Zwei Studien über den Anti-Corona-Kampf:: “Eine der größten Leistungen der Menschheit“
Berechnungen zeigen: Durch staatliche Interventionen wurden in Europa 3,1 Millionen vorzeitige Todesfälle und weltweit 530 Millionen Infektionen verhindert.
Es sind Zahlen, die alle Skeptiker zum Schweigen bringen müssten. Alle Maskenmuffel, alle Shutdown-Kritiker, alle Schulöffnungs-Sympathisanten. Sie sollten gerade jetzt zur Kenntnis genommen werden, wo die Infektionszahlen weltweit rapide steigen - Lateinamerika, Südafrika -, es auch in Deutschland wieder Ansteckungsherde gibt und allgemein die Angst vor einer zweiten Covid-19-Welle grassiert.
Vom Beginn der Corona-Pandemie bis zum 4. Mai wurden in elf europäischen Ländern 3,1 Millionen Menschenleben gerettet. 3,1 Millionen! Grenz- und Schulschließungen, Lockdowns und Kontaktsperren, Masken und Abstandsregeln haben sie vor dem Tod bewahrt und eine Kontrolle des Pandemie-Verlaufs ermöglicht. Das ist das Ergebnis einer Studie, die unter Federführung von Seth Flaxman vor kurzem im Wissenschaftsjournal „Nature“ erschien.
Die Forschergruppe vom „Imperial College London“ hatte den Verlauf der Pandemie und die Todeszahlen in elf europäischen Ländern – darunter Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien – untersucht. Ihren Berechnungen liegt die Annahme zugrunde, dass die Reproduktionszahl ohne staatliche Interventionen konstant bei 3,8 geblieben, also exponentiell verlaufen wäre. Zehn Infizierte hätten im Durchschnitt 38 weitere Menschen angesteckt. Durch die getroffenen Maßnahmen konnte der Wert dann um 82 Prozent auf unter 1 gesenkt werden, jedenfalls vorübergehend. Ihre Bilanz: „Nicht-medizinische Eingriffe, insbesondere Ausgangsbeschränkungen, hatten einen großen Effekt bei der Verringerung der Infektionszahlen.“
530 Millionen verhinderte Infektionen
Die Verfasser der Studie schätzen, dass sich im besagten Zeitraum in den elf Ländern zwischen 12 und 15 Millionen Menschen mit Covid-19 infiziert hätten. Das seien zwischen 3,2 und 4 Prozent der jeweiligen Bevölkerung. In Deutschland seien die Zahlen erheblich niedriger (zwischen 0,66 und 1,1 Prozent der Bevölkerung). Hier hätte es ohne staatliche Intervention etwa drei bis fünf Mal mehr Infizierte gegeben.
Die Auswirkungen von menschlichen Verhaltensänderungen blieben in den Berechnungen unberücksichtigt. Den Forschern ist außerdem bewusst, dass ihre Hochrechnungen eine große Schwankungsbreite haben. Die Todesfälle würden, je nach Land, oft unterschiedlich gezählt. „Wir mussten uns auf Todeszahlen der EU-Gesundheitsbehörde ECDC verlassen, die oft unvollständig waren.“ Die Zahl von 3,1 Millionen ist ein mittlerer Schätzwert, es könnten auch nur 2,8 Millionen Todesfälle verhindert worden sein oder auch mehr, bis zu 3,5 Millionen.
"In so kurzer Zeit so viele Leben gerettet"
Die Ergebnisse decken sich mit einer zweiten „Nature“-Studie. Sie wurde von einem Forscherteam um Solomon Hsiang von der „University of California“ in Berkeley erstellt. Hsiang ist Direktor des „Global Policy Laboratory“. Hier wurde der Verlauf der Pandemie in sechs Ländern analysiert – China, Südkorea, Italien, Iran, Frankreich, USA. Das Ergebnis: Bis zum Stichtag 6. April hätten 1717 lokale, regionale und nationale nicht-medizinische Interventionen rund 530 Millionen Infektionen verhindert. Ohne die Maßnahmen wäre die Zahl der Infizierten in China 465 mal höher gewesen, in Italien 17 mal und in den USA 14 mal.
Entscheidend für den Verlauf der Pandemie sei vor allem der Zeitpunkt der getroffenen Maßnahmen gewesen, heißt es. Scheinbar geringe zeitliche Verzögerungen hätten „dramatisch unterschiedliche“ Verläufe zur Folge gehabt. Allerdings hängen die Infektionsraten stark davon ab, wie viele Menschen in einem Land getestet werden.
Dennoch bilanziert Hsiang in einer Mitteilung seiner Universität: „Kein anderes menschliches Unterfangen hat jemals in so kurzer Zeit so viele Leben gerettet.“ Durch Einschränkungen jedes Einzelnen habe „die Menschheit eine ihrer größten kollektiven Leistungen“ erbracht.
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