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Wo sind die Sterne? Verschwörungstheoretiker deuten den Umstand als Beweis, dass die Mondlandung im Studio inszeniert wurde.
© Nasa/EPA/pa

Mit Geduld und Playmobilfiguren: Ein Physiker entlarvt Mythen und Fake News

Verschwörungsmythen zu Mondlandung, 9/11, Chemtrails und Hohlwelttheorie: Holm Gero Hümmler entkräftet sie alle.

Sieben Jahre dauerte es. Sieben Jahre, in denen irgendetwas hätte durchsickern, in denen einer der Tausenden Nasa-Beteiligten sich hätte verquatschen, in denen den Sowjets Ungereimtheiten hätten auffallen können. Doch: nichts.

Davon unbeeindruckt veröffentlichte Bill Kaysing im Jahr 1976 sein Buch „We never went to the moon“. Darin vertritt der Amerikaner die These, die Nasa hätte die Mondlandung, die sich im Juli 2019 zum 50. Mal jährt, nur vorgespielt.

Bis heute berufen sich Menschen auf seine vermeintlichen Beweise. Zum Beispiel die Beobachtungen, dass auf den Fotos die Schatten der Astronauten nicht parallel fallen oder im Hintergrund keine Sterne zu sehen sind. Kaysing schloss daraus: Die Aufnahmen müssen aus einem Studio stammen.

Das Zeitalter der "alternativen Fakten" fördert Verschwörungsdenken

Der studierte Physiker Holm Gero Hümmler, der sich seit 1999 bei der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) engagiert, macht sich in seinem jüngst erschienenen Buch „Verschwörungsmythen“ daran, diese und andere, die im Zeitalter der „alternativen Fakten“ wieder Konjunktur haben, zu entkräften.

Er tut das ganz praktisch. So stellt er beispielsweise mit Playmobilfiguren im Sandkasten nach, wie Schatten einer Lichtquelle auf unebenem Untergrund unterschiedlich fallen können. Er zeigt dem Zweifler die kugelartige Krümmung der Erde anhand eines sich entfernenden Schiffs. Und er erklärt mittels Baustatik, warum ein Wolkenkratzer wie das World Trade Center ab einer gewissen Höhe gar nicht anders kann, als in sich selbst zusammenzustürzen statt zur Seite zu kippen. Dieser Umstand wird oft als Beleg für eine kontrollierte Sprengung fehlgedeutet.

Unser Gehirn sucht Muster wo keine sind

Hümmler schreibt dabei in einem nüchternen Ton und ohne überheblichen Duktus. Einfach belächeln und abtun sollte man Hohlwelttheorien und Nazi-Flugscheiben am Südpol nämlich nicht, argumentiert er. Denn einerseits ist unser Gehirn evolutionär auf das Suchen und Finden von Mustern gepolt – selbst da, wo es keine gibt. Andererseits hat es ja in der Geschichte tatsächlich Verschwörungen gegeben. Man denke an Caesars Ermordung, Deutschlands Überfall auf Polen, Kartellabsprachen ...

Natürlich, eingefleischte Verschwörungsanhänger werden durch dieses Buch nicht vom Glauben abfallen, sondern es nur als weiteren Beweis für die Unterdrückung der vermeintlichen Wahrheit auslegen. Wer sich aber regelmäßig ärgert, nicht das passende Argument an der Hand zu haben, wenn in der Kneipe mal wieder jemand damit anfängt, dass Kondensstreifen in Wirklichkeit gefährliche Chemtrails sind, der kann hier fündig werden.

Hümmler entkräftet Scheinargumente ganz praktisch. Zum Beispiel, in dem er mit Playmobilfiguren im Sandkasten nachstellt, wie Schatten einer Lichtquelle auf unebenem Untergrund unterschiedlich fallen können.
Hümmler entkräftet Scheinargumente ganz praktisch. Zum Beispiel, in dem er mit Playmobilfiguren im Sandkasten nachstellt, wie Schatten einer Lichtquelle auf unebenem Untergrund unterschiedlich fallen können.
© promo

Holm Gero Hümmler: "Verschwörungsmythen. Wie wir mit verdrehten Fakten für dumm verkauft werden", S. Hirzel Verlag, 224 Seiten, 19,80 Euro

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