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Youyou Tu
© REUTERS

Nobelpreis für Medizin geht erstmals nach China: Drei Forscherleben gegen tropische Krankheiten

Zum ersten Mal geht der Nobelpreis für Medizin an eine Chinesin. Die Pharmakologin hat ein Medikament gegen Malaria entwickelt.

In China darf gefeiert werden: Zum ersten Mal erhält eine Chinesin den Medizinnobelpreis. Und das ist höchste Zeit. Denn zum einen ist die Pharmakologin Youyou Tu bereits 84. Zum anderen ist es gut 25 Jahre her, dass sie auf der Suche nach einem Malariawirkstoff Hinweisen aus der traditionellen chinesischen Medizin nachging, die seit Jahrhunderten Extrakte des Einjährigen Beifuß Artemisia annua zum Senken von Fieber verschreibt. Die Wissenschaftlerin, die 1955 an der Pekinger Medizinischen Universität promovierte, begann 1965 ihre Arbeit an der Chinesischen Akademie für Traditionelle Chinesische Medizin. Das Institut überprüft mit wissenschaftlichen Methoden die Wirksamkeit von Planzenextrakten und sucht nach den wirksamen Substanzen darin. 1981 identifizierte Tu das Molekül Artemisinin als jenen Stoff im Beifuß-Extrakt, der Malariaerreger abtötet.

William Campbell
William Campbell
© dpa

Gleichen Jahrgangs wie Tu ist der Ire William Campbell. Seine vom Nobelpreiskomitee gewürdigte Forschungsarbeit stammt aus dem Jahr 1979. Er hatte entdeckt, dass bestimmte Bodenbakterien, die der ebenfalls ausgezeichnete Satoshi Omura im Labor zum Wachsen gebracht hatte, die Substanz Avermectin produzieren. Sie tötet Fadenwürmer ab, die Krankheiten wie die Flussblindheit oder Elephantiasis auslösen. Campbell wuchs in Belfast auf, studierte am Dubliner Trinity College und promovierte an der Universität Wisconsin in Madison, USA. „Ich habe schon immer ein besonderes Faible für Helminthen, parasitische Würmer gehabt“, erklärt Campbell auf der Website der Nationalen Wissenschaftsakademie der USA, wo er Mitglied ist. Avermectin fand er zu einer Zeit, als er bei der US-amerikanischen Pharmafirma MSD Merck Sharp and Dohme an deren Institut für Therapeutische Forschung arbeitete. Dort wurde Avermectin auch zum heute eingesetzten Ivermectin weiterentwickelt. Es sei ihm „eine enorme Befriedigung, an dem Prozess beteiligt gewesen zu sein, durch den aus Molekülen Medikamente werden.“

Satoshi Omura
Satoshi Omura
© dpa

Die Zusammenarbeit zwischen Campbell und Satoshi Omura kam durch MSD zustande. Der Pharmakonzern arbeitete mit dem Kitasato Institut in Japan zusammen, wo Omura – mit 80 der jüngste der diesjährigen Nobelpreisträger – seit 1971 arbeitete. Omura ist Mikrobiologe, obwohl er 1968 an der Universität Tokio in Pharmakologie und zwei Jahre später an der Tokio Universität der Wissenschaft in Chemie promovierte. Am Kitasato-Institut hatte er sich auf Streptomyceten spezialisiert, von denen man wusste, dass sie Wirkstoffe gegen diverse Krankheitserreger produzieren. Erst Omuras „herausragende Fähigkeiten“, diese Bakterien in Laborkulturen züchten zu können, machten die Entdeckung von Avermectin möglich, schreibt das Nobelkomitee.

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