Top-Raubtier gab es auch in klein und niedlich: Die Verwandeten von Tyrannosaurus Rex
waren zierlicher und mitunter sogar gefiedert. Fast zum Kuscheln dürften sie demnach gewesen sein und stehen damit im ganzen Gegensatz zu dem weitverbreiteten Bild des furchterregenden "Schreckenssaurier" der Tyrannosaurus-Gruppe.
Weiche und wärmende Daunenfedern passen nicht so recht zu dem weitverbreiteten Bild der Tyrannosaurus-Gruppe. Gehörten Arten wie Tyrannosaurus Rex, mit seinem 150 Zentimeter langen Schädel und einem wohl auch stärkere Knochen zermalmenden Gebiss, doch zu den größten Raubtieren aller Zeiten, die manchmal auch mit dem Beinamen „Schreckenssaurier“ versehen werden. Die Verwandtschaft von T. Rex aber war keineswegs immer riesig und furchterregend. Ganz im Gegenteil gehörten wohl viele Jahrmillionen lang eher kleine Tiere in die große Gruppe der Tyrannosauroidae, berichten Stephen Brusatte vom American Museum of Natural History in New York und seine Kollegen in einem Übersichtsartikel im Wissenschaftsmagazin „Science“ (Band 329, Seite 1481). Bis vor 80 Millionen Jahren waren Tyrannosaurier lediglich so groß wie Menschen. Für diese verhältnismäßig kleinen Echsen waren wärmende Daunen mitunter recht praktisch.
Trotzdem prägt der riesige, mutmaßlich fünf Tonnen schwere und mit einem furchterregenden Gebiss durch die Kreidezeit stapfende Zweibeiner Tyrannosaurus Rex das Bild dieser großen Gruppe bis heute, sagt der Dinosaurier-Spezialist Oliver Rauhut von der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie in München. Und das, obwohl sich in den letzten 20 Jahren in dieser Gruppe einiges getan hat. Seit 1905 Tyrannosaurus Rex zum ersten Mal wissenschaftlich beschrieben wurde, waren im 20. Jahrhundert gerade einmal vier weitere nahe verwandte Arten aus der Gruppe bekannt. Alle waren elefantengroße Riesenechsen mit einigen Tonnen Kampfgewicht. Dann aber wurden immer neue Arten entdeckt, allein 2009 kamen sechs neue Tyrannosaurus-Arten dazu.
Viele der Neuentdeckungen waren eher klein. „Fossilien großer Arten bleiben eben besser erhalten“, erklärt Rauhut. Stoßen Paläontologen dann doch einmal auf versteinerte Knochen einer kleineren Art, handelt es sich oft um Einzelstücke, die sich nur schwer einer Gattung zuordnen lassen. Wenn vom Ende der Kreidezeit vor 65 Millionen viele große Arten bekannt sind, gab es daneben wohl noch viel mehr kleinere Arten. „Man könnte die Situation mit einer Safari in der afrikanischen Savanne vergleichen. Dort leben zwar viel mehr kleine Tiere, dem Besucher aber fallen vor allem die großen Elefanten, Giraffen und Büffel auf“, erläutert Rauhut. In der ausgehenden Kreidezeit wimmelten dann auch zwischen den Riesenechsen jede Menge viel kleinerer Eidechsen und Säugetiere, aber auch etliche Mini-Dinos der Ein-Kilogramm-Gewichtsklasse über einen Globus, der deutlich wärmer als heute war.
Je mehr Tyrannosaurier die Forscher aber beschrieben, umso besser konnten sie die Entwicklung dieser großen Gruppe erklären. Manche dieser Arten lebten 100 Millionen Jahre vor Tyrannosaurus Rex, erreichten aber gerade einmal ein Prozent seiner gigantischen Größe, erklären Stephen Brusatte und seine Kollegen. „Das ist eine sehr lange Entwicklungsgeschichte“, ordnet Rauhut dieses Ergebnis ein.
In den ersten 80 Millionen Jahren ihrer Evolution bevorzugten die Tyrannosaurier kleine bis mittlere Größen: Neun Meter Länge waren das obere Ende der Fahnenstange, von denen allerdings die Hälfte auf den Schwanz entfiel. „Erst in den letzten zehn oder 15 Millionen Jahren ihrer Entwicklung entstanden die Riesenformen, die gleichzeitig die Top-Raubtiere ihrer Zeit waren“, sagt Oliver Rauhut über die letzte Epoche der Tyrannosaurus-Geschichte.
Kleine und große Arten dieser Gruppe aber liefen gleichermaßen immer auf zwei Beinen durch die Kreidezeit und ähneln damit nicht nur den Menschen, sondern auch den Vögeln, die ja Nachfahren der Dinosaurier sind. Vor 130 Millionen Jahren lebte dann auch ein gerade einmal 150 Zentimeter langer Tyrannosaurus, dessen Fossilien auch Hinweise auf urtümliche Federn hatten.
Ob ein solches Daunenkleid viele Tyrannosaurier einhüllte, wissen die Paläontologen noch nicht, weil kleinere Arten ohnehin schlechter erhalten bleiben und Spuren von Federn nur unter außergewöhnlichen Umständen die Jahrmillionen überdauern. „Große Tiere in einer warmen Welt aber können ähnlich den heutigen Elefanten und Nashörnern auf eine solche wärmende Hülle verzichten“, sagt Rauhut.
Die meisten Tyrannosaurus-Fossilien stammen aus feuchteren Regionen. „Das mag aber auch daran liegen, dass sich die Überreste von Tieren in Wüsten viel schlechter erhalten“, vermutet Oliver Rauhut. Computersimulationen und genaue Analysen der Fossilien liefern inzwischen auch Hinweise auf die Verhaltensweise der Tiere. So konnten wohl auch die großen Arten rennen, erreichten aber mit 18 bis allenfalls 40 Kilometern in der Stunde bei weitem nicht das Tempo heutiger Rennpferde, die mit mehr als 70 Kilometern in der Stunde über die Rennbahn galoppieren.
Aktive Jagd, aber auch Aas lieferte Tyrannosaurus-Arten Fleisch. Anscheinend lebten die Tiere auch gern in Gruppen, wie Zoologen es heute sowohl von aktiven Jägern wie Löwen und Wölfen, aber auch von Aasfressern wie Geiern kennen. Zunehmend kristallisieren sich so Eigenschaften der Tyrannosaurier heraus, die sich doch deutlich vom herkömmlichen Bild des Tyrannosaurus Rex unterscheiden. „Tyrannosaurus Rex war wohl nur die Spitze des Eisbergs in dieser Sauriergruppe“, sagt Rauhut.
Daunenfedern passen also durchaus zu einem Schreckenssaurier. Tyrannosaurus Rex aber war eher die Ausnahme von der Regel, ein Gigant unter zierlichen Räubern.
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