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Asteroid
© dpa

Massensterben: Ende der Dinosaurier: Der letzte Akt

Also doch. Ein Team von 41 Forschern aus aller Welt ist sich so sicher, wie sich Naturwissenschaftler nur sein können: Das Ende der Dinosaurier auf der Erde geht auf einen Asteroideneinschlag vor 65,5 Millionen Jahren zurück.

Das berichtet ein Team um Peter Schulte vom Geozentrum Nordbayern an der Universität Erlangen-Nürnberg im Fachblatt "Science" (Band 327, Seite 1214).

Der Asteroid kam mit 20 Kilometern in der Sekunde angeschossen und war mit rund zwölf Kilometern Durchmesser größer als der Mount Everest. Beim Auftreffen dieses 3000-Milliarden-Tonnen-Koloss' in der Gegend der heutigen Halbinsel Yucatan in Ostmexiko wurde so viel Energie frei wie bei der Explosion von einer Milliarde Hiroshima-Bomben. Diese Wucht, weit jenseits aller Vorstellungskraft, war wohl einer der Gründe, weshalb die Auswirkungen des Asteroidentreffers bis heute von einigen Forschern bezweifelt werden. In der aktuellen Arbeit kombinierten die Wissenschaftler geologische Daten von diesem Ereignis erstmals zu einer Gesamtschau, die alle anderen Theorien widerlegt. "Weder finden sich weltweit Hinweise auf andere Einschläge als Ursache für das Massensterben, noch passen massive Vulkaneruptionen im heutigen Indien zu dem Ereignis", sagt Schulte.

Die Vulkanausbrüche, die immer wieder als alternativer Auslöser für das Massensterben genannt werden, begannen bereits eine halbe Million Jahre zuvor, ohne das Klima gravierend zu ändern. Das zeigen Sedimentschichten aus dieser Zeit. Hinweise auf ein Artensterben finden sich darin jedenfalls nicht.

Unmittelbar darüber gibt es weltweit in den Schichten jedoch eine scharfe Grenze, in der auffällig große Mengen des Edelmetalls Iridium stecken, das aus dem Weltraum stammen muss. Genau zu dieser Zeit nimmt auch die Artenvielfalt massiv ab. An dieser "K-T-Grenzschicht", benannt nach dem Wechsel von Kreidezeit zu Tertiär, finden die Forscher weltweit Partikel, die beim Auftreffen des kosmischen Geschosses hochgeschleudert wurden. "Selbst in einer Bohrung vor der südamerikanischen Küste, rund 4000 Kilometer vom Golf von Mexiko entfernt, fanden wir kleine Gesteinssplitter, die aus der Region des Einschlags stammen", berichtet Schulte. Je weiter eine Region vom Auftreffpunkt entfernt ist, umso dünner ist die abgelagerte Schicht.

Das passt hervorragend zu einem Asteroideneinschlag, den die Forscher mit Computermodellen nachstellten. Demnach schlug das kosmische Geschoss zunächst einen Krater mit einem Durchmesser von ungefähr 100 Kilometern in die Erde. Innerhalb weniger Augenblicke stürzte dieses 30 Kilometer tiefe Loch ein, Wasser und Gestein schossen von allen Seiten in die Tiefe. So entstand ein neuer Krater, der mit einem Durchmesser von knapp 200 Kilometern beinahe die Fläche der Schweiz hat.

Der Einschlag löste vermutlich gewaltige Erdbeben mit einer Stärke von 12 oder 13 aus. Unvorstellbare Tsunamis rasten durch die Meere und verwüsteten die Küsten. Für ein Massensterben reichte diese Apokalypse aber noch nicht aus. Zufällig hatte der Asteroid eine Schicht im Untergrund mit viel Sulfat und Carbonat getroffen. Dadurch wurden zwischen 100 und 500 Milliarden Tonnen Schwefel schlagartig in die Luft geschleudert. Dort entstanden Schwefelsäuretröpfchen, die das Sonnenlicht auffingen und so die Temperaturen von einem Tag auf den anderen weltweit um rund zehn Grad Celsius fallen ließen.

Ein paar Jahre lang verharrte das Weltklima auf diesem Niveau, die Abkühlung zerstörte vermutlich alle Wälder auf der Erde. Danach siedelten sich auf den riesigen Brachflächen zunächst Farne an. Das belegten weltweite Samenfunde in den entsprechenden Tonschichten, berichtet Wolfgang Kießling vom Berliner Naturkundemuseum, der an der Publikation beteiligt ist. Aus den Samen entstand später die Pflanzenwelt zwar wieder neu. Bis dahin waren die Tiere aber längst verhungert, die von diesen Pflanzen lebten.

Der Einschlag hatte auch riesige Mengen Staub in die Luft geschleudert, der monatelang die Erde in Dauerdämmerung versetzte. Ohne Sonnenlicht verhungerte auch das Plankton in den Meeren, 90 Prozent aller Arten verschwanden. "Überlebt haben nur die Arten, die Ruhesporen bilden, aus denen nach vielen Jahren neues Plankton wächst", berichtet Kießling. Da sich aber fast alles Leben im Meer mittelbar von diesen winzigen Organismen ernährt, starben auch viele Meerestiere aus.

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