solle die Woche allerdings nicht werden, sagte Mlynek, auch kein „Davos der Wissenschaft“ sondern eher eine „Berlinale der Wissenschaft“. Dabei sollen die Nobelpreisträger und Forscher, die an der der Falling Walls Konferenz teilnehmen, die Zeit in Berlin außerdem für einen Dialog sowohl mit den in Berlin forschenden Wissenschaftlern als auch mit der Öffentlichkeit nutzen.
„Es gibt viel, worüber man sprechen kann“, sagte Stefan von Holtzbrinck vom Wissenschaftsverlag SpringerNature. Das seien einerseits die jüngsten wissenschaftliche Durchbrüche, wie der Nachweis von Gravitationswellen oder die Entdeckung der Genschere Crispr/Cas9, andererseits aber auch Sorgen. So werde der Brexit britische und europäische Forscher stark betreffen, denn ein Drittel der Lebenswissenschaften arbeitet international stark vernetzt. Und dass in den höchsten Institutionen der Welt zunehmend Persönlichkeiten sitzen, die den Klimawandel leugnen, zeige, dass Wissenschaft in den Dialog mit der Gesellschaft treten muss.
Das zeige auch die Geschichte, sagte von Holtzbrinck: Während der wissenschafltiche Springer-Verlag vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten etwa 500 Publikationen produzierte, waren es 1942 nur noch 150 – nicht zuletzt weil wissenschaftliche Schriften als „Dadaismus“ abgetan wurden und 2700 wichtige Forscher zwischen 1933 und 1936 aus Deutschland fliehen mussten. „Die Falling Walls-Konferenz dient deshalb nicht nur der Präsentation von wissenschaftlichen Durchbrüchen, sondern wir haben auch die Verpflichtung, den Aufbau neuer Mauern zu verhindern.“
Mehr Sichtbarkeit für Bildung, Forschung und Innovation
Dazu müsse man der „Bedeutung von Bildung, Forschung und Innovation mehr Sichtbarkeit geben", sagte Mlynek, „denn davon hängt unsere Gegenwart und noch viel mehr unsere Zukunft ab.“ Dieser Dialog müsse international geführt werden, insofern sei man froh, dass diesmal die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich ebenso dabei ist wie das Austrian Institute of Technology aus Wien, die Klitschko Foundation aus Kiew und die University of Waterloo. „Dieser internationale Austausch, dieses Miteinander ist nötig, um die nächsten wissenschaftlichen Druchbrüche zu ermöglichen,“ sagte Sabine Kunst, Präsidentin der Humboldt-Universität, die sieben Veranstaltungen zur Wissenschaftswoche beiträgt.
Darunter sind auch die “Next Frontier Debates“, gesellschaftlich hoch relevante Podiumsdiskussionen, in denen Wissenschaftler ihre Forschungsschwerpunkte erklären und mit dem Publikum diskutieren, beispielsweise die Integrations- und Migrationsforschung und die Nachhaltigkeits- und Klimawandelforschung.
Spaß machen sollen die Auseinandersetzung mit Wissenschaft aber auch, das wollen Teresa Hollerbach und die etwa 14000 Jungforscher, die im „N² - Network of Networks“ organisiert sind, auf ihrem Science Festival „Science beyond Borders” im Rahmen der Berlin Science Week beweisen. In einer ScienceLounge können Besucher am 6. November „in einer entspannten Atmosphäre mit Forschern in Dialog treten“, sagte Hollerbach. „Es wird viele kleine Stationen geben, an denen Künstler und Wissenschaftler ihre Arbeiten vorstellen.“
Ein Höhepunkt der Woche wird die Verleihung des Wissenschaftspreises des Regierenden Bürgermeisters für herausragende wissenschaftliche Leistungen am 7. November sein, der erstmals im Rahmen der Berlin Science Week verliehen wird.
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