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Johannes Hinkelammert freut sich über eine Spende des Möbelkonzerns IKEA an das "Rechenpaten"-Projekt. Investiert wurde das Geld sofort - in diesem Fall in Stoffmäuse, die beim Zählen helfen.
© Johannes Hinkelammert

Pädagogik: Die Zahlenbotschafter

Im Pädagogikprojekt "Rechenpaten" fördern Studierende der Freien Universität rechenschwache Grundschulkinder.

Für so manchen Schüler ist Rechnen ein Buch mit sieben Siegeln. Dann ist kompetente Hilfe gefragt, etwa durch einen Rechenpaten. Seit fünf Jahren bringen Pädagogik-Studierende der Freien Universität unter der Leitung von Johannes Hinkelammert rechenschwachen Grundschülern mathematisches Basiswissen bei.

„In Berlin gibt es viele Kinder, denen das Rechnenlernen schwerfällt“, sagt Hinkelammert, Lehrkraft für besondere Aufgaben am Lernbereich Mathematik, Arbeitsbereich Grundschulpädagogik. Die Kinder hätten Schwierigkeiten, mathematisches Denken von Alltagswissen abzugrenzen. Oft verstünden sie nicht ausreichend, was von ihnen im Mathematikunterricht erwartet werde, um als leistungsstark zu gelten. „Gleichzeitig gibt es an der Freien Universität viele Lehramtsstudierende, die gerne Praxiserfahrungen an Schulen sammeln möchten und in ihrem Pädagogikstudium bereits fortgeschritten sind“, so Hinkelammert. Vor diesem Hintergrund habe er 2013 das Rechenpaten-Projekt gegründet, bei dem eine Studentin oder ein Student sich mit einer Schülerin oder einem Schüler trifft. Seitdem konnten mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler gefördert werden.

Wer sich als Rechenpatin oder -pate engagieren möchte, muss an einem Blockseminar mit einem Umfang von 18 Stunden teilnehmen: Dabei geht es um Grundlagen und Problemfelder des anfänglichen Zahlbegriffs, den Kinder in den ersten Schuljahren entwickeln. Im Anschluss an das Blockseminar beginnt die Förderung von zwei Kindern: Sie werden einmal die Woche unterrichtet, jeweils im Einzelunterricht. Dort versuchen die Studierenden den Kindern zu vermitteln, dass Mathe Spaß machen und leicht zu erlernen sein kann – fast immer mit Erfolg.

Viele Kinder sind traurig, wenn die Betreuung endet

Das Rechenpatenprojekt komme so gut an, dass viele Kinder traurig seien, wenn die Betreuung durch die Patinnen und Paten nach einem Semester endet, sagt Hinkelammert. „Daher haben wir ein Unternehmen gegründet, durch das das Projekt an Schulen im Rahmen einer Honorartätigkeit weitergeführt werden kann“, erzählt der Wissenschaftler. Ungefähr die Hälfte der Rechenpatinnen und -paten fördere rechenschwache Kinder für ein bis zwei Jahre und verdiene sich dadurch auch Geld fürs Studium.

Gleichzeitig könne man bereits im Studium Kontakte zu Schulen knüpfen, sagt Hinkelammert. Was für ein Praktikum, das Referendariat und sogar die spätere berufliche Tätigkeit hilfreich sein kann. Dabei sei das „Rechenpate“-Projekt nicht nur bei Studierenden beliebt, sagt Hinkelammert. „Wir freuen uns auch darüber, dass alle Schülerinnen und Schüler großen Spaß haben“, sagt er. Die Nachfrage nach Patenschaften sei sehr groß. Für die Förderung der Grundschüler haben Hinkelammert und sein Team zudem eine Förderbox mit Lernspielen entwickelt. Im Zuge der Professionalisierung ihres Angebots wird die „Förderbox Addition und Subtraktion“ inzwischen sogar durch den Verlag SpielundLern hergestellt und kann über diesen auch von Schulen erworben werden.

Mehr im Internet unter www.die-rechenpaten.de

Leonie Schlick

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