zum Hauptinhalt
Studierende stehen vor dem Hauptgebäude der Humboldt-Universität zu Berlin.
© Thilo Rückeis

Die Humboldt-Universität und das Haushaltsloch: Doktoranden gerettet, Lehre in Gefahr

Wegen eines drohenden Defizits muss die Humboldt-Universität auch beim akademischen Mittelbau sparen. Wer an einer Doktorarbeit oder Habilitation sitzt, soll nun verschont bleiben. Fakultäten und Personalrat sehen aber die Lehre in Gefahr.

„Die Kuh ist noch nicht vom Eis, aber sie ist auch nicht eingebrochen“, kommentiert Jan-Hendrik Olbertz, Präsident der Humboldt-Universität, die Personalsituation an seiner Hochschule. Immerhin sei es in den Verhandlungen mit den Fakultäten über das Personal für die Jahre 2014 bis 2017 gelungen, die grundständige Lehre zu sichern und wissenschaftliche Mitarbeiter, die in der Qualifizierungsphase sind, weiterzubeschäftigen. Olbertz lobt die „zivilisierte und rationale“ Haltung der Verwaltungsleiter und Dekane, mit denen das Präsidium über einen Topf von 1,4 Millionen Euro für Personalmittel verhandelt hatte. Daraus wurden wie berichtet „händisch“ 130 Kontingente, die rund 93 Stellen entsprechen, vergeben, „um Härten zu vermeiden“.

Die HU-Leitung hatte den Fakultäten zu Jahresbeginn mitgeteilt, dass die Personalkontingente für die Jahre 2014 bis 2017 in zwei Dritteln der Bereiche auf null stehen. Verantwortlich machte das Präsidium ein Defizit von 3,7 Millionen Euro bis 2017 durch Kostensteigerungen, die in den Hochschulverträgen mit dem Senat nicht ausgeglichen würden. Der Personalrat hatte befürchtet, davon könnte bis zu einem Drittel der rund 1000 aus Haushaltmitteln beschäftigten Mitarbeiter betroffen sein. In Unikreisen wurde vermutet, die Probleme seien hausgemacht, das Management habe sich verrechnet und müsse nun beim Personal die Notbremse ziehen. Olbertz wies das erneut zurück. Die strukturelle Unterfinanzierung betreffe alle Berliner Unis gleichermaßen. Auch die anderen reagierten darauf mit der verzögerten Wiederbesetzung von Stellen.

An der HU geht es dabei aber offenbar um einen längeren Zeitraum. An einer geisteswissenschaftlichen Fakultät etwa mussten umgerechnet 11,4 Stellen identifiziert werden, die bei Auslaufen oder Beurlaubungen für ein Semester nicht wiederbesetzt beziehungsweise vertreten werden. Aus dem Präsidiums-Topf für Notfälle erhielt die Fakultät umgerechnet 5,7 Stellen. Nur die Hälfte der Kürzungen wird also ausgeglichen.

Der Personalrat der HU registriert denn auch weiterhin Unruhe unter den Beschäftigten. Weitgehend behoben sei allein die Gefahr, dass Mitarbeiter ihre Dissertationen und Habilitationen unterbrechen müssten, weil ihre Stellen nicht verlängert werden, sagte der Personalratsvorsitzende Rainer Hansel nach einer Informationsveranstaltung für Mitarbeiter am Mittwoch. Von den Kürzungen betroffen seien aber weiterhin Stellen, mit denen Lehrkapazität verbunden ist. Das würde bedeuten, mehr billigere Lehrbeauftragte zu beschäftigen. Zu hören sei aber auch, dass studentische Tutoren in der grundständigen Lehre eingesetzt werden könnten. Und die Mitarbeiter auf den nunmehr geretteten Qualifikationstellen müssten noch mehr lehren als bisher.

Ein akutes Problem seien die zusätzlichen Studienanfängerplätze, die im Hochschulpakt geschaffen wurden, sagt eine Verwaltungsleiterin. „Noch setzen wir mehr Leute in die Veranstaltungen und vergeben mehr Lehraufträge, aber da ist irgendwann das Limit erreicht.“ Auch Präsident Olbertz sagt, die zusätzlich aufgenommenen Studienanfänger „erhöhen die Anspannung“.

Zur Startseite