A Universe from Nothing: Eine Frage, so alt wie der Urknall
Wie kann aus dem Nichts etwas entstehen? Der Physiker Lawrence Krauss, Autor des Buchs "A Universe from Nothing", löst mit seinen Thesen heftige Diskussionen aus.
Ein großartiger Scherz findet sich in Douglas Adams’ Romanreihe „Per Anhalter durch die Galaxis“. Auf die Frage nach „dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“ gibt ein von Außerirdischen gebauter Computer nach 7,5 Millionen Jahren Rechenzeit die sehnlichst erwartete Antwort. Sie lautet „42“. Mehr nicht.
Adams’ Frage ist die Frage aller Fragen, und sie treibt den Menschen seit jeher um. Die am gestrigen Donnerstag veröffentlichten Bilder des Forschungssatelliten „Planck“ vom Urzustand des Universums sind ein Mosaiksteinchen mehr, das zur Antwort beiträgt, unser Bild vom Universum verfeinert. Ein anderes sind Ergebnisse am Genfer Forschungszentrum Cern, die die Existenz des Higgs-Teilchens erneut und womöglich endgültig bestätigen – und damit Modellvorstellungen vom Aufbau der Materie.
Bleibt noch die Frage nach dem ganzen Rest. Der amerikanische Physiker und Buchautor Lawrence Krauss glaubt die Antwort gefunden zu haben. In seinem Buch „A Universe from Nothing“ (Ein Universum aus dem Nichts) stellt er die These auf, dass sich das All einer Laune der Quantenwelt verdankt, Fluktuation genannt, in der gelegentlich Teilchen aus dem Nichts auftauchen und wieder verschwinden. Aber nicht immer. Manchmal kommt es zu einem Urknall, der Welten wachsen lässt. Krauss’ gewagte Idee wurde von dem Biologen Richard Dawkins („Das egoistische Gen“) in einem Nachwort als kosmisches Pendant zu Charles Darwins Evolutionstheorie gefeiert. Der letzte Trumpf der Theologen, die Frage „Warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts?“ endgültig beantwortet.
Nicht so hastig, konterte dagegen der New Yorker Philosoph und Physiker David Albert. In einer Rezension von Krauss’ Buch in der „New York Times Book Review“ kreidete er diesem an, dass sein „Nichts“ nicht wirklich ein „Nichts“ sei. Damit Materie „geboren“ werden kann, bedarf es der Gesetze der Quantenmechanik ebenso wie eines leeren „Quantenfeldes“ (Quantenvakuum), das die Partikel zur Welt bringt. Krauss’ Nichts vibriert vor Erwartung.
Alberts Kritik löste hitzige Debatten aus. Krauss beschwerte sich über „idiotische Philosophen“, die über sein Buch geschrieben hätten. Er, Krauss, beschreibe ein Nichts, das keinen Raum, keine Materie und kein Quantenvakuum enthalte. Mehr Nichts gehe nicht.
Der Streit geht weiter, ebenso wie die Suche nach dem Ursprung. Der Mensch ist getrieben davon, hinter die Kulissen seiner Existenz zu schauen. Douglas Adams’ kosmische Pointe spiegelt das wider. Seine Antwort – „42“ – ist unbefriedigend, lädt zu endlosen Spekulationen ein. Was steckt dahinter? Was hinter den Gesetzen der Quantenwelt? In Adams „Anhalter“ gerät die Frage schließlich in Vergessenheit: Worauf war noch einmal „42“ die Antwort? So schließt sich der Kreis. Hartmut Wewetzer
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