Universität der Künste Berlin: Ein Studiengang im Ruhestand
Erneut protestieren Studierende der Universität der Künste Berlin gegen die Abberufung einer Professorin. Die Gastprofessur von Katharina Sieverding, die bis 2007 ordentliche Professorin an der Fakultät Bildende Kunst war, wurde nicht verlängert.
Die Studierenden sehen dadurch ihre Abschlüsse in dem von Sieverding geleiteten Teilstudiengangs Visual Culture Studies gefährdet. In einem offenen Brief an Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner fordern sie jetzt, dass Sieverding die Gastprofessur ein weiteres Jahr lang wahrnehmen kann – bis die Universität der Künste Berlin (UdK) für eine Nachfolge gesorgt hat. Dies hatten die Studierenden in den vergangenen Monaten in Gesprächen mit der Fakultäts- und Unileitung nicht durchsetzen können. Sieverding musste gehen, ihr Studiengang soll nicht weitergeführt werden.
Sieverding sei nach dreimaliger Verlängerung ihrer Gastprofessur „nunmehr in den Ruhestand gegangen“, heißt es dazu in einer knappen Erklärung der Dekanin der Fakultät Bildende Kunst, Ana Dimke. Die Lehre für die Studierenden könne gesichert werden. Darüber hinaus sei die Sache aus der Sicht der UdK „nicht weiter zu beleuchten“. Auch zu der Frage, ob die verzögerte Neuausschreibung der ordentlichen Sieverding-Professur jetzt auf dem Weg sei, wollte sich die UdK nicht äußern.
Die Studierenden sollen jedenfalls in andere Klassen wechseln. Für elf von 16 Sieverding-Schülern, die ihr Studium in den kommenden beiden Semestern abschließen wollen, sei das nicht zumutbar, heißt es in dem offenen Brief. „Unbetreut“ seien ab dem Wintersemester auch 24 Bildhauerei-Studierende, da dort eine seit vier Jahren vakante Stelle noch immer nicht besetzt sei. Insgesamt seien am Institut Bildende Kunst von 25 ordentlichen Professorenstellen nur elf besetzt.
Schon im vergangen Jahr hatten UdK-Studierende für eine Professorin gekämpft: Damals forderten sie die Uni auf, die Medienkünstlerin und Gastprofessorin Hito Steyerl wie geplant auf eine ordentliche Professur zu berufen – mit Erfolg, wie sich jetzt zeigt. Die Berufungsliste war nach Unstimmigkeiten in der Fakultät zurückgezogen worden. Doch inzwischen hat Steyerl den Ruf angenommen und steht in Verhandlungen mit der UdK, heißt es an der Fakultät Bildende Kunst. Im Streit um die inhaltliche Ausrichtung in der Bildenden Kunst hatten 2006 der Medienkünstler Stan Douglas, der Maler Daniel Richter und der Bildhauer Tony Cragg die UdK verlassen. Amory Burchard