Paläontologie: Dino im Metallic-Look
120 Millionen Jahre alte Fossilien zeigen, dass die frühen Vorläufer der Vögel ein schwarz schimmerndes Federkleid hatten.
Wesen mit elegantem, metallisch glänzendem, schwarzem Gefieder gleiten von einem Baumwipfel zum nächsten – so ähnlich könnte der Weg zu den Federn ausgesehen haben, mit deren Hilfe neuzeitliche Vögel fliegen. Diese Theorie zur Evolution des Federkleids stützen die Abdrücke von Federn, die Quanguo Li vom Naturkundemuseum in Peking und seine Kollegen im Nordosten Chinas gefunden haben. Im Fachblatt „Science“ beschreiben die Forscher Gefieder mit einem schwarzen Metallglanz. Es könnte fast von modernen Vögeln herrühren.
Nur stammen die rund 120 Millionen Jahre alten Federn nicht von einem Vogel, sondern von einem fleischfressenden Dinosaurier mit Flügeln. Von denen hatte das „Microraptor“ genannte Wesen nicht nur zwei wie moderne Vögel, sondern gleich vier, wie sie heute zum Beispiel Libellen haben. Das vordere Flügelpaar hat eine erheblich größere Spannweite als die Flügel an den Hinterbeinen. Während die größeren Vorderbeine ähnlich wie heutige Vogelflügel zur Seite abgespreizt werden, liegen die Hinterbeine beim Flug nebeneinander und befinden sich ein wenig tiefer. Dieser Dinosaurier ähnelt daher ein wenig dem Doppeldecker, mit dem die Brüder Wright zu ihren Gleitflügen starteten. Vermutlich flogen die Microraptoren nicht, sondern kletterten in die Baumwipfel, um von dort in die Tiefe zu gleiten.
Seit 2003 haben chinesische Forscher mehrere Microraptor-Fossilien gefunden, die zur engen Verwandtschaft der heutigen Vögel gehören. Bisher waren mit M. gui und M. zhaoianus zwei Arten bekannt. Die neue Art gehört ebenfalls zur Gattung Microraptor. Mit seinen langen Schwanzfedern war dieser Saurier ungefähr 54 Zentimeter lang, seine vorderen Flügel hatten eine Spannweite von mehr als 40 Zentimetern, das hintere Paar dagegen nur knapp 20 Zentimeter.
Interessant bei dieser Art sind die Federn am rechten Vorder- und am linken Hinterflügel, aber auch am Schwanz, deren Abdrücke im Gestein deutlich zu sehen sind. Selbst Details wie die Melanosomen konnten die Forscher erkennen. Das sind winzige Strukturen in den Zellen der Haut, die den dunklen Farbstoff Melanin enthalten. Viele Melanosomen ordnen sich in heutigen Vögeln so an, dass sie Sonnenlicht reflektieren und so einen metallisch schwarzen Glanz erzeugen, den etwa das Gefieder von Kolkraben hat.
Als die Forscher die Form und Anordnung der Melanosomen in heutigen Vögeln mit denen des Microraptor verglichen, staunten sie. Die Melanosomen glichen dem Muster in modernen Federn, die metallisch schwarz glänzen. Das aber passt so gar nicht zu den Überlegungen, nach denen die ersten beiden Microraptor-Arten in der Nacht gejagt hätten. Heutige Vögel mit Metall-Glanz-Gefieder sind tagsüber unterwegs. Schließlich kommt die Farbe nur im Licht zur Geltung. Das wiederum ist wichtig, weil die Tiere einige Energie in den Metallglanz ihres Gefieders stecken. Ein satter Metallglanz zeigt einem möglichen Partner daher, dass der Vogel besonders fit ist, weil er nur dann so viel in seine Federn investieren kann. Und da kräftige Tiere begehrt sind, schnappen sich heute lebende Vögel gern Partner mit möglichst tollem Metallglanz.
Bei den Microraptoren könnte das ähnlich gewesen sein. Balz und Partnerwahl könnten daher schon vor 120 Millionen Jahren eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Federkleids gespielt haben, während Flugeigenschaften noch nicht so wichtig waren. Für einen Gleitflug reichte die Qualität der Federn jedenfalls.
Auf eine solche Signalfunktion an mögliche Partner deuten auch der auffallend lange Schwanz und die eleganten Federn der neu entdeckten Microraptor-Art hin. Für die Balz sind solche Attribute jedenfalls allemal wichtiger als für die Flugeigenschaften. Den schmückenden Langschwanz haben die Vögel schon früh in ihrer Entwicklung verloren. Mit Metallglanz werben sie noch heute.
Roland Knauer